Königin Margrethe II. tritt ab

Beginn einer neuen Ära in Dänemark

Freitag, 12. Januar 2024 | 06:13 Uhr

In Dänemark geht am Sonntag eine Ära zu Ende: 52 Jahre nach ihrer Thronbesteigung dankt die populäre Königin Margrethe II. ab und macht Platz für ihren ebenfalls sehr beliebten 55-jährigen Sohn Frederik. Nach skandinavischer Art wird das Ereignis mit deutlich weniger Pomp zelebriert als etwa die Krönung des britischen Königs Charles III. Dennoch wird erwartet, dass sich etwa hunderttausend Menschen zu Ehren des neuen Königs Frederik X. auf Kopenhagens Straßen versammeln.

Einer Umfrage zufolge sind 82 Prozent der Dänen überzeugt, dass Frederik X. ein guter König wird. “Die Leute finden, dass er einer von ihnen ist, sie lieben ihn wirklich”, sagt die Königshaus-Expertin von Dänemarks öffentlich-rechtlichem Sender DR, Cecilie Nielsen.

“Er mag Sport, ist nett und die Dänen geben nicht viel darauf, was ausländische Medien über ihn schreiben”, fügt Nielsen hinzu. Damit spielt sie auf bereits dementierte Berichte spanischer und britischer Medien über ein Verhältnis von Frederik mit einer prominenten Mexikanerin an.

Dass seine Mutter Margrethe in ihrer Neujahrsansprache ihre Abdankung ankündigte, kam trotz ihres Alters von 83 Jahren und ihrer Rückenoperation im Februar 2022 überraschend. Schließlich hatte die humorvolle Monarchin immer wieder versichert, sie bleibe auf dem Thron, bis sie “umfalle”. Seit dem Tod ihrer entfernten Cousine Elizabeth II. im September 2022 war die Dänin die letzte Königin, die in Europa regierte, und zugleich die dienstälteste Monarchin des Kontinents.

Für den Historiker Bo Lidegaard spricht Margrethes Abdankung dafür, dass die dänische Königsfamilie keine “Gefangene der Konventionen” sei. Margrethe II. sei “bewusst, dass sie körperlich geschwächt ist”, sagt der Experte. “Ihr Sohn ist bereit und in einer besseren Position als sie, um das Familienunternehmen zu übernehmen.”

Bislang gab es in Dänemark erst eine Abdankung eines Monarchen. Und das war vor fast 900 Jahren, wie Nielsen hervorhebt. Die Dänen haben sich aber schnell mit Margrethes Entscheidung abgefunden und sind froh, dass sie ihnen erhalten bleibt. Sie darf weiter den Titel Königin tragen und das Königshaus bei offiziellen Anlässen vertreten.

Außerdem freut sich das 5,9-Millionen-Einwohner-Land auf die Feier von Frederiks Einsetzung als König. Seit Margrethes Abdankungsankündigung erleben Kopenhagens Hotels einen großen Ansturm. Es ist kaum mehr möglich, Zugtickets oder Inlandsflüge in die dänische Hauptstadt für das Wochenende zu ergattern.

Peter Dahl von der Kopenhagener Polizei rechnet mit zahlreichen Besuchern, die dem neuen König zujubeln wollen. “Wie viele? Unmöglich zu sagen, aber ich rechne mit mehr als 100.000 Menschen.” Zur Verstärkung werden Polizeikräfte aus dem ganzen Land nach Kopenhagen kommen.

Die dänische Ministerpräsident Mette Frederiksen wird Frederik X. am Sonntag um 15 Uhr vom Balkon des Regierungs- und Parlamentssitzes Schloss Christiansborg zum neuen König ausrufen, nachdem Margrethe II. um 14 Uhr genau 52 Jahre nach ihrer Thronbesteigung ihre Abdankung unterzeichnet hat. Danach fahren Frederik X. und seine Frau Mary, die neue Königin, in einer Kutsche durch das Stadtzentrum zu ihrer Residenz Schloss Amalienborg.

Eine echte Krone wird dem neuen König nicht aufgesetzt und er besteigt auch nicht im wörtlichen Sinne einen Thron. Auch sonst ist die Zeremonie relativ schlicht gehalten. Ausländische Würdenträger sind wie in Dänemark in diesem Fall üblich nicht eingeladen.

Dänemarks König setzt zwar die Gesetze mit seiner Unterschrift in Kraft und trifft sich regelmäßig mit der Regierung, hat aber eine vornehmlich repräsentative Rolle.

Paradoxerweise seien die Monarchen des Landes “keine Bürger, sie sind außerhalb der politischen Debatte, aber trotzdem der Spiegel Dänemarks”, sagt Lidegaard. Er rechnet damit, dass Frederik X. wie seine Mutter eine stark einigende Rolle spielen wird, “weil er, wie der Rest der königlichen Familie, über den Unstimmigkeiten in der Gesellschaft steht.”

(von Camille Bas-Wohlert/AFP)

Von: APA/AFP