Von: Ivd
Bozen – Ein eigener Schlüssel kann der Anfang eines neuen Lebens sein. Für Giancarlo (Name geändert), der lange auf der Straße lebte und Notunterkünfte, Rückschläge und Neustarts kannte, war es genau das. Vor rund einem Jahr zog er in eine der sieben Wohnungen ein, die der Verein Dormizil über das WOBI an obdachlose Menschen weitervermietet. Vergangene Woche folgte der nächste Schritt: Giancarlo hatte seinen ersten regulären Arbeitstag. Im Rahmen des Housing-First-Prinzips erhält er erstmals wieder Stabilität – mit Erfolg.
„Dormizil Ulli Lerchbaumer“: Vier Projekte unter einem Dach
In der Rittner Straße 25 ist im Herbst das „Dormizil Ulli Lerchbaumer“ eröffnet worden. Dort bündelt der Verein vier zentrale Angebote für obdachlose Menschen:
dormiHOME – acht Housing-First-Wohnungen
dormiTIME – eine Wohngemeinschaft als Übergangslösung
dormiWASH – Waschen und Duschen als niederschwelliger Ort der Würde
dormiHUB – ein Raum für Bildung, Begegnung und Veranstaltungen
Parallel dazu betreibt Dormizil seit dem 17. Oktober ein Winternachtquartier in der Vintlerstraße 9, in dem bis Mitte April 24 Menschen ein warmes Bett finden – getragen ausschließlich von Freiwilligen. Fünf der Gäste sind Frauen, viele von ihnen besonders gefährdet und mit Gewalt- und Missbrauchserfahrungen konfrontiert.
Winternachtquartier: Schlafplatz, Wärme und Sicherheit
Die Gäste stammen aus Italien sowie aus Ländern wie Afghanistan, Irak, Marokko, Indien oder Nigeria. Einige gehen morgens zur Arbeit, andere verbringen den Tag in Bibliotheken, Tagesstätten oder im Freien. Die Nächte im Quartier geben Schutz – besonders für Frauen, die auf der Straße oft unsichtbar bleiben, aus Angst vor Übergriffen abgelegene Orte zum Schlafen suchen und dadurch kaum erreichbar sind.
dormiXmas: Weihnachtsaktion für obdachlose Menschen
Am Mittwoch, 10. Dezember, findet von 10 bis 12 Uhr der zweite Teil der Spendenaktion dormiXmas statt. Gesammelt werden Lebensmittel und Hygieneartikel, aber auch Handschuhe, Mützen, Schlafsäcke und Decken. Kleidung kann nicht angenommen werden. Wer ein Weihnachtspaket schnüren möchte, wird gebeten, den Inhalt auf einem Zettel zu vermerken, damit es passend verteilt werden kann.
Vom 12. bis 18. Dezember ist Dormizil zudem am Solidarischen Weihnachtsmarkt am Kornplatz vertreten. Mehr als 40 Freiwillige verkaufen dort Selbstgemachtes – von Töpferwaren bis Strickarbeiten. Der Erlös fließt in die Projekte des Vereins.
Ein Haus wächst – und mit ihm neue Chancen
Seit der Eröffnung des Dormizils haben bereits die ersten Gäste ihre Zimmer bezogen. Weitere folgen in den kommenden Wochen. Der Eventraum dormiHUB kann für externe Veranstaltungen gebucht werden, und auch die öffentliche Wascheinrichtung dormiWASH steht kurz vor der Eröffnung. Möglich wurde das alles durch die Hilfe von mehr als 1.600 Unterstützern, die Geld, Sachspenden oder Zeit beigesteuert haben.
So kann man helfen
Das Winternachtquartier verursacht laufende Kosten für Miete, Heizung und Reinigung – finanziert wird es ausschließlich durch Spenden. Unterstützt werden kann etwa mit:
10 Euro für eine Übernachtung mit Frühstück
70 Euro für eine Woche
220 Euro für einen Tag Miete des Gebäudes
550 Euro für einen Monat Heizung, Strom, Reinigung und Müll
Spenden an:
Raiffeisenkasse Bozen
IBAN: IT22 I 08081 11601 0003 0100 4930
Spenden sind steuerlich absetzbar.




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