RAF Camora lockte mit seinem Auftritt die Massen auf die Donauinsel

RAF Camora heizte zum Start des Donauinselfests gehörig ein

Freitag, 23. Juni 2023 | 23:26 Uhr

Der erste Tag des 40. Wiener Donauinselfests hat am Freitag mit einem fulminanten Konzert von RAF Camora geendet. Nach einem wettertechnisch äußerst mauen Start, der für überschaubare Besucherzahlen sorgte, zog der Rap-Superstar dann doch noch die Massen an. Im Gepäck hatte er ein neues Album namens “XV” und mehrere Gäste wie Yung Hurn. Davor überzeugte Paula Hartmann mit einem Mix aus Pop und Hip Hop, während Greeen auf entspannte, positive Rap-Klänge setzte.

Unzählige Handys schossen zu Beginn des eineinhalbstündigen Konzerts von RAF Camora in die Höhe. Der Platz vor der am Freitag von FM4 kuratierten Festbühne war bis weit hinten gefüllt. So manche der im Schnitt recht jungen Zuschauer verschafften sich auf diversen Wägen und Toilettenhäusern bessere Sicht. Belohnt wurde die Menge für ihr Kommen nicht nur mit einer Regenpause, auch gab RAF Camora zahlreiche Songs seines heute erschienenen Albums “XV” zum Besten.

Für den Song “Wien” holte er den dem Publikum bestens vertrauten Yung Hurn auf die Bühne, um ein Video zu drehen. “Macht uns stolz”, sagte er und bat das Publikum darum, alles zu wirbeln, was sich wirbeln lässt. Gesagt, getan. Auch bei der oftmals geäußerten Aufforderung “Alle Hände rauf” ließ sich die Menge nicht lumpen.

Dem Publikum heizte der Rapper aus Wien-Fünfhaus aber nicht nur mit seinem Mix aus Dancehall, Hip-Hop und Pop ordentlich ein. Auch zwei Flammenwerfer und Bengalen kamen zum Einsatz, während die Lichtshow aus allen Rohren feuerte und der Bass ordentlich aus den Lautsprechern dröhnte.

RAF Camora trat schon vor ca. 20 Jahren auf dem Donauinselfest auf. Damals waren aber weniger Leute vor der Bühne als darauf, erinnerte er sich. Dass er nun die Festbühne bespiele, sei die “größte Genugtuung meines Lebens”, so der Musiker.

Der deutsche Rapper Greeen bereitete mit grüner Kappe und grünem Shirt den Boden für RAF Camora. Er setzte auf eine gehörige Portion guter Laune und Positivität. “Ich mach Musik, weil du dich darüber freust”, rappte er an einer Stelle und hat damit offenkundig Recht. Denn das bereits zahlreich erschienene Publikum kommt seinen Aufforderungen zum Hüpfen, in die Knie gehen und Arme schwenken gerne nach. Und auch abseits der alles in allem entspannten (Reggae-)Beats hatte Greeen trotz suboptimalem Wetter keinen Grund für schlechte Laune. Man müsse doch nur an die Bäume denken, die sich über den Regen freuen, scherzte er.

Auch bei Paula Hartmann harrten die Besucherinnen und Besucher des Donauinselfests tapfer in den unwirtlichen Bedingungen aus. Die erst 22-jährige deutsche Sängerin kann noch nicht auf viele Songs zurückgreifen, aber die dargebotenen saßen. Und die Newcomerin sparte auch nicht mit Ansagen ans Publikum. Mit Verweis auf die Vorwürfe gegen Rammstein-Sänger Till Lindemann rief sie dazu auf, Opfern Glauben zu schenken und stimmte ihren Song “3 Sekunden” an, der etwa von ungewollten Berührungen in Clubs handelt. Auch auf mentale Gesundheit kam die Sängerin zu sprechen und ermutigte alle, es ihr gleichzutun und sich im Falle des Falles Hilfe zu holen.

Den Auftakt auf der Festbühne bestritt die Wiener Musikerin Rahel. Die Singer-Songwriterin lockte mit ihren verträumten Synthieklängen und Pop-Refrains aber noch nicht die Massen vor die Bühne. Auch im Anschluss bei der Münchener Indiepop-Band Mola konnte man sich nicht über zu wenig Platz zum Tanzen beschweren. “Beim Singen geht’s nicht um Perfektion, es geht darum, sich frei zu singen”, ermutigte Sängerin Isabella Streifeneder die Menge, sie stimmlich zu unterstützen. Nach nachdenklichen bis melancholischen Klängen wurde dann zum “schönsten Wiener Indie-Moshpit” geladen.

Abseits der Festbühne zog das ORF III-Kulturzelt mit einem K-Pop-Abend primär jüngeres Publikum an, während Jazz Gitti auf der Schlagerbühne und Wir 4 auf der Rockbühne auch etwas ältere Semester ansprechen sollten. Diverse sportliche Stationen wurden wohl aufgrund des Wetters weniger stark frequentiert als die zahlreichen Essens- und Getränkestände. Manche nutzten die Vordächer auch als willkommene Gelegenheit dem hartnäckigen Regen zu entkommen, während andere auf Regenponchos, die verteilt wurden, zurückgriffen.

Auch Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) und der neue SPÖ-Chef Andreas Babler trotzten auf einer Runde auf der Arbeitsweltinsel dem Wetter. Dabei gab es für die beiden allerhand Hände zu schütteln und Selfies zu machen. Babler war in den vergangenen Jahren nicht am Fest, aber seit Gründung in etwa 15 bis 20 Mal, wie der neue oberste Sozialdemokrat beteuerte. So ein Festival mitten in einer Millionenstadt bezeichnete er als “echtes Privileg” und stieg bereitwillig in einen von der MA48 reparierten VW-Käfer ein, um für Fotos zu posieren. Ludwig war schon bei der Nullnummer dabei und kam seitdem immer wieder. Als Highlight sieht er das “persönliche, solidarische Miteinander” auf der Insel. Und an das legendäre Falco-Konzert denkt er auch gerne zurück. Dass sich die Wiener SPÖ in Zeiten der Teuerung ein solches Großevent leistet, bezeichnete Ludwig als “wichtig”.

Insgesamt wartet das von der Wiener SPÖ veranstaltete Fest auf viereinhalb Kilometern Länge mit 13 Bühnen und 700 Stunden Programm auf. Täglich sind 800 Polizistinnen und Polizisten im Einsatz. Für einen reibungslosen Ablauf sollen auch 300 Securitykräfte sorgen, außerdem sind 250 Rettungs- und Notfallsanitäter im Einsatz. Für das große Highlight am ersten Tag – das Konzert von RAF Camora – wurde eigens ein Sicherheitskonzept erstellt. Als Highlights der weiteren beiden Festtage warten etwa Michael Patrick Kelly, Silbermond, The BossHoss, Bonnie Tyler oder auch Royal Republic auf die Besucher.

(S E R V I C E – www.donauinselfest.at)

Von: apa