Von: mk
Bozen – Zum Arbeitstitel „Bild und Kontext“, im Vorjahr von Südtiroler Künstlerbund SKB und der Südtiroler Katholischen Männerbewegung kmb als Wettbewerb ausgeschrieben, ermittelte eine fünfköpfige Fachjury Anfang Juni unter den 177 vollständig eingereichten Werken die neun Preisträgerinnen und -träger. Alle Werke sind von Mittwoch, 24. Juni, bis Samstag, 4. Juli, in der Galerie Prisma in Bozen zu sehen. Die neun Siegerprojekte werden vom 4. bis 22. November 2020 in der Stadtgalerie Bozen und voraussichtlich zu einem späteren Zeitpunkt in Trier ausgestellt werden.
Zudem stellt die Katholische Südtiroler Männerbewegung für die neun Preisträgerinnen und -träger auch einen einmaligen finanziellen Förderbeitrag in Aussicht: Die Erstplatzierte Martina Stuflesser erhält 4.000 Euro für ihr Werk „Stecknadeln auf blauer Schürze“, Hubert Kostner für das Holzfiguren-Konzept 3.000 Euro, Mirijam Heiler für ihre Interpretation von Kirchenfenstern 2.000 Euro. Mit je 1.000 Euro werden die sechs weiteren ausgezeichneten Werke honoriert: „Wackelbilder“ von Arnold Mario Dall´O, „Rakete mit Kreuz“ von Gastager Bosko, „Röntgen“ von Mario Linke, „Lamm, gemalt“ von Ruben Müller, „Kaaba wird Kreuz und umgekehrt“ von Otto Scherer und „Glas Skulptur“ von Alexander Voß.
Der Wettbewerb war im September des Vorjahres vom Südtiroler Künstlerbund und der Südtiroler Katholischen Männerbewegung in Zusammenarbeit mit der Südtiroler Katholischen Frauenbewegung kfb und Südtirols Katholischer Jugend SKJ ausgeschrieben worden, Stichtag der Einreichefrist war der 30. Mai dieses Jahres. „Das Projekt war ein Versuch, eine zeitgenössische sakrale Bildsprache zu etablieren“, schreiben die Projektträger. „Ziel sollte sein, mit den Mitteln und Wegen der heutigen Kunst eine Interaktion zwischen Kunst und Religion bzw. zwischen historischer Kirchenkunst, Bibelzitaten und zeitgenössischer autonomer Kunst zu veranschaulichen. Dazu braucht es Bilder, die zu uns sprechen, auf uns einwirken, uns berühren, auch vor und nach unserer Vernunft“, so SKB und kmb weiter. Das Interesse so vieler teilnehmender Künstler*innen aus dem In- und Ausland spreche für dieses Bedürfnis der Kunstszene per se, aber auch der Gesellschaft, ob klerikal oder profan, stellten die Fachjurorinnen und -juroren Lisa Trockner, Eva Gratl, Verena Niederegger, Micha Flesch und Peter Schwienbacher nach der Sichtung und Auswertung der eingesandten Arbeiten unisono fest.
In der Kunstgalerie Prisma sind alle 177 eingereichten Werke vom 24. Juni bis zum 4. Juli 2020 dienstags bis samstags von 10.00 bis 14.00 Uhr für das Publikum frei zugänglich.
Erster Preis: Martina Stuflesser, „Das Kreuz“ (Stecknadeln auf blauer Schürze)
Auf blauem Stoff zentriert die in Gröden geborene und dort lebende Künstlerin mit Stecknadeln ein Kreuz. Je nach Lichteinfall ist das Kreuz von Glanz und Schimmer umhüllt. Das Kreuz als starkes Symbol der Christenheit zwingt sich in dieser künstlerischen Bearbeitung nicht auf, ja, es hat nahezu etwas Friedliches an sich. Aber Kreuz bedeutet auch Schmerz. Die Stecknadeln verkörpern die Dornenkrönung und Kreuzigung Christi, gleichzeitig auch den Schmerz der Menschheit, in unserer Zeit. „Das Kreuz in seiner abstrakten Darstellung gehört dem Betrachter und lässt es `begreiflich` machen“, lautet die Botschaft der Künstlerin. Diese Botschaft wird verstärkt durch den traditionellen blauen Schurz, der als Bildträger dient.
Zweiter Preis: Hubert Kostner, „Polychromos“ (Holzfiguren, 57 cm Höhe)
Drei Holzfiguren, den heiligen Christophorus, den heiligen Petrus und Madonna mit Kind, sind Teil einer Gruppe, einer Edition von 100 Holzfiguren und Holzreliefs, die der Künstler 2019 umzusetzen begonnen hat. Diese Holzfiguren, die sich bereits im Lagerbestand von Hubert Kostner und dessen Eltern befanden, gestaltet der in Kastelruth lebende Grödner Künstler insofern um, als dass er sie durch exakte konzeptionelle Schnitte abstrahiert und verwandelt. Die daraus entstehenden neuen Flächen bemalt er anschließend mit Holzbuntstiften, der Firma Faber Castell, den Polychromos, so auch der Name der Arbeiten. Diese Metamorphose soll die traditionelle Grödner Holzschnitzerei in das Verständnis von sakraler Kunst in der Gegenwart führen. Die Holzformen stehen für personalisierte Gleichstellung und andererseits für einen neuen befreienden und offenen Umgang mit Religionsfragen.
Dritter Preis: Mirijam Heiler, „Clouds“ (Öl auf Leinwand, 180 x 200 cm)
Inspiriert von der Enzyklika „Laudato si“ von Papst Franziskus, lenkt die Bozner Künstlerin über die Kombination dreier Kirchenfenster den Blick des Betrachters auf den bewölkten Himmel und vermittelt die Botschaft des Eingebunden-Seins des Menschen in die Schöpfung und seine Aufgabe, diese zu bewahren. Die Kirchenfenster selbst „stellen eine Öffnung zwischen dem Innen und Außen der Kirche dar“, schreibt Mirijam Heilner, Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung und die Verbindung des Menschen mit Himmel und Erde stellen in der Kirche von heute wohl besondere Herausforderungen dar, die den Menschen aufrütteln, berühren und zur Tat bewegen sollen.