Zwischen Medizin und Mythos

Von wegen Monster: Die Wahrheit über Vampirfledermäuse

Samstag, 23. August 2025 | 08:24 Uhr

Von: idr

Sie fliegen lautlos, jagen im Schutz der Dunkelheit und ernähren sich vom Blut anderer Tiere: Vampirfledermäuse gelten als eines der bizarrsten Geschöpfe im Tierreich. Dabei sind sie weit weniger bedrohlich, als ihr Ruf vermuten lässt – zumindest, wenn man kein Vogel, Rind oder Pferd ist.

Alle Vampirfledermäuse stammen aus Mittel- und Südamerika und gehören zur Familie der Blattnasenfledermäuse. Der Blutsauger-Ruf betrifft dabei genau drei Arten: Die gemeine Vampirfledermaus – sie ist die bekannteste der drei Arten und trinkt vor allem das Blut von Säugetieren wie Rindern oder Pferden. Die haarige Vampirfledermaus bevorzugt hingegen das Blut von Vögeln, genau wie die Weißflügel-Vampirfledermaus.

Entgegen gängiger Horrorfilmklischees töten Vampirfledermäuse ihre Beute nicht und saugen ihnen das Leben aus dem Körper. Sie beißen meist völlig unbemerkt wenn ihre Opfer schlafen ein winziges Loch an eine Stelle ihres Körpers und lecken das austretende Blut mit ihrer Zunge auf (ein Video davon findet ihr am Ende dieses Artikels). Dank eines speziellen Enzyms im Speichel, das gerinnungshemmend wirkt, kann das Blut minutenlang weiterfließen. Die Bissstelle ist dabei oft nicht größer als ein Stecknadelkopf.

Soziale Spürnasen

Vampirfledermäuse besitzen ein erstaunliches Set an Fähigkeiten: Mit Wärmesensoren auf der Nase spüren sie Blutgefäße unter der Haut auf. Ihr Gebiss ist messerscharf, ihr Speichel wirkt wie ein natürliches Blutverdünnungsmittel und ist so effektiv, dass daraus sogar Medikamente zur Behandlung von Schlaganfällen entwickelt wurden.

Noch bemerkenswerter ist ihr Sozialverhalten: Wird eine Fledermaus bei der Jagd nicht fündig, wird sie oft von Artgenossen gefüttert. Diese Form der Solidarität sichert das Überleben der ganzen Kolonie.

Mystisch, aber nützlich

Auch wenn ihr Name an Gruselgeschichten erinnert, sind Vampirfledermäuse in aller Regel keine Gefahr für Menschen. Allerdings können sie auch für Menschen problematisch werden, indem sie Tollwut übertragen. Auf der anderen Seite beißen die Tiere hauptsächlich kranke Tiere und verhindern dadurch die Ausbreitung von Krankheiten innerhalb einer Spezies.

Oft tun ihre Artgenossen dem Menschen einen Gefallen, indem sie die Artbestände unliebsamer Insekten reduzieren: Einige von ihnen fangen bis zu 1.000 Mücken pro Stunde. Flughunde hingegen ernähren sich fast ausschließlich von Früchten, sehen aus wie fliegende Teddybären und können eine Flügelspannweite von 1,7 Metern erlangen.

Vampirfledermäuse sind ein Beispiel dafür, wie gut die Natur darin ist, jede Nische zu füllen. Sie wirken auf den ersten Blick skurril, sind aber in vielerlei Hinsicht raffiniert und überaus bemerkenswert. Sollte man also zu Halloween die Fledermaus-Girlanden aus dem Schrank holen, sollte man dabei keine Gruselgedanken haben, sondern eher Bewunderung für diese faszinierenden Tiere.

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