E-Autos werden auch immer öfter geteilt

Das E-Auto hat sich in Wien auch beim Carsharing etabliert

Sonntag, 03. September 2023 | 15:44 Uhr

Ein Auto zu mieten oder zu teilen, ist in Städten wie Wien inzwischen gut möglich. Carsharing gilt als etabliert. Den Markt teilen sich einige Anbieter, wobei die Konzepte zum Teil unterschiedlich ausfallen. Mittlerweile finden sich auch Elektroautos in den Flotten. Der Start war diesbezüglich eher holprig. Inzwischen scheint sich die Verbrenner-Alternative aber im Sharing-Geschäft zu etablieren, auch wenn die Technologie Gelegenheits-Nutzer vor Herausforderungen stellt.

E-Carsharing gibt es nicht nur in Wien, da die Anbieter oft auch überregional im gesamten Bundesgebiet tätig sind. Allerdings ist die größte Stadt Österreichs naturgemäß Hotspot in Sachen Autoteilen. Denn in den Ballungsräumen macht die Anschaffung eines eigenen Autos für viele keinen Sinn. Erste Firma, die ein rein elektrisch betriebenes Fahrzeug eingeflottet hat, war Denzeldrive. Buchbar waren Modelle der Marke “Think City”. Die Gefährte verschwanden bald wieder aus dem Angebot, da sie dem Vernehmen nach kaum benutzt wurden.

Vom Markt verschwunden ist inzwischen auch Sharing-Pionier Denzeldrive selbst, der später von Zipcar übernommen wurde. Inzwischen sind zwei verschiedene Systeme in der Donaumetropole anzutreffen: Das Free-Floating-Modell und Carsharing mit fixen Standorten. Auf ersteres setzt Share Now, das aus dem Zusammenschluss von Car2Go und Drive Now entstanden ist. Zu Beginn war mit dem BMW i3 auch ein E-Fahrzeug im Portfolio anzutreffen. Inzwischen gibt es keine Elektroautos mehr im Angebot.

Share Now bestätigte der APA auf Anfrage, dass derzeit keine Elektrofahrzeuge unterwegs sind. “Dies liegt vor allem daran, dass die Gesamtkosten zur Erhaltung einer teilelektrischen Flotte wie in Wien ungleich höher sind. Wir analysieren unsere Standorte kontinuierlich neu und beziehen dabei Flottengröße, Parkkosten, Ladeinfrastruktur und weitere Rahmenbedingungen mit ein, um generelle Anpassungen vorzunehmen”, hieß es in einer Mitteilung. Verwiesen wurde auch darauf, dass an drei Standorten, konkret in Amsterdam, Paris und Madrid, rein elektrische Flotten betrieben würden. “Unsere gesamte Flotte besteht zu knapp 30 Prozent aus Elektrofahrzeugen.”

Ausschließlich mit Strom werden die Autos der Porsche-Bank-Tochter sharetoo angetrieben. In Kooperation mit den Wiener Linien sorgt das Unternehmen seit kurzem auch für die E-Flotte von Wien Mobil. Steffen Gersch, der Geschäftsführer des sharetoo-Betreibers Porsche Mobility GmbH, erläuterte im Gespräch mit der APA das Konzept: In Wien ist man mit 15 eigenen Standorten präsent, an denen bis zu fünf Autos stehen. Angeboten werden nur batterieelektrische Fahrzeuge. Und: Man kooperiert in der Hauptstadt auch mit den Wiener Linien beim Ableger Wien-Mobil, über den bei Öffi-Knotenpunkten Räder oder eben auch E-Kfz bereitgestellt werden.

An insgesamt 100 Standorten soll künftig jeweils ein Auto zur Verfügung stehen. Der Ausbau läuft, Zapfsäulen gibt es dort aktuell aber nicht – “leider”, wie Gersch hinzufügt. Die Gefährte können bis zu drei Tage gemietet werden. Eine App verweist auf mögliche Ladepunkte. Der Akku muss beim Abschluss der Miete mindestens 30 Prozent voll sein – damit Personen, die das Auto unmittelbar danach reserviert haben, nicht durch die Finger schauen.

Sollte ein Fahrzeug doch mit leerem Stromtank abgegeben werden, sei man bemüht, via Hotline eine Lösung zu finden, so Gersch. Dies könnte etwa die Umbuchung auf Autos in der Nähe bedeuten. Klar ist jedenfalls: Standortbasiertes Carsharing mit Reservierungsmöglichkeit bedeutet für E-Autos eine besondere Herausforderung.

Denn man muss das Gefährt jedenfalls zum gebuchten Mietende zurückgeben, da der nächste Kunde sich ja unmittelbar danach eingetragen haben könnte. Bei Verbrennerautos ist es leichter möglich, das Tanken einzuplanen. Ladesäulen, die nicht frei sind oder längere Ladezeiten können beim E-Auto hingegen für Stress bei der Rückgabe sorgen. Das hindert Kundinnen und Kunden aber offenbar nicht, das Angebot fleißig auszuprobieren. “Die Nutzung ist wesentlich besser als erwartet. Wir liegen deutlich über den Erwartungen und sind mehr als zufrieden”, versicherte Gersch.

Auf eine gemischte Flotte setzt die ÖBB mit Rail&Drive, ein standortbasiertes Carsharing-Angebot. Dort überwiegen die Verbrennerfahrzeuge, ein Teil ist aber auch elektrifiziert. Der Vorteil für Kundinnen und Kunden: An den Standorten mit E-Autos – also etwa an den großen Bahnhöfen – gibt es Ladestationen am Parkplatz des betreffenden Autos. Die ÖBB bieten in Wien insgesamt acht Standorte an, österreichweit sind es 46 in 36 Städten. An 25 Standorten stehen bundesweit Elektro-Ladestationen mit insgesamt 57 E-Fahrzeugen zur Verfügung. In Wien sind es 15 E-Autos.

