Von: Ivd
Bozen – Das städtische Tierheim Sill in Bozen kämpft mit zwei gegensätzlichen Herausforderungen: Während die Katzenabteilung derzeit komplett leer steht und selbst ein dreibeiniger Kater erfolgreich vermittelt werden konnte, füllt sich die Hundeabteilung zunehmend mit Problemfällen, die ihre Besitzer an ihre Grenzen gebracht haben.
Fast die Hälfte der derzeit 30 untergebrachten Hunde sind Pitbulls, American Staffordshire Terrier oder Mischlinge dieser Rassen – also klassische Kampfhunde. „Die Kampfhunde, die wir hier haben, wurden uns entweder von ihren Besitzern gebracht, weil diese sie als gefährlich empfanden, oder sie wurden wegen unsachgemäßer Haltung beschlagnahmt“, erklärt Klaus Gunther Friedrich, Tierarzt und Leiter der Einrichtung an der Schloss-Ried-Straße. Das Tierheim hat deshalb eine Art Adoptions-Hotline eingerichtet, bei der Interessenten auf ihre Eignung geprüft werden.
Die Vermittlung gestaltet sich in der Regel schwierig: Ein drastisches Beispiel ist Nikita, eine 13-jährige American-Staffordshire-Terrier-Hündin, die seit sieben Jahren im Tierheim lebt. „Sie ist ein prächtiges Exemplar, lebhaft und energiegeladen – aber aggressiv gegenüber anderen Hunden“, berichtet Friedrich. Wie Nikita warten viele Kampfhunde vergeblich auf ein neues Zuhause.
Kleine Hunde mit großen Ansprüchen
Der Bologneser gilt als idealer Begleithund: klein, charmant, intelligent und kinderfreundlich. Mit 25 bis 30 Zentimetern Schulterhöhe und zwei bis vier Kilogramm Gewicht passt er in jede Wohnung. Sein reinweißes, lockiges Fell und die dunklen Knopfaugen machen ihn zum Hingucker. Die Rasse haart kaum, was sie für Allergiker interessant macht.
Doch die Anschaffung sollte gut überlegt sein, denn der Bologneser hat eine entscheidende Schwäche: Er erträgt Einsamkeit nicht. Die extreme Menschenbezogenheit, die ihn zum treuen Begleiter macht, wird zum Problem, wenn er regelmäßig allein bleiben muss. Der Hund leidet unter diesem Zustand und kann Verhaltensstörungen entwickeln, was ihn auch zu einem häufigen Heimfall macht. Wer beruflich viel unterwegs ist, sollte von dieser Rasse Abstand nehmen. Die Tiere leiden massiv unter Trennungsangst und entwickeln bei Vernachlässigung Verhaltensstörungen.
Die richtige Wahl entscheidet
Seit Jahresbeginn bis Ende November wurden im Tierheim Sill 876 Tiere betreut, 137 Hunde konnten vermittelt werden. Die Zahlen zeigen: Erfolgreiche Vermittlung ist möglich – aber nur, wenn Hund und Halter zueinander passen. Der Direktor des Tierheims appelliert an potenzielle Hundebesitzer: “Informieren Sie sich vorher genau über die Rasse und ihre Bedürfnisse. Ein Hund ist kein Accessoire, sondern eine Verantwortung für 10 bis 15 Jahre.”




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