Wirtschaftsentwicklung

AFI-Barometer: “Arbeitnehmer wenig zuversichtlich”

Mittwoch, 27. November 2019 | 23:28 Uhr

Bozen – „Die Unternehmer sehen in Südtirol kurzfristig keine konjunkturelle Abschwächung, die Arbeitnehmer aber schon – das macht der Branchenspiegel im AFI-Herbstbarometer nur noch deutlicher“, sagt AFI-Direktor Stefan Perini. In fünf von sieben untersuchten Wirtschaftssektoren flachen die Erwartungen der Südtiroler Arbeitnehmerschaft in Bezug auf die zukünftige Wirtschaftsentwicklung ab.

Wie rund läuft es mit der Südtiroler Wirtschaft in den nächsten zwölf Monaten? Im Branchenspiegel des AFI-Barometer Herbst 2019 zeigen sich die Arbeitnehmer tendenziell zuversichtlich, insbesondere im Baugewerbe. Leichte Bremsspuren hingegen zeigen die Einschätzungen aus den fünf Wirtschaftsbereichen Landwirtschaft, Verarbeitendes Gewerbe, Handel, Hotel- und Gastgewerbe und Private Dienstleistungen. Im Öffentlichen Dienst bleibt die Stimmungslage unverändert.

Personalaufnahme wird abflachen

Über die Sektoren hinweg rechnen die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit einem geringen Risiko, den eigenen Job zu verlieren (nur die Beschäftigten im Handel scheren in dieser Frage aus). Nach Einschätzung der Befragten gestalte sich die Suche nach einem gleichwertigen Job nach wie vor unproblematisch, auch wenn die Einschätzung nach Branchen sehr differenziert ausfällt. Deutlich nach oben zeigen die Perspektiven
für einen Jobwechsel für Lohnabhängige im Öffentlichen Sektor, im Sektor Private Dienstleistungen und im Handel– in abgeschwächter Form auch in der Landwirtschaft. „Bereits von einer Trendumkehr sprechen kann man im Verarbeitern Gewerbe, im Baugewerbe und im Hotel- und Gastgewerbe – Signal dafür, dass die Personalaufnahme in den nächsten Monaten dort abflachen dürfte“, betont AFI-Direktor Stefan Perini.

Mehr ältere Arbeitnehmer

Im dritten Quartal 2019 zählte Südtirol genau 225.244 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Auffallend ist der Zuwachs an älteren Arbeitnehmern im Vergleich zum Vorjahresquartal: Die „Over 50“ haben um +3.781 Einheiten zugenommen (+5,9%), die jungen Arbeitnehmer unter 30 Jahren um 1.289 (+2,7%).

Mehr Festanstellungen und massiver Sockel von Befristungen

Im Jahresvergleich gehen die befristeten Anstellungen um -2.259 Einheiten (-3,1%) zurück. „Mit 30,9% aller Arbeitsverträge ist die befristete Vertragsform jedoch weiterhin massiv präsent“, sagt AFI-Forschungsmitarbeiter Friedl Brancalion. Der Rückgang erkläre sich mit den Beschränkungen und Steuerbegünstigungen im „Dekret-der-Würde“ und mit der Umwandlung von befristeten in feste Anstellungen im Zuge der wirtschaftlichen Expansion der Jahre 2017 und 2018. Des Weiteren durch die
Stabilisierung eines Teils des befristeten Personals im Öffentlichen Dienst Südtirols, so das AFI.

Stellungnahme von AFI-Präsident Dieter Mayr

„Aktuell ist die Lage am Arbeitsmarkt ausgesprochen gut, aber in einigen Sektoren zeigt sich eine gewisse Verlangsamung, die es genau zu beobachten gilt. Kurzfristige Herausforderungen: Befristungen zurückfahren und die interprofessionellen Bildungsfonds unter die autonome Verwaltung Südtirol bringen.“

Von: bba

Bezirk: Bozen