Die Anzahl der Elektrogefährte werde laufend erhöht, wurde betont. Ziel sei es, die Anzahl der E-Fahrzeuge bis 2027 um 15 Prozent jährlich zu steigen. Die Auslastung der Fahrzeuge sei sehr gut und mit jenen der anderen Autos vergleichbar, hieß es. Speziell an Wochenenden sei es oft notwendig, einige Zeit vorab zu reservieren. Bei den E-Autos würden steigende Akku-Reichweiten für steigende Buchungszahlen sorgen.

Die Rückgabe gilt bei Rail&Drive dann als abgeschlossen, wenn das Auto in der Station am Stromkabel hängt. Nutzer müssen allerdings nicht fürchten, ein Auto reserviert zu haben, dass erst Minuten vorher mit leeren Akkus angedockt wurde. Denn: Es gibt eine “Karenz” zwischen Rückgabe und nächster Anmietung. Das System lässt nicht zu, dass beide unmittelbar aufeinander folgen.

Die Tarife sind je nach Fahrzeug und Anbieter unterschiedlich – wobei inzwischen meist sowohl die Zeit (mit Stunden- und Tagespauschalen) als auch die gefahrenen Kilometer für die Abrechnung herangezogen werden. Mitunter wird auch eine Grundgebühr verrechnet. Die angebotenen Modelle umfassen ebenfalls mehrere Klassen, vom Kleinwagen bis zum Kleinbus.

Lina Mosshammer, die beim Verkehrsclub Österreich (VCÖ) unter anderem das Thema Sharing betreut, zeigt sich zufrieden, dass in den vergangenen Jahren hier Zuwächse im Automobilbereich verzeichnet worden sind. Carsharing reduziere die Anzahl der Fahrzeuge etwa in der Stadt, verwies sie im Gespräch mit der APA auf entsprechende Studien. Bedarf sieht sie etwa noch im Bereich Vernetzung.

Ihrer Ansicht nach sollten Nutzerinnen und Nutzer verstärkt die Möglichkeit erhalten, verschiedene Angebote mit einer Registrierung bzw. über eine Plattform zu buchen. Damit erhöhe sich für die betreffenden Personen auch die Anzahl der verfügbaren Fahrzeuge, beteuerte sie. Sie verwies hier etwa auf ein vergleichbares Modell in der deutschen Stadt Bremen.

Dass der Markt von den großen Playern beherrscht wird, dürfte laut Mosshammer unter anderem daran liegen, dass die Situation für kleinere Anbieter nicht einfach sei. “Carsharing ist von der wirtschaftlichen Seite schwierig.” Auch seien Nutzer kleinerer Betreiber oft mit dem Problem konfrontiert, dass Autos fast permanent vergeben sind – da eben nur wenige bereit stünden.

Für Autokonzerne sei es einfacher, ein entsprechendes Angebot zu organisieren. Die ÖBB wiederum greife auf den firmeneigenen Autopool zurück. Erfreut zeigte sich Mosshammer aber auch darüber, dass etwa in Wiener Wohnanlagen entsprechende Initiativen gesetzt worden sind. Im internationalen Vergleich wenig ausgeprägt ist hierzulande hingegen das Teilen von Privat-Kfz, berichtete die VCÖ-Mitarbeiterin. Gerade in Zeiten hoher Kosten, wäre dies für Autobesitzer eigentlich eine gute Möglichkeit, die Aufwendungen zu reduzieren, gab sie zu bedenken.

Die Tatsache, dass immer mehr Elektroautos im Bereich Carsharing angeboten werden, begrüßte sie. “Damit lernen die Leute E-Mobilität kennen.” Dass die vergleichsweise komplexe Benutzung auch abschrecken könnte, glaubt sie nicht. Denn die Handhabung werde immer einfacher. Es werde etwa die Anzahl der Ladestationen erhöht, auch könne an manchen schon mit Kreditkarte – und nicht nur den Karten der Stromanbieter – bezahlt werden.

Dem batteriebetriebenen E-Auto schlägt mitunter auch Skepsis entgegen. Dessen CO2-Bilanz sei nicht so gut wie erhofft und zudem würden sie genauso viel Platz brauchen wie Verbrennerfahrzeuge, lautet da etwa die Kritik. Dem entgegen steht die Tatsache, dass sie zumindest vor Ort emissionsarm sind. Das betrifft nicht nur die Abgasbelastung, wie Mosshammer betont. Auch in Sachen Lärm würden sich Vorteile ergeben. Bis 30 km/h sei das E-Auto leiser unterwegs.

Insgesamt scheint sich der Anteil der E-Mobilität in Wien jedenfalls unaufhaltsam zu erhöhen. Dies zeigt auch eine jüngst veröffentlichte Studie der Universität für Bodenkultur, die im Auftrag der Wien Energie und der MA 33 (Beleuchtung) erstellt wurde. Demnach soll der E-Auto-Bestand in Wien von aktuell rund 20.000 bis 2030 auf rund 155.000 Elektroautos ansteigen, also um rund 675 Prozent.

Der Anstieg an Elektroautos bis 2030 ist damit beinahe doppelt so schnell, wie noch in der Vorgängerstudie aus 2018 angenommen. Während der Anteil im Pkw-Bestand in Wien im Jahr 2025 bei rund 10 Prozent liegen wird, steigt der Anteil laut Studie bis 2040 auf bis zu 71 Prozent an.

Von: apa