Was ihr im Ernstfall tun könnt

Alarm: Bettwanzen im Hotel oder Hostel

Donnerstag, 18. April 2019 | 08:05 Uhr

Sie kommen meist nachts und völlig unbemerkt: Die Rede ist von Bettwanzen. Ob im Hostel oder im Luxushotel – sie können überall lauern und hinterlassen sehr unangenehme, juckende Bisse – zum Teil am ganzen Körper. Erfahrt nun, wie die Wanzen ins Hotelbett kommen, wie ihr die Plagegeister erkennen könnt, ob Hotels ihre Gäste bei Wanzenbissen entschädigen müssen und wie ihr die Blutsauger wieder loswerdet.

Wer selbst schon mal im Urlaub von Bettwanzen gebissen wurde, kennt das: Die Haut ist an den Bissstellen rot und geschwollen – und egal, ob überall gestochen oder nicht, der Körper juckt und juckt.

Wo kommen Bettwanzen her?

„Bettwanzen kann man sich fast überall ‚holen‘ beziehungsweise ‚mitbringen’“, sagt Thomas Loose, Vorstandsmitglied beim Deutschen Schädlingsbekämpfer-Verband e.V. (DSV) und Inhaber der Jenaer Firma Pestcontrol. „Ob im Flugzeug, Hostel, Fünf-oder Drei-Sterne-Hotel – alles egal. Sie können sich Bettwanzen aber auch, ohne zu verreisen, zuziehen, zum Beispiel, wenn Sie sich gebrauchte Möbel, Koffer oder Reisetaschen kaufen.“

Dabei gebe es immer einen Ausgangsfall, so Loose weiter. Das heißt: „Einer hat Bettwanzen im Gepäck oder am Körper. Einige davon bleiben dann im Hotelzimmer oder auf dem Flugzeugsitz in den Polstern. Wer diese aufsammelt, kann sie mit nach Hause oder mit ins nächste Hotel nehmen.“

Kann man Bettwanzen(-Bisse) erkennen?

„Einen neuen Befall mit nur wenigen Tieren kann man schwer erkennen – wenn man keine Tierchen findet“, erklärt der Experte. „Bei älterem Befall kann man die typischen dunklen Punkte um die Verstecke herum gut sehen.“ Bei diesen schwarz-grauen bis schwarzen Punkten handle es sich um Bettwanzenkot, der sich nicht einfach wegwischen lasse. „Daran kann auch der Laie einen Befall erkennen. Die typischen Verstecke sind der Lattenrost des Bettes, die Matratzen selbst und hier besonders die seitlichen Wulste des Stoffes, neben, an oder in Steckdosen und Lichtschaltern, Bildern, Teppich- und Fußbodenleisten, Wandverkleidungen et cetera.“

Bettwanzen hinterlassen Kot auf den Laken

Um die Tiere eindeutig als solche zu erkennen, empfiehlt der Schädlings-Experte zudem einen Vergleich mit Bettwanzen-Fotos aus dem Internet, von denen es zahlreiche, sehr gute gebe. „Allerdings sollte man vorsichtig sein und genau lesen, was die Bilder bedeuten. Grund dafür sind falsche Bilder in Suchmaschinen, die zum Beispiel Käferlarven von Speckkäfern zeigen. Wer sich dann nur das Bild ansieht, kommt schnell zu falschen Schlüssen.“ Im Falle eines Verdachtes sollten gefundenen Tiere aufgehoben und einem Schädlingsbekämpfer vorgelegt werden, rät Loose weiter.

Hygienemangel als Ursache?

Ob Luxushotel oder Hostel: Hat es etwas mit einem Mangel an Hygiene zu tun, wenn sich Bettwanzen ansiedeln? Christopher Lück, Pressesprecher des Hotelverband Deutschland (IHA), verneint: „Grundsätzlich hängt ein Wanzenbefall nicht mit den hygienischen Bedingungen in einem Haus zusammen, sondern die Wanzen werden in der Regel durch weitgereiste Gäste eingebracht.“

Und auch das Biozid-Portal des Umweltbundesamts schreibt, dass für die Ausbreitung unter anderem „die zunehmende Reisetätigkeit sowie der weltweite Handel von Gebrauchtwaren“ verantwortlich gemacht wird.

