So manches Krimi-Schmankerl aus Wien, Österreich und Norditalien

Loibelsberger serviert Kurz-Krimis als “Wiener Zuckerl”

Sonntag, 10. März 2024 | 06:16 Uhr

Wenn ein Buch mit dem Ausruf “Des is a richtige Kanaille!” beginnt und mit einem Zitat aus einem Bruce-Springsteen-Song endet, dann lässt sich bei den Texten dazwischen eine ziemlich große Bandbreite erahnen. Und genau das ist bei den kriminalistischen Kurzgeschichten, die Gerhard Loibelsberger unter dem Titel “Wiener Zuckerl” zusammengetragen hat, der Fall. Der Bogen spannt sich von Milieu- und Strizzigeschichten des frühen 20. Jahrhunderts bis zur aktuellen Ganovenszene.

Schauplatz vieler dieser Kurzkrimis ist Wien, aber auch Geschichten aus den diversen Bundesländern sowie aus Venedig sind enthalten. Mal darf Loibelsbergers Kultermittler Oberinspector Joseph Maria Nechyba ermitteln, mal der Venezianer Lupino Severino – Letzterer stolpert als Besucher im niederösterreichischen Weinviertel in so manchen Mordfall.

Insgesamt hat der beliebte Krimiautor Loibelsberger Erfundenes und True Crime zusammengetragen, wobei einige der Texte bisher unveröffentlicht waren und einige überhaupt neu geschrieben wurden. Neben einem autobiografischen Schwank aus seiner Bundesheer-Zeit brachte der Autor auch eine Geschichte zum Klimawandel nach einer Idee von Isabel Karajan in dem Band unter.

Was vor allem die Geschichten mit Wien-Bezug auszeichnet, ist eine ganz eigene sprachliche Note – also klassisch wienerische Ausdrücke und Redewendungen, die im heutigen Alltag beinahe verloren gegangen sind. So wird etwa einmal “der Hallo” thematisiert, der “schon g’storben” is und “neben dem Heast am Zentralfriedhof” liegt; es gibt “Strizzis” und “Gschamsterer”, ein “Gschmierter” gehört der “He” (Polizei) an – und verfolgt vielleicht “Gfraster”, die mit Diebesgut “schachern” und sich dann schnell “päulisieren”.

Sind dem Leser oder der Leserin derartige Begriffe nicht vertraut, so verschaffen Fußnoten sowie ein Glossar am Ende des Buches Klarheit. Auch sehr umgangssprachliche Bezeichnungen für bestimmte Körperteile wie “Beidl” oder “Tuttln” kommen in dem knapp 160 Seiten starken Buch mehrmals zur Erwähnung. Wer sich für diese Sprache zu fein ist, dem stoßen die “Wiener Zuckerl” möglicherweise sauer auf. Wer sich aber auf dieses ur-wienerische Idiom einlassen und es gemeinsam mit dem in den Geschichten mitschwingenden Lokalkolorit erfassen kann, der oder die kann die “Wiener Zuckerl” so genießen, wie es der Autor im Vorwort empfiehlt: “Wiener Zuckerl lutscht man, ohne sie zu zerbeißen.” Man soll die Geschichten daher “langsam und mit Genuss” lesen, so Loibelsberger. In diesem Sinne: Wohl bekomm’s!

(S E R V I C E – Gerhard Loibelsberger: “Wiener Zuckerl. Krimis und andere Geschichten”, Ueberreuter-Verlag, 159 Seiten, 16,00 Euro, E-Book 9,99 Euro)

Von: apa