Von: luk
Bozen – Die Direktvermarktung gibt den Südtirolerinnen und Südtirolern die Möglichkeit, gesunde und frische Produkte zu einem fairen Preis-Leistungs-Verhältnis zu erwerben. Dadurch trägt die Direktvermarktung entscheidend zur Einkommenssicherung der bäuerlichen Betriebe bei. Fünf Jahre nach der ersten Erhebung hat das WIFO – Institut für Wirtschaftsforschung der Handelskammer Bozen im Sommer 2025 erneut 268 Direktvermarkterinnen und Direktvermarkter befragt, um die Entwicklung der bäuerlichen Direktvermarktung zu analysieren und aktuelle Herausforderungen sowie Chancen für die Betriebe aufzuzeigen.
Zwischen 2019 und 2024 ist die Zahl der bäuerlichen Direktvermarkterinnen und Direktvermarkter um 34 Prozent gewachsen: von 455 auf 610 Betriebe. Mehr als drei Viertel dieser Betriebe werden im Vollerwerb geführt, zugleich ist die Direktvermarktung aber auch für Nebenerwerbsbetriebe eine wichtige Einkommensquelle. Mit 28 Prozent liegt der Anteil der Biobetriebe unter den Direktvermarktern über dem landwirtschaftlichen Durchschnitt.
Auch wirtschaftlich zeigt sich eine positive Entwicklung: So stieg der Umsatz aus der Direktvermarktung in den letzten fünf Jahren auf 61,1 Millionen Euro, was einer Zunahme von 36,6 Prozent entspricht. Der durchschnittliche Umsatz pro Betrieb blieb mit rund 100.000 Euro stabil. Drei Viertel des Gesamtumsatzes entfallen auf pflanzliche Produkte (davon fast 30 Millionen Euro auf Wein), während ein Viertel von Produkten aus der Tierhaltung stammt. Dabei ist vor allem die Zahl der Betriebe gewachsen, die frisches Obst und Gemüse, Fleisch und Fleischprodukte sowie Wein und andere alkoholische Getränke direkt vertreiben.
Über 40 Prozent des Umsatzes entfallen auf das Gastgewerbe, wobei diese Verkäufe meist über den Zwischenhandel abgewickelt werden. Rund ein Drittel des Umsatzes wird über den direkten Verkauf an Endkund/innen erzielt, vor allem über den Ab-Hof-Verkauf (15,3 Millionen Euro) und Bauernmärkte (3,8 Millionen Euro). Rund 40 Prozent der Ab-Hof- und Bauernmarktverkäufe gehen dabei an Gäste. Etwa 20 Prozent gelangen schließlich in den Einzelhandel.
Die bäuerliche Direktvermarktung ist mit zahlreichen Herausforderungen verbunden. So schätzen viele Betriebe den Arbeitsaufwand, die gesetzlichen Vorschriften und die Investitionskosten als hoch ein. Im Vergleich zu vor fünf Jahren haben sich die genannten Herausforderungen kaum verändert. Dennoch blicken die Direktvermarkterinnen und Direktvermarkter zuversichtlich in die Zukunft. Mehr als die Hälfte plant eine Erweiterung ihrer Tätigkeit, sei es durch höhere Produktionsmengen oder eine breitere Produktpalette. Besonders großes Potenzial sehen die Betriebe in den Bereichen Obst, Gemüse, Fleischprodukte und Wein.
„Die bäuerliche Direktvermarktung ist ein Erfolgsmodell, das Einkommenssicherung, Qualität und Regionalität vereint. Sie stärkt nicht nur die Landwirtschaft, sondern auch die lokale Wirtschaft und das Vertrauen der Konsumentinnen und Konsumenten in die heimischen Produkte“, betont Handelskammerpräsident Michl Ebner.
„Die Direktvermarktung ist eine tragende Säule der Südtiroler Landwirtschaft. Sie schafft regionale Kreisläufe, bietet Produkte hoher Qualität vor Ort an, unterstützt die kleinen Betriebe und fördert die Identität unseres Landes. Ein zukünftiger Schlüssel zum Erfolg ist die verstärkte Kooperation mit dem Gastgewerbe”, unterstreicht auch Luis Walcher, Landesrat für Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Tourismus die Bedeutung der Ergebnisse.
Daniel Gasser, Landesobmann des Südtiroler Bauernbundes, ergänzt: „Unsere Bäuerinnen und Bauern beweisen mit viel Engagement und Innovationsgeist, dass die bäuerliche Direktvermarktung Zukunft hat. Um Interessierten den Einstieg in die Direktvermarktung zu erleichtern und bereits tätige Direktvermarkterinnen und Direktvermarkter noch stärker zu unterstützen, bietet der Bauernbund kostenlose Beratungen an.”
Der WIFO-Bericht 1.25 „Bäuerliche Direktvermarktung in Südtirol: Entwicklung, Struktur und Perspektiven“ steht auf der Website www.wifo.bz.it/studien zum Download bereit.




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