Von: luk
Bozen – Mit 221.175 Personen im Jahresschnitt erreicht die lohnabhängige Beschäftigung in Südtirol im Jahr 2022 eine neue Höchstmarke. Die 10.288 Arbeitsstellen, die im Vergleich zu 2021 dazugekommen sind, entsprechen einem Zuwachs von +4,9 Prozent. Drei Viertel dieses Zuwachses geht auf die starke Wiederbelegung im Gastgewerbe zurück. Eine regelrechte Renaissance erleben die befristeten Verträge, die um 9.722 Einheiten bzw. +18,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zulegen. AFI-Präsident Andreas Dorigoni sieht die Entwicklung mit einem lachenden und einem weinenden Auge: „Wir haben zwar – einerseits – die starke Erholung am Arbeitsmarkt, aber auch – andererseits – das Jobwunder des Prekariats wieder“.
Sinkende Beschäftigungszahlen, ein starker Rückgang der befristeten Arbeitsverträge, ein massiver Einbruch der Anstellungen im Gastgewerbe: Das war 2020. Diametral entgegengesetzt präsentiert sich die Entwicklung 2022. „Bildlich gesprochen kann man sagen, 2022 war 2020 spiegelverkehrt“, weiß AFI-Direktor Stefan Perini.
Die lohnabhängige Beschäftigung erreicht in Südtirol 2022 mit 221.175 Einheiten im Jahresschnitt ihr Allzeithoch. Der Zuwachs von 10.288 Arbeitnehmenden ist maßgeblich vom Gastgewerbe bestimmt: 7.810 Arbeitsstellen gibt es 2022 im Gastgewerbe mehr als 2021, also fast ein Drittel mehr. Mit Ausnahme des Baugewerbes (-1,7 Prozent) legen auch alle anderen Wirtschaftssektoren beschäftigungsmäßig zu. Nahezu stabil zeigt sich der öffentliche Sektor (+0,2 Prozent).
„Jobwunder des Prekariats“
Die Entwicklung der Festanstellungen (+566 unbefristete Beschäftigte bzw. +0,4 Prozent) bleibt deutlich hinter der Dynamik der Gesamtwirtschaft (+10.288 Stellen bzw. +4,9 Prozent) zurück. Einen regelrechten Boom erfahren die befristeten Arbeitsverhältnisse (+9.722 Personen bzw. +18,9 Prozent). Hauptverantwortlich dafür ist die Renaissance der Saisonsarbeit im Gastgewerbe (+7.241 Jobs bzw. +53,3 Prozent) – allein dieser Sektor ist für knapp 75 Prozent des „befristeten Zuwachses“ verantwortlich (im Wirtschaftsbereich „Andere Dienstleistungen“ und im Handel betragen die Zuwachsraten jeweils +18,3 Prozent und +16,1 Prozent). Lediglich das Baugewerbe (-5,3 Prozent) und – in geringerem Maße – die Landwirtschaft (-0,1 Prozent) verzeichnen eine Abnahme der befristeten Arbeitsverhältnisse.
Im Baugewerbe gehen die Festanstellungen leicht zurück (-0,9 Prozent), dasselbe gilt auch für den öffentlichen Sektor (-0,6 Prozent) und dem Handel (-0,3 Prozent). “Zu behaupten, das Gastgewerbe setze nur mehr auf Zeitverträge wäre falsch, schließlich sind dort auch exakt 569 Festanstellungen dazugekommen (+5,5 Prozent im Vergleich zu 2021). Dennoch machen die neu geschaffenen Festanstellungen im Gastgewerbe nur sieben Prozent des gesamten Beschäftigungszuwachses in dieser Branche aus – die anderen 93 Prozent sind eben Jobs auf Zeit”, so das AFI.
Höchststand im September, Talsohle im November
Wie bekannt variiert in Südtirol die Zahl der lohnabhängig Beschäftigten im Jahresverlauf stark. Den Höchststand erreicht die Beschäftigungszahl auch 2022 wieder im September (238.404 Personen im Monatsdurchschnitt). Südtirols „Marianengraben der Beschäftigung“ entfiel wie gewohnt auf den Monat November (209.388 Personen). Interessant auch: Waren die ersten drei Monate 2022 noch von zweistelligen Zuwachsraten der lohnabhängigen Beschäftigung geprägt, so flachte das Wachstum im Jahresverlauf schrittweise ab und tendierte im letzten Jahresquartal gegen Null, was, wie AFI-Direktor Stefan Perini betont, „auf eine deutliche wirtschaftliche Abkühlung schließen lässt“.