Von: mk
Bozen – Nachhaltige Produktionsprozesse, langlebige Produkte, Recycling und Bioökonomie: Das ist das Credo der Kreislaufwirtschaft oder Circular Economy. Ein Systemwandel von höchster Dringlichkeit, der den Einsatz vieler Köpfe erfordert. Einige davon sitzen in Bozen im NOI Techpark, wo Forscherinnen und Forscher, Start-ups und Unternehmen daran arbeiten, intelligente technologische Lösungen zu entwickeln, die eine Einsparung und Wiederverwertung von Ressourcen ermöglichen.
Ein Beispiel: der Bioreaktor des Start-ups BioLogik Systems, mit dem aus Biomasse-Reststoffen wie Schnittresten aus dem Obst- und Weinbau Wärme und Kompost gewonnen werden. Die bei der Zersetzung des holzigen Materials unter Luftzufuhr entstandene Biowärme ist zu 100 Prozent natürlich, die Rückstände können am Ende des Jahres als wertvoller Humus verwendet werden. So kann ein landwirtschaftlicher Betrieb seine CO²-Emissionen um rund 8,5 Tonnen pro Jahr senken und bis zu 3.200 Euro an Wärmeenergiekosten einsparen. Außerdem erhält er am Ende eines zwölfmonatigen Produktionszyklus ca. 40m³ Kompost im Wert von 1.200 Euro – eine Menge, die ausreicht, um die Düngung mit synthetischem Stickstoff zu ersetzen, die für eine Fläche von zwei bis vier Hektar Weinberg notwendig ist. Mit der Unterstützung des NOI konnten bereits zwei Pilotanlagen in Südtirol installiert werden, die erste Serienanlage produziert seit Januar 2021 saubere Energie.
Ein weiteres Beispiel ist jenes des Unternehmens HSE Engineering & Construction, das mithilfe der Abteilung Tech Transfer Green im NOI ein System zur Filtration, Reinigung und Rückgewinnung von Wasser für die Apfelverarbeitung entwickelt hat. Rund 950.000 Tonnen Äpfel werden jährlich in Südtirol geerntet. Diese müssen vor dem Vertrieb gereinigt werden, was Unmengen an Wasser benötigt, da dieses aufgrund der organischen und bakteriellen Belastung häufig gewechselt werden muss. Das System von HSE desinfiziert das Wasser in den Anlagen mit Ozon. Das spart Energie, Wartungskosten und obendrein bis zu 80 Prozent an Prozesswasser im Jahr, bei gleichzeitiger Vermeidung von schädlichen Chemikalien und Rückständen. Das System ist derzeit bereits in mehreren Genossenschaften im Einsatz, unter anderem in der Mivor in Latsch.
„Unser Name trägt es in sich: NOI steht für Nature of Innovation. Und so ist die Natur seit Beginn an unsere größte Inspirationsquelle für Innovation“, erklärt der Director of Innovation & Tech Transfer im NOI Techpark Vincent Mauroit. „Dies zeigt sich mit unserem starken Fokus auf das Technologiefeld Green, in dem gezielt F&E-Projekte im Bereich Bioenergie, Umweltschutz und Nachhaltigkeit gefördert werden. Doch auch in vielen anderen Bereichen, wie der Lebensmittelindustrie oder der Automobilbranche, ist ein deutlicher Wandel in Richtung einer regenerativen Wirtschaft zu erkennen, den wir mit unseren Dienstleistungen und der vorhandenen Infrastruktur in Bozen und zukünftig auch in Bruneck unterstützen und vorantreiben“, so Mauroit.