40 Jahre nach der ersten Zweisprachigkeitsprüfung wird der Sprachnachweis immer internationaler

Zweisprachigkeitsprüfung: Die Entwicklung geht weiter

Donnerstag, 09. November 2017 | 13:41 Uhr

Bozen – In einer Pressekonferenz haben heute eine Reihe von Persönlichkeiten an die letzten 40 Jahre der Zweisprachigkeitsprüfung erinnert – wie diese zunächst eingeführt und im Laufe der Zeit immer wieder weiterentwickelt wurde. Und die Entwicklung geht weiter: Jetzt, wo der Zweisprachigkeitsnachweis als international anerkanntes Sprachzertifikat gilt, kündigt die Landesdienststelle für Zwei- und Dreisprachigkeitsprüfungen an, sich bald von den bisherigen Sprachniveaus A, B, C und D zu verabschieden und nur noch die international bekannten Zertifikatsnamen C1, B2, B1 und A2 verwenden zu wollen. Auch der Grad der Digitalisierung im Kontakt mit den Bürgern wird weiter ausgebaut, um die Abläufe zu beschleunigen und nutzerfreundlicher zu gestalten.

Landeshauptmann Arno Kompatscher, erinnerte daran, dass die Zweisprachigkeitsprüfung eine der wichtigen Säulen der Autonomie sei. “Sie ist es, die es jeder Bürgerin und jedem Bürger ermöglicht, das eigene Recht auf den Gebrauch der Muttersprache im Umgang mit der öffentlichen Verwaltung auszuüben”, sagte der Landeshauptmann, und das “sei ein ganz wesentliches Recht im Rahmen unserer Autonomie”. Zwei weitere Besonderheiten seien, dass die 13.000 Prüfungen im Jahr einen Nachweis in beiden Landessprachen lieferten, beziehungsweise in allen drei Landessprachen im Falle der Dreisprachigkeitsprüfung. Zudem sei sie für die Kandidaten völlig kostenlos.

Auch Regierungskommissar Vito Cusumano würdigte die Bedeutung der Zweisprachigkeitsprüfung und die beachtliche Entwicklung, die diese hinter sich habe.

Der ehemalige Direktor der Landesabteilung Präsidium, Karl Rainer, erinnerte an die vielfältigen Schwierigkeiten, die die Landesverwaltung im Jahr 1977 zu bewältigen hatte, um die ersten 6000 Kandidaten zur Prüfung antreten zu lassen. Dazu zählte beispielsweise die Tatsache, “dass auch perfekt zweisprachige Persönlichkeiten die Prüfung nicht bestanden”. Auch sei es nicht richtig, die Schule in die Verantwortung zu ziehen, wenn ihre Abgänger die Prüfung nicht auf Anhieb bestehen. “Schulen müssen andere Schwerpunkte setzen, als die, die bei der Prüfung zählen”, betonte Rainer.

Die Koordinatorin der zuständigen Dienststelle, Karin Ranzi, beschrieb, wie sich auch der Schwierigkeitsgrad gewandelt habe. Zum einen müssen Kandidaten nicht mehr übersetzen wie in den ersten Jahren, sondern ihre Sprachkompetenz in vier Modulen unter Beweis stellen. Es muss auch nicht mehr jedes Modul für sich bestanden werden, sondern das Endresultat aller vier Module ist ausschlaggebend.

Turmspringerin und Testimonial Tanja Cagnotto die zweisprachig aufgewachsen ist, erzählte schließlich, wie sie beim ersten Durchlauf der Prüfung auf Grund einer Unachtsamkeit durchgefallen sei. Sie empfahl allen Südtirolern, so früh wie möglich mit dem Erlernen der zweiten Sprache zu beginnen.

Parallel zur Pressekonferenz lief auch die Informationsveranstaltung Kompakt-Info, die vierte in diesem Jahr. Sie ermöglicht es Bürgern in vielfältiger Weise, Details über den Ablauf und die Inhalte der Zwei- und der Dreisprachigkeitsprüfungen zu erfahren. Weitere Termine für Kompakt-Info im kommenden Jahr umfassen: 25. Jänner, 12. April, 12.Juli und 15.November 2018.

Zingerle: Zum Geburtstag ein Messinstrument

Die Zwei- und Dreisprachigkeitsprüfung feiert in diesem Jahr ihr 40-jähriges Bestehen. Regelmäßig veröffentlicht das Land eine Statistik zu diesen Prüfungen. “Jedoch fehlt eine Aufschlüsselung der Erfolgsquoten nach Volksgruppen.”

Im Mai reichte der Freiheitliche Landtagsabgeordnete Hannes Zingerle eine Landtagsanfrage ein, in der er sich u.a. darüber informierte, ob es möglich wäre, in Zukunft die jährliche Statistik zu den Zwei- und Dreisprachigkeitsprüfungen des Landesamtes für Statistik – ASTAT – mit der Statistik des Niveaus der Sprachkompetenz nach Erstsprache bzw. Sprachgruppenzugehörigkeit zu ergänzen.Laut Antwort des Landeshauptmannes ist die Sprachgruppenzugehörigkeit der Prüfungskandidaten der Dienststelle nicht bekannt, da dies für die Prüfung zu keinem Zeitpunkt relevant ist.

„Zum 40-jährigen Bestehen dieser Autonomiesäule – wie Landeshauptmann Kompatscher die Dienststelle bezeichnete – gratuliere ich natürlich. Nach gescheiterten CLIL-Experimenten und ernüchternden Kolipsi-Studien ist nun der richtige Augenblick gekommen, um der Dienststelle für die Zwei- und Dreisprachigkeitsprüfung ein wichtiges Messinstrument für die Analyse und Beobachtung der Entwicklung der Sprachkenntnisse in Südtirol einzufügen“, so Zingerle.

„Die Verknüpfung der Sprachgruppenzugehörigkeit bzw. die verpflichtende Angabe der Erst- oder Muttersprache der Prüfungskandidaten wäre ein kontinuierliches Messinstrument, welches ohne großen Aufwand umsetzbar wäre und das Rückschlüsse über die Sprachentwicklung in Südtirol ermöglichen würde“, schließt Zingerle in einer Aussendung.

Von: luk

Bezirk: Bozen