Christian Baraldo beschäftigt sich mit Gravitationswellen

Südtiroler lieferte Theorie für Nobelpreisprojekt

Mittwoch, 18. Oktober 2017 | 10:36 Uhr

Bozen/Tokio – Über 70 junge Südtirolerinnen und Südtiroler im Ausland wurden im Rahmen des Förderpreises Futura für ihre bedeutenden beruflichen Leistungen finanziell und ideell unterstützt. Futura-Preisträger Christian Baraldo, der derzeit in Tokio lebt, hat kürzlich Inga Hosp, Jurypräsidentin der Stiftung zur Förderung junger SüdtirolerInnen im Ausland, getroffen, um über seine Forschungsarbeit zu sprechen.

Bereits 1916 postulierte Albert Einstein Gravitationswellen. Diese Schwingungen der vierdimensionalen Raumzeit ergeben sich als direkte Folge seiner Allgemeinen Relativitätstheorie. Doch erst im Jahr 2015 konnte diese These nachgewiesen werden. Zwei Detektoren in den USA empfingen ein Signal von Schwarzen Löchern, losgetreten vor 1,3 Milliarden Jahren im All. Die Forscher Rainer Weiss, Barry Barish und Kip Thorne haben für den Nachweis der Gravitationswellen den diesjährigen Nobelpreis erhalten, aber über 1.000 Wissenschaftler aus aller Welt haben seit über 40 Jahren daran gearbeitet, die extrem schwachen kosmischen Signale einzufangen, während der Nobelpreis nur maximal drei Preisträger zulässt.

Auch der Bozner Astrophysiker Christian Baraldo hat einen Beitrag zur Erforschung der Gravitationswellen und somit auch zum Nobelpreis geleistet. „Ich habe mir überlegt, dass ein reines Signal nicht gemessen werden kann, da es auf dem Weg zu uns auf andere massive Objekte stoßen wird. Deshalb habe ich mich darauf konzentriert eine Theorie auszuarbeiten, wie genau so ein massives Objekt wie eine Galaxie, ein Schwarzes Loch oder Dunkle Materie das Signal beeinträchtigt“, erklärt der Physiker. Die Relevanz von Baraldos Arbeit ist unter anderem durch die 25 Rein-Zitierungen gekennzeichnet, das heißt zahlreiche Astrophysiker haben aufbauend auf seinen Erkenntnissen weitergeforscht, um die Theorie noch weiter zu verfeinern. Der Bozner Wissenschaftler freut sich, dass es gelungen ist, die Gravitationswellen zu messen: „Es ist als wäre uns ein zusätzliches Wahrnehmungsorgan gewachsen ist“. Konnte bisher das Weltall nur mittels Teleskope, d. h. über elektromagnetische Schwingungen erforscht werden, erlauben uns Gravitationswellen Phänomene wahrzunehmen, die bisher nur Theorie waren wie z. B. Schwarze Löcher. „Es kennzeichnet den Beginn einer neuen Ära der Astrophysik“, fügt der Bozner Astrophysiker hinzu.

Nach zehn Jahren als Investmentbanker in London lebt Baraldo jetzt wieder in Tokio, wo er als Unternehmensberater mit Schwerpunkt Innovationsstrategie arbeitet. Einen besonderen Dank möchte Baraldo seiner Oma Ruth abstatten, die in ihm das Interesse für die Wissenschaft geweckt hat.

Christian Baraldo erhielt vor 20 Jahren den Futura-Förderpreis. Dieser wird vergeben von der Verlagsanstalt Athesia, dem Dolomiten Magazin und dem Hoteliers- und Gastwirteverband (HGV) und wird unterstützt von der Brauerei FORST, der Stiftung Südtiroler Sparkasse und der Aspiag sowie den Partnern EURAC und Südstern. Damals arbeitete Baraldo als Forscher und Doktorand im Bereich der Astrophysik am „Tokyo Institute of Technology“ in Japan.

Von: mk

Bezirk: Bozen