Der Jubilar weiß gelegentlich zu provozieren

Schauspieler, Regisseur und Aufrührer: Hubsi Kramar ist 75

Dienstag, 27. Juni 2023 | 10:36 Uhr

“Ich kann eigentlich nicht singen, aber als Bühnenmensch bin ich schamlos. Wenn du nicht eine gewisse Chuzpe hast, darfst du eh gar nicht erst auf die Bühne”, sagte Hubsi Kramar einmal. Am Dienstag feiert der Schauspieler und Regisseur, Autor und Aufrührer seinen 75. Geburtstag. Am 2. Juli ist er in dem 2018 entstandenen “Tatort” “Glück allein” in ORF 2 zu erleben, im Herbst folgt die “Tatort”-Premiere von “Bauernsterben”, 2024 “Dein Verlust”.

Geboren wurde Hubsi Kramar am 27. Juni 1948 in Scheibbs im Mostviertel. Nach der Matura zog es den Bürgersohn, der sich gegen sechs Geschwister behaupten musste, zunächst in die Welt, bevor er in den 1970ern am Max Reinhardt Seminar und später an der Filmakademie studierte. Auch bei Jerzy Grotowski in Polen, bei Jerome Savary in Paris und am La MaMa Theatre in New York nahm er Unterricht. Dem Kulturmanagement widmete er sich dann in Harvard.

Ab Ende der 1970er-Jahre gründete er mehrere eigene Theatergruppen, so die Showinisten als freies Theater für satirische Revue, das Theater Direkt, TAT-Teata oder WEARD t.atr. Am Theater der Jugend und dem Theater Gruppe 80 war Kramar unter anderem als Regisseur tätig.

Angesichts der damaligen schwarz-blauen Regierung besuchte er im Jahr 2000 als Adolf Hitler kostümiert den Opernball und wurde verhaftet. Seine schnauzbärtige Figur, die er nicht auf reine Parodie angelegt haben will (“Ich suche in der Figur ja eher den kleinen Hitler in mir selber”), machte ihn einer breiten Öffentlichkeit so bekannt wie später sein “Tatort”-Polizeichef Ernst Rauter, den er seit 2004 als Vorgesetzter von Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) verkörpert.

Mit dem 3raum-anatomietheater in der ehemaligen Veterinärmedizinischen Universität in Wien-Landstraße verwirklichte er sieben Jahre lang seinen Traum einer eigenen Theaterfamilie. Dort feierte er mit Mitstreitern wie Lucy McEvil, Stefano Bernardin und Markus Kofler u.a. mit Oscar-Wilde-Inszenierungen Erfolge und sorgte 2009 mit seiner Kellersoap “Pension-F.”, einem satirischen Format über den Umgang der Medien mit dem Amstettener Inzestfall, für Aufsehen und weltweites Medieninteresse. 2012 lief der Mietvertrag aus. Er sperrte zu und war “heilfroh, dass nach 40 Jahren die 18-Stunden-Tage ein Ende hatten”.

Der Bühne blieb er aber treu: So brachte er zuletzt etwa mit dem Ensemble Die Theaterküche “Die Puppe” von Miro Gavran im Theater Center Forum zur Österreichischen Erstaufführung oder inszenierte Nestroys “Frühere Verhältnisse” im Theater Akzent. Neben seiner Theaterarbeit war Kramar ab Mitte der 70er-Jahre auch in über 60 TV- und Kinorollen zu sehen, darunter Axel Cortis “Jakob der letzte”, Dieter Berners “Alpensaga” oder Steven Spielbergs “Schindlers Liste”. Auch im “Kaisermühlen Blues” war Kramar zu Gast.

Für seine Leistungen wurde er u.a. 1985 mit der Kainz-Medaille, 1989 mit dem Deutschen Kleinkunstpreis, 2003 mit dem Nestroy-Preis für die beste Off-Produktion und 2011 mit dem Goldenen Verdienstzeichen des Landes Wien ausgezeichnet.

(S E R V I C E – http://hubsikramar.net)

Von: apa