Dazu Schädlingsbekämpfer Thomas Loose: „Bettwanzen können an vielen Stellen vorkommen. Es ist aber als sehr wahrscheinlich, anzunehmen, dass auf Grund des höheren hygienischen Standards das Personal im Fünf-Sterne-Hotel einen Befall schneller erkennt als ein vielleicht ungeschulteres Personal im Hostel um die Ecke. Es hat also schon etwas mit Hygiene zu tun, wenn ein Befall nicht oder nicht rechtzeitig erkannt wird“, sagt Loose.

Und weiter: „In der gehobeneren Hotel-Kategorie wissen die Manager um den Schaden, den Bettwanzen in den Zimmern anrichten können. Daher haben diese Unternehmen meist geprüfte Schädlingsbekämpfer unter Vertrag, die im Bedarfsfall Inspektionen und Bekämpfungsmaßnahmen ausführen.“

Bettwanzen(-Bisse) entdeckt – was tun?

„Verlangen Sie sofort ein anderes Zimmer, wenn Sie Hinweise auf Bettwanzen finden“, schreibt das Umweltbundesamt in einer Online-Broschüre. „Besteht der Verdacht, dass Sie Wanzen im Gepäck haben, achten Sie bei der Rückkehr sorgfältig darauf, dass keine Tiere in Ihre Wohnung gelangen.“

Thomas Loose rät: „Egal ob Flugzeug, Hostel oder privater Haushalt: Bettwanzen gelten als Gesundheitsschädlinge und sollten umgehend professionell bekämpft werden.“

Bei möglichen Bissen warnt Thomas Loose außerdem vor zu schneller Eigendiagnose: „Nicht immer sind Pusteln, juckende und gerötete Stellen auf der Haut Hinweise auf Bettwanzen.“ Es könne sich dabei auch um andere Tierchen handeln, zum Beispiel diverse Speckkäfer, -Larven, Flöhe oder auch Milben. „Manchmal ist es auch nur eine Unverträglichkeit mit anderen Stoffen, die zu derartigen Anzeichen führen kann“, so Loose.

Durch Bettwanzenbisse können Hautrötungen, Schwellungen und Juckreiz ausgelöst werden

Grundsätzlich gilt: Lasst die Bisse von einem Arzt untersuchen! Normalerweise gehen die Hautrötungen etwa innerhalb einer Woche zurück. Auch kann eine vom Arzt verschriebene Salbe bei der Heilung helfen. Menschen, die allergisch auf die Bisse reagieren, müssen eventuell mit einer Cortisonsalbe behandelt werden – auch das sollte immer von einem Arzt entschieden werden. Und: Nicht kratzen!

Bettwanzen im Zimmer: Recht auf Entschädigung?

Unter bestimmten Voraussetzungen, ja, sagt Dr. Stefan Schatz, Rechtsanwalt für Reise- und Urlaubsrecht in Trier. „Urlauber dürfen erwarten, dass sie in sauberen Unterkünften, insbesondere frei von Bettwanzen wohnen. Wird diese Erwartungshaltung aufgrund von Bissen durch Bettwanzen nicht erfüllt, können Reisenden Schadensersatzansprüche und Minderungsansprüche gegen den Reiseveranstalter zustehen.“

Dabei sei zwingend zu beachten, dass Reisende den Mangel bereits im Urlaub der Reiseleitung anzeigen und Abhilfe verlangen. „Nach Rückkehr aus dem Urlaub muss eine Preisminderung innerhalb eines Monats beim Reiseveranstalter schriftlich geltend gemacht werden“, so Rechtsexperte Schatz weiter. Doch nicht nur das Melden bei der Reiseleitung sei wichtig. Auch solle man die Bissverletzungen fotografieren beziehungsweise sich diese von einem Arzt dokumentieren lassen.

„Neben dem Anspruch auf einen Umzug in eine saubere Unterkunft können Sie grundsätzlich den Reisepreis mindern. Die Höhe der Reisepreisminderung ist von dem Grad der Beeinträchtigung abhängig.“ Kriterien dafür sind laut Schatz: die Schwere des Reisemangels, der Nutzen der Reise und das Ausmaß der Nutzungsbeeinträchtigung sowie die Dauer des Mangels.

So verhindert ihr, dass ihr Bettwanzen mit nach Hause schleppt!

Das Umweltbundesamt rät, bei Verdacht auf einen Befall Koffer und Taschen nach der Reise in der Badewanne auszupacken. Die Tiere lassen sich darin besser erkennen.

Wer schon sicher weiß, dass er Bettwanzen in seiner Unterkunft hatte und sie daher mit nach Hause bringt, kann das Gepäck auch vor dem Auspacken noch von einem Schädlingsbekämpfer begasen lassen. Das schafft Abhilfe.

 

Von: bba