Ein Schicksalsschlag brachte ihn zum Ziehharmonikaspielen

Volksmusiker und “Mei liabste Weis”-Urgestein Franz Posch wird 70

Montag, 07. August 2023 | 08:05 Uhr

“Mei liabste Weis” wäre ohne ihn kaum vorstellbar. Seit 35 Jahren reist Franz Posch mittlerweile mit der ORF-Hauptabendsendung durch Österreich, Südtirol und Bayern. Dabei moderiert er nicht nur, sondern greift auch selbst zu Harmonika oder Klarinette. Ein Ende ist für den Multiinstrumentalisten nicht in Sicht. “Musik ist halt meine Leidenschaft”, hielt der Volksmusikprofi fest. Am Samstag (12. August) wird er 70 Jahre alt.

Noch länger als “Mei liabste Weis” ist Posch der Musik an sich verbunden – nämlich praktisch sein ganzes Leben. Geboren am 12. August 1953 in Hall in Tirol, kam er durch eine Lungenentzündung einen Winter lang ans Zimmer gefesselt im Alter von vier Jahren zur Musik. Mangels alternativer Unterhaltung brachte er sich kurzerhand selbst das Ziehharmonikaspielen bei. Ehrgeiz packte den Knirps denn auch, als er bald darauf auf der Bank vor seinem Elternhaus zur Quetschn griff und die vorbeispazierenden Kurgäste den musikalischen Buben bestaunten und ihm seine ersten selbst verdienten Schillinge zusteckten.

Schon als Kind erfand er Stücke. “Damals habe ich sie nicht aufgeschrieben, sondern mir einfach so gemerkt oder aufgenommen”, erinnerte sich Posch vor wenigen Jahren in einem Interview mit der “Kronen Zeitung” zurück. Erst später begann er, sie auch niederzuschreiben und zu arrangieren. In seinem Instrumentenrepertoire folgten etwa Trompete, Klavier, Klarinette, Saxofon, Posaune und Gitarre.

Auch auf ein Studium der Musik und “Leibeserziehung” an der Universität in Innsbruck kann Posch, der zudem 1986 zum Doktor der Philosophie promovierte, verweisen. Von 1977 bis 1990 unterrichtete Franz Posch am Akademischen Gymnasium in Innsbruck, später lehrte er außerdem am Konservatorium in Innsbruck diatonische Ziehharmonika und besuchte jüngst auch selbst eine Kompositionsklasse.

Dem breiten Publikum ist Posch, der mit seinen “Innbrügglern” regelmäßig aufspielt, seit 1988 bekannt. Damals trat er erstmals als “Mei liabste Weis”-Moderator in Erscheinung. Die Volksmusikwunschsendung ist seit 35 Jahren mehrmals pro Jahr im Hauptabend von ORF 2 angesetzt und begeistert Posch wie auch das Publikum nach wie vor.

“Die Leute sehnen sich jetzt in Zeiten der Digitalisierung, da alles gleicher und gleicher wird, vielleicht noch ein Stück mehr nach Identität. Und die präsentieren wir auf ganz typische Weise für Österreich”, hatte Posch dazu als Erklärung parat. Und er, der sich auch für Jazz, aber nicht für Schlager begeistern kann, will noch länger Musikerinnen und Musiker vor den Vorhang holen und live mit ihnen diverse Publikumswünsche erfüllen. “Ich bin top fit, und wenn es der ORF und meine Gesundheit erlauben, dann gerne noch ein Dutzend oder zwei Dutzend Jahre”, sagte er.

Sein Wirken blieb nicht ungewürdigt. 2013 wurde dem leidenschaftlichen “Watten”-Kartenspieler das Große Ehrenzeichen für Verdienste um das Bundesland Niederösterreich verliehen, da er die Schönheiten des Landes für ganz Österreich hinausgetragen habe. “Ich tue nur das, was mir in die Wiege gelegt worden ist, nämlich gerne Musik zu machen und gerne mit den Leuten umzugehen”, zeigte er sich bei der Verleihung “überwältigt von so viel Ehre”. 2015 folgte ein Ehrenzeichen seines Heimatbundeslandes Tirol.

Von: apa