Von: mk
Latzfons – Auch heuer haben der Südtiroler Bauernbund und der EU-Abgeordnete Herbert Dorfmann wieder Vertreter von Bauernverbänden aus verschiedenen Ländern zur traditionellen Europawanderung geladen. Auf dem Latzfonser Kreuz wurden gemeinsame Positionen zur zukünftigen EU-Agrarpolitik, zu den Bären und Wölfen und zur Freizeitnutzung auf bäuerlichem Grund bekräftigt.
Über 40 Vertreter bäuerlicher Verbände aus Bayern, Liechtenstein, Vorarlberg, Tirol und Salzburg sowie der ehemalige EU-Agrarkommissar, Franz Fischler, und der Präsident der Handelskammer Bozen, Michl Ebner, waren der Einladung des Südtiroler Bauernbundes gefolgt. Die Organisation des bäuerlichen Gipfeltreffens vor Ort hat die SBB-Ortsgruppe Klausen übernommen.
Auch wenn die Teilnehmer aus verschiedenen Staaten kamen, waren die Anliegen und Herausforderungen nahezu identisch. Ein Beispiel dafür ist der Umgang mit Wölfen und Bären. „Wir waren uns einig, dass die flächendeckende Landwirtschaft im Berggebiet, und dazu gehört auch die Almwirtschaft, erhalten bleiben muss. Ohne eine Bewirtschaftung würden Almen schnell zuwachsen, und das will keiner“, erklärte Bauernbund-Obmann Tiefenthaler. Die verstärkte Präsenz von Bären und Wölfen würde die traditionelle Almbewirtschaftung aber gefährden. Besonders Schaf- und Ziegenzüchter überlegen sich bereits, ob sie ihre Tiere noch auf die Almen bringen sollen. Aber auch Kälber sind nicht mehr sicher.
Für Bären und Wölfe müssten andere, bessere Gebiete als die Zentralalpen, gefunden werden, so der Tenor. „Wir erwarten uns hier eine klare Position der Politik. Eine Einschränkung der Viehwirtschaft darf es nicht geben.“, bekräftigte Walter Heidl, der Präsident des Bayerischen Bauernverbandes. Die Diskussionen der letzten Wochen, auch in der Öffentlichkeit, würden in die richtige Richtung gehen.
Auch in den österreichischen Bundesländern ist es das Ziel der Verbände, die Almwirtschaft zu erhalten und, wenn nötig, die Zahl der Großraubwildtiere zu reduzieren. „Nur eine funktionierende Almwirtschaft sichert die Berglandwirtschaft und die einmalige Kulturlandschaft, die von Einheimischen wie Gästen geschätzt wird“, so der Vorarlberger Landesrat Erich Schwärzler. Eine Studie, die in Vorarlberg in Auftrag gegeben wurde, wird die Folgen des Aufkommens von Bären und Wölfen untersuchen. Danach werde das Land entscheiden, wie es mit Bär und Wolf weitergeht.
Ein weiteres Anliegen Vorarlbergs ist es, die Bedeutung der landwirtschaftlichen Produktion noch mehr zu unterstreichen. „Bauern sind nicht nur für die Landschaftspflege da, sondern sind in erster Linie Produzenten von Lebensmitteln.“ Der Trend hin zur Regionalität spiele dabei eine immer wichtigere Rolle.
Ein Thema, das auch alle Länder gleichermaßen beschäftigt, ist die Freizeitnutzung auf bäuerlichem Grund. Es gehe nicht um Einschränkungen, die nur das letzte Mittel sein sollten, sondern um Sensibilisierung, unterstrichen die bäuerlichen Vertreter. Viele Wanderwege und Mountainbikerouten würden über private Gründe führen. Was gewünscht ist, sind klare Regeln und Respekt vor dem Eigentum anderer. In Osttirol gebe es „intensive Diskussionen über die Freizeitnutzung“, berichtete der Tiroler Landtagsabgeordnete Hermann Kuenz. Verträge regeln in Tirol das Mountainbiken recht zufriedenstellend. Wichtig sei, aufeinander Rücksicht zu nehmen – damit würden sich viele Probleme einfach lösen lassen.
Während in vielen Regionen Mountainbiken allgemein erlaubt ist, ist Salzburg einen anderen Weg gegangen, berichtete der Präsident der Landwirtschaftskammer Salzburg, Franz Essl. „In Salzburg ist das Biken nur auf den dafür ausgewiesenen Wegen erlaubt.“ Einige Brisanz erhält das Thema der Freizeitnutzung durch den Boom der E-Bikes. Dass es hier neue Regeln braucht, war allen klar. Das würden zuletzt auch immer mehr Wanderer fordern. „Wir sollten das E-Biken regeln, bevor größere Probleme entstehen.“
Drittes, zentrales Thema der Europawanderung war die zukünftige EU-Agrarpolitik nach dem Ende der aktuellen Periode, die noch bis 2020 läuft. Der EU-Parlamentarier Herbert Dorfmann berichtete, dass die Diskussion über die zukünftige EU-Agrarpolitik begonnen hat. „Es ist richtig, dass sich auch die Berggebiete Gedanken gemacht und Anliegen gemeinsam vorgebracht haben. Ich bin zuversichtlich, dass auch die zukünftige EU-Agrarpolitik im Sinne der Berggebiete sein wird, da es in Brüssel allgemein große Sympathien für die Berggebiete gibt und die Arbeit der Bergbauern geschätzt wird.“
Ein Knackpunkt in den Verhandlungen dürfte das EU-Agrarbudget werden, da mit Großbritannien ein Netto-Zahler wegfällt. Wie diese Mindereinnahmen ausgeglichen werden können, sei derzeit noch offen. Dorfmann sprach sich auch für mehr Innovation aus, damit die Bauern weiterhin wettbewerbsfähig bleiben. Zudem müsse auch in Zukunft in die Jugend und den ländlichen Raum investiert werden.