Von: luk
Bozen – Jeder Mensch hat individuelle Fähigkeiten, persönliche Interessen und einen Schatz an Lebenserfahrung. Wird die Diagnose „Demenz“ gestellt, dominiert oft die Annahme, dass die Betroffenen „verschwinden“, dass sie nichts mehr von ihrer Umwelt wahrnehmen. Diese Vorstellung ist falsch. Eine Demenzerkrankung verändert die Menschen. Die Krankheit nimmt ihnen nach und nach viele Dinge, die sie früher konnten und wussten. Doch der Mensch bleibt. Die Fähigkeit, Gefühle wie Freude, Angst und Schmerz zu empfinden, bleibt erhalten – bis zuletzt. Der Welt-Alzheimertag 2025 steht unter dem Motto „Demenz – Mensch sein und bleiben“, um deutlich zu machen, dass Menschen mit Demenz nicht durch ihre Krankheit definiert werden, sondern weiterhin Teil der Gesellschaft sind – mit all ihren Stärken.
Je mehr Wissen, Verständnis, Mitgefühl und Unterstützung es im Umfeld des Menschen mit Demenz und seiner An- und Zugehörigen gibt, desto mehr kann die Erkrankung in den Hintergrund treten. Kompetenzen können sichtbar werden und den Betroffenen im Alltag Halt geboten werden.
Aus diesem Grunde hat der Verein Alzheimer Südtirol ASAA in diesem Jahr ganz besonders all das in den Mittepunkt des Welttages gestellt, was für die Betroffenen, aber vor allem auch für ihre Angehörigen von Bedeutung ist.
Eine Tatsache, die immer evidenter wird. ist, dass sich viele Menschen auch in Südtirol Pflege nicht mehr leisten können. Lange Wartezeiten und komplizierte Verfahren bei der Pflegeeinstufung haben in den letzten Jahren große Belastungen für die Menschen mit sich gebracht. Rund 10.800 Menschen pflegen durchschnittlich weit länger als 5 Jahre einen Angehörigen daheim. Während in verschiedensten Bereichen ein Aufschrei nach mehr Anerkennung und Geld zu vernehmen ist, ist es so der Präsident des Vereins Alzheimer Südtirol ASAA, sehr ruhig bei zusätzlichen Zugeständnissen der Entlastung für den wie Seitz es betont, den größten Pflegedienst des Landes, sprich den Familien.
Luisa Gnecchi, die Vizepräsidentin des Nationalen Fürsorgeinstituts “ INPS” , wie grundlegend es ist, die weniger, aber doch für den Großteil der Betroffenen abrufbaren finanziellen Hilfen für die Pflege, die staatsweit und auf Landesebene gesichert sind, in Anspruch zu nehmen. Oft scheitern aber viele am Unwissen darüber.
Markus Falk, über die Landesgrenzen hinaus bekannter Biostatistiker und Experte für Erhebungen auch im Gesundheitsbereich, bestätigt in seinen aktuellen Ausführungen, die beunruhigende Datenlage einer sich noch schneller wie bisher vermuteten Entwicklung von Demenzfällen im Alpenraum. In Westeuropa wird ein Anstieg um fast 75 Prozent von fast acht Millionen Demenzfällen im Jahr 2019, kurz vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie. auf fast 14 Millionen im Jahr 2050 erwartet. Dieser Trend führt heruntergebrochen auf Südtirol, zu weit mehr als 1.200 diagnostizierten Neuerkrankungen hierzulande. Und zudem werden die Patienten immer jünger!
Der bekannte Südtiroler Pharmakologe und internationale Experte für Pharmakogenetik, Prof. Markus Paulmichl, sprach im Rahmen des Welt-Alzheimer-Tages über die Personalisierte Medizin in der Demenz. Sie zielt dabei darauf ab, Behandlungen und Präventionsstrategien individuell an die biologischen und lebensstilbedingten Faktoren des Patienten anzupassen, anstatt einen Einheitsansatz zu verfolgen. Dies geschieht durch die Analyse individueller Daten wie genetische Merkmale und das Mikrobiom, um Patienten in Subgruppen einzuteilen, die bestimmte Krankheitsmechanismen aufweisen. Ziel ist die Entwicklung effektiverer, zielgerichteter Therapien, die besser auf den einzelnen Menschen zugeschnitten sind und so die Krankheitsprävention, die Früherkennung sowie die Auswahl passender Medikamente und Dosierungen verbessern.
Der aktuelle Forderungskatalog des Vereins Alzheimer Südtirol ASAA beinhaltet, laut Präsident Ulrich Seitz Konkretes:
Umsetzung der von Landesrätin Rosmarie Pamer angekündigten dringenden Neu-Ausrichtung der Pflegeeinstufung für Demenzkranke;
Finanzielle Hilfestellungen und Ausgleichzahlungen bei Überschreitung von Wartezeiten über 90 Tagen bei fachärztlichen Visiten und bei sozialen Leistungen, wie der erstmaligen Pflegeeinstufung und bei Überprüfung von Verschlechterungen des Gesundheitszustands;
Besseren Zugang zu sozio-sanitären Leistungen und effiziente Entlastungsangebote
Echte Vereinbarkeit von Beruf und Pflege
Anerkennung der Leistungen in der Pflege daheim für Rentenzwecke
Task-Force für Junge Demenzkranke
Anerkennung Berufsbild für die Pflege daheim
Generationenpakt und attraktives Zeitbank-Modell
Investitionen in die Forschung und praktische Studien
Eine Beobachtungsstelle des Landes mit verlässlichen Daten
Pflegende Angehörige absichern und stärken
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