Fachtagung

Bauamt 4.0: Papier soll aus den Gemeindestuben verschwinden

Mittwoch, 19. Dezember 2018 | 17:40 Uhr

Bozen – Eine Zukunft ohne papierne Bürokratie, davon träumen Projektanten schon lange. Vergangene Woche haben Architektenkammer und arch.academy über die Vorgehensweisen der Digitalisierung in den Bauämtern informiert.

„Die digitale Abgabe von Einreichprojekten“, so lautete der Titel der Fachtagung von Architektenkammer und arch.academy am vergangenen Freitag, 14. Dezember in Bozen. Rund 240 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, darunter auch zahlreiche Vertreter von Südtiroler Bauämtern, haben sich über die Details der Digitalisierung informiert.

Den Anfang der Expertenrunde machte Stefan Waldner, Bauamtsleiter der Gemeinde Dorf Tirol und Vorsitzender der Fachgruppe Bauamt im Gemeindenverband. Er stellte die neuen Modalitäten vor, nämlich WIE Projekte in digitaler Form künftig abzugeben sind. Milena Dalsass vom Landesinstitut für Statistik ASTAT erläuterte hingegen die Statistikformulare für Bautätigkeiten, die bei jedem Bauvorhaben ausgefüllt werden sollen. In nächster Zukunft sollte auch dieser Schritt nur mehr digital erfolgen. Derzeit sind die Formulare noch im PDF-Format auszufüllen. Durch eine reine Online-Prozedur würden sich alle Beteiligten einen großen Arbeitsaufwand sparen, Wiederholungen könnten vermieden und Fehlerquellen ausgemerzt werden. Nicht nur die Projektanten, sondern auch die Bauamt-Beamten stehen damit vor einer substantiellen Erleichterung ihres Berufsalltags.

Auch die rechtlichen Gesichtspunkte einer Digitalisierung kamen in der Tagung zu Wort: Rechtsanwalt Armin Baumgartner vertiefte den Aspekt der Haftung der ArchitektInnen durch die digitale Abgabe. Seine Empfehlung bestand allerdings noch darin, dass sich die Projektanten das abzugebende Projekt auf Papier von den Bauherren unterzeichnen lassen.

Doch genau diese Doppelung möchten die Projektanten und in Bezug auf die Revolution 4.0 auf jeden Fall vermeiden: dass von den Gemeinden sowohl die digitale Abgabe gefordert wird als eine Papierkopie. Das Handbuch des Gemeindenverbandes sieht richtigerweise die Aufbereitung der Planunterlagen in digitaler Form vollständig anders vor als eine Abgabe der Planunterlagen in Papierform. Kritisch bewertet die Kammer derzeit auch noch die Sondervollmacht, durch die ArchitektInnen vom Antragsteller befugt werden, einen Bauakt in deren Namen bei der Gemeinde abzugeben.

Freilich, die Umstellung auf die neue digitale Form der Abgabe ist anfangs ein Mehraufwand für alle Glieder der Bauakt-Kette – ein Aufwand, der sich aber mittel- und langfristig auszahlt. Ob Architekten, Landschafts- und Raumplaner oder Denkmalpfleger – die FreiberuflerInnen in Südtirol sind auf die Digitalisierung vorbereitet. Ihre Kammer unterstützt den Trend als richtungsweisend und drängt schon lange auf eine entsprechende Umsetzung. Verena Unterberger, Vizepräsidentin der Kammer, hob hervor: „Unsere Architektenkammer ist die erste Berufskammer, die sich im Rahmen einer Tagung mit diesem Thema auseinandersetzt. Der Auftakt ist gemacht, weitere Schritte werden folgen. Uns scheint es unabdingbar, dass Südtirol ein einheitliches System flächendeckend einführt. Ein solches wurde in Zusammenarbeit mit dem Gemeindeverband bereits ausgearbeitet, und nun sollte es von den Bauämtern ALLER Gemeinden ohne Abänderungen übernommen werden.“ Von der Digitalisierung sollten nämlich alle profitieren: Bauämter wie Projektanten und Bauherren-Auftraggeber.

Von: mk

Bezirk: Bozen