Von: luk
Bozen – Wie durchlässig sind die Bildungswege in den Ländern der Arge Alp? Haben Jugendliche mit beruflicher Ausbildung Zutritt zu Fachhochschulen oder Universitäten und wenn ja, unter welchen Bedingungen und mit welchem Erfolg? Über diese Fragen haben sich vor kurzem in Bozen rund 40 Führungskräfte und Fachleute der Berufsbildung aus den Arge-Alp-Ländern bei einer Fachtagung zum Thema “Abschluss mit Anschluss: Berufsbildung und berufliche Qualifizierung als Zugangsberechtigung für Fachhochschulen und Universitäten” in Bozen ausgetauscht.
Fünf Testimonials – darunter junge Erwachsene und Fachleute – aus Südtirol, Deutschland, Österreich, der Schweiz und Italien berichteten von ihren Erfahrungen: Der Südtiroler Michael Rizzi schilderte seinen Weg zum Holzbau-Hochschulstudium in Rosenheim über die Berufsmatura im Jahr 2015, als diese erstmals in Südtirol möglich war. Berufsschulleiter Martin Wirsching zeigte auf, welche außergewöhnliche Wege auch in Bayern zum Wunschberuf führen. Auf das italienische Bildungssystem und die Berufsbildung in Italien ging der Trentiner Berufbildungsfachmann Mauro Frisanco ein. Das Modell einer “Dualen Akademie”, einer Lehre nach der Matura schilderte Roland Teissl von der Tiroler Bildungsdirektion, während Meret Schmidhauser ihren Weg von einer Bauzeichnerin im Architekturbüro über ein Studium an der ETH Zürich hin ins Labor für Tierpsychologie nachzeichnete.
Gemeinsames bildungspolitisches Ziel der Arbeitsgemeinschaft der Alpenländer ist es, jungen Menschen einen guten, zielgerichteten Start in Ausbildung und Studium zu ermöglichen. Sie sollen die Möglichkeit haben, sich in ihren Neigungen, Fähigkeiten und Interessen zu erproben, um den Weg zu einem möglichst “idealen” Beruf zu finden. Daher soll – trotz unterschiedlicher Voraussetzungen in den zehn Arge-Alp-Ländern – die Durchlässigkeit aller Bildungswege nach oben gestärkt werden, um Jugendliche auf dem Weg in die Berufswelt nachhaltig zu unterstützen.
“Viele, auch nicht lineare Wege führen zum Ziel”, betonte Südtirols Bildungslandesrat Philipp Achammer zum Auftakt der Tagung an der Euracund forderte dazu auf, auch alternative Wege in jedem Fall zu unterstützen. Mit Blick auf den Arbeitsmarkt der Zukunft sei mehr Öffnung gefragt. Es gelte, die Kompetenzen in den Mittelpunkt zu stellen, und Möglichkeiten der Weiterentwicklung zu wahren. Einen detaillierten Einblick in Südtirols Bildungssystem und die Bemühungen um Durchlässigkeit – darunter die Berufsmatura und die Matura über die Lehre – gab Bildungsdirektor Gustav Tschenett. Bei einer Podiumsdiskussion wurden zum Abschluss noch spezifische Fragen und Themen erörtert.
Veranstaltet wurde die Arge-Alp-Tagung von der Landesdirektion deutschsprachige Berufsbildung im Rahmen des Südtiroler Vorsitzes der Arge Alp. Dieser endet mit Ende Juni und wird am 5. Juli 2019 offiziell dem Mitgliedsland Salzburg übertragen.
In der Arbeitsgemeinschaft Alpenländer (Arge Alp) arbeiten in den vier Staaten Deutschland, Italien, Österreich und Schweiz folgende Länder, Provinzen, Regionen und Kantone mit einer Gesamtbevölkerungszahl von rund 26 Millionen Menschen zusammen: Bayern, Graubünden, Lombardei, Salzburg, St. Gallen, Südtirol, Tessin, Tirol, Trient und Vorarlberg. Informationen zur Arge Alp finden sich unter www.argealp.org.