Von: mk
Bozen – Das Geschäftsklima im Südtiroler Baugewerbe hat sich im Vergleich zum Vorjahr leicht gebessert. Dies ergibt sich aus der Herbstausgabe des Wirtschaftsbarometers des WIFO – Institut für Wirtschaftsforschung der Handelskammer Bozen. Die Ertragslage im Jahr 2016 ist für vier von fünf Unternehmen zufriedenstellend und für 2017 wird eine weitere leichte Steigerung erwartet.
Ertragslage im Baugewerbe – Rückblick und Erwartungen
Das Baugewerbe wurde von der Wirtschaftskrise hart getroffen, die Lage hat sich aber in den letzten drei Jahren wieder entspannt. Derzeit bewerten 79 Prozent der Unternehmer und Unternehmerinnen des Bausektors die erwirtschafteten Erträge als zufriedenstellend. Dieser Wert liegt zwar noch unter dem Vorkrisenniveau, ist aber der höchste seit 2008.
Das Geschäftsklima hat sich vor allem in der Tiefbausparte und im Bereich der Bauinstallation und Fertigstellung von Gebäuden gebessert. Die Stimmung im Hochbau ist etwas verhaltener und fast ein Drittel der Unternehmen dieser Branche bewerten die Ertragslage weiterhin als schlecht.
Laut Aussage der befragten Unternehmen sind die Umsätze heuer wieder gewachsen. Auch die Baugenehmigungen steigen wieder an. Im ersten Semester 2016 betrug die in Südtirol genehmigte Baukubatur fast 1,86 Millionen Kubikmeter, mit einem Wachstum von 16,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahressemester. Dieses Wachstum ist fast ausschließlich den Unternehmen und öffentlichen Verwaltungen zuzuschreiben: die Konzessionen für Nicht-Wohngebäude sind um 30,1 Prozent gestiegen, jene für Wohngebäude nur um 1,2 Prozent. Die Bauabschlüsse sind um 8,4 Prozent gewachsen.
Nach einem Jahrzehnt sinkender Zahlen zeigt auch die Beschäftigung erfreulicherweise eine Trendumkehr. Zwischen Januar und Oktober gab es in der Südtiroler Bauwirtschaft durchschnittlich 15.400 unselbständig Beschäftigte, mit einer Zunahme um zwei Prozent im Vergleich zur Vorjahresperiode.
Die wichtigsten Rahmenbedingungen, wie die betriebliche Wettbewerbsfähigkeit, die Zahlungsmoral der Kund/innen und der Kreditzugang werden von den Unternehmen immer noch als negativ bewertet, aber besser als in den Vorjahren. Für das Jahr 2017 dürfte sich der Aufschwung fortsetzen; 83 Prozent der Unternehmen gehen von einer befriedigenden Ertragslage aus.
Handelskammerpräsident Michl Ebner freut sich über das verbesserte Wirtschaftsklima: „Die Südtiroler Bauwirtschaft steht für Qualität, Nachhaltigkeit und Innovation. Dies ist die beste Voraussetzung für den Aufschwung dieses wichtigen Sektors.“
Weitere Auskünfte erteilt das WIFO, Ansprechpartner Georg Lun, Tel. 0471 945 708, E-Mail: georg.lun@handelskammer.bz.it und Luciano Partacini, Tel. 0471 945 700, E-Mail: luciano.partacini@ handelskammer.bz.it.
Die Stellungnahmen der Vertreter der Wirtschaftsverbände:
Emilio Corea, Präsident CNA-SHV Bauwesen: „In der Bauinstallation gibt es eine wesentliche Besserung. Im Hochbau lässt der Aufschwung noch auf sich warten und die Aufträge betreffen meistens kleine Sanierungen. Die großen Baustellen in der Talsohle werden für die nächsten zwei bis drei Jahre Arbeit bieten, es fehlen aber weitere Perspektiven. Die Unternehmen sind oft unterkapitalisiert und aufgrund der verspäteten Zahlungen und der Kreditklemme mangelt es an Liquidität.“
Arnold Fischnaller, Obmann der Maurer und Baumeister im lvh: „Die Nachfrage im Bausektor ist letzthin angestiegen, auch wenn ein Wehrmutstropfen bleibt: der Preiskampf. Herausforderungen, mit denen sich Bauunternehmen zunehmend konfrontieren müssen, sind die Kurzfristigkeit der Aufträge, unvollständige Leistungsbeschreibungen in der Angebotsphase, die Digitalisierung und die Bürokratie, die schwer auf unseren Schultern lastet und besonders von den kleinen Betrieben nur sehr schwer zu stemmen ist.“
Markus Kofler, Präsident Kollegium der Bauunternehmer: „„Das größere Vertrauen der Bauunternehmen spiegelt sich auch in der steigenden Beschäftigung wider. Wir sprechen aber von einer Trendumkehr und noch nicht von einem Aufschwung. Dafür braucht es noch mutige Entscheidungen, die öffentliche Investitionen in Infrastrukturen für die Zukunft freisetzen, einfache Abläufe in der Raumordnung ermöglichen und Gestaltungspotenzial für Unternehmen zulassen.“