Von: luk
Passeier – Walter Moosmair, Biolandbauer aus St. Leonhard in Passeier hat sich für den CeresAward, den bedeutendsten Preis für Landwirtinnen und Landwirte im gesamten deutschen Sprachraum, qualifiziert. Ob er den begehrten Titel „Landwirt des Jahres“ oder den Sieg in der Kategorie „Bio-Landwirt“ davontragen wird, wird auf der Preisverleihung im Rahmen der Galaveranstaltung „Nacht der Landwirtschaft“ am 11. Oktober in Berlin verkündet.
Der ökologisch bewirtschaftete Niedersteinhof liegt im Passeier-Tal in Südtirol. Bioland-Bauer Walter Moosmair setzt auf viele Standbeine und zwar im Kleinformat: 2,5 Ferienwohnungen, zehn Kühe, vier Schweine und 22 ha bewirtschaftete Fläche. „Wir betreiben unseren Hof nach dem Konzept einer Spinne“, schmunzelt der 39-Jährige. „Eine Spinne hat acht Beine. Fällt davon mal eines aus, kann sie dennoch gut weiterlaufen.“ Auf dem Niedersteinhof oberhalb von Sankt Leonhard geht dieses Konzept bestens auf. Klein, aber fein, das ist das Erfolgsrezept von Walter und seiner Frau Caroline. Jedes einzelne ihrer Produkte ist extrem hochwertig: Das Bergwiesenheu von ihren Hängen erfordert viel Mühe, bis es in der Scheune landet. Auf mindestens 1.900 m Höhe müssen die Flächen liegen, es müssen über 80 verschiedene Kräuter enthalten sein und wegen der kargen Böden wird es nur alle zwei Jahre geschnitten. Die Ernte ist Handarbeit und extrem anstrengend. Dafür duftet das Bergwiesenheu herrlich und ist beliebt bei den Wellnesshotels in der Region und darüber hinaus. Sie nutzen es für die Heubäder im Spa-Bereich. Das „Südtiroler Bergwiesenheu“ ist inzwischen eine eigene Marke, an der Walter Moosmair entscheidend mitgearbeitet hat. Auch die Milch der zehn Kühe wird veredelt. Dafür hat sich Walter Moosmair bereits bei der Umstellung des Hofs auf den Biolandanbau im Jahr 2004 stark gemacht und gemeinsam mit weiteren Bauern aus der Region eine eigene Genossenschaft gegründet. Daraus entstand die Psairer Biokäserei, wo Moosmairs Milch verarbeitet wird und als Heumilchkäse ihren Weg sogar bis in die Business Class der Lufthansa findet. Oder aber ins 5-Sterne-Hotel Andreus, in dem Walter Moosmair als Käsesommelier zum Dessert die Geschichte hinter seinem Heumilchkäse erzählt.
Die Moosmairs leben Bio, nicht nur mit ihren Produkten, sondern rundum: Die Energie für Strom, Maschinen und Fahrzeuge stammt komplett aus Wasserkraft oder Fotovoltaik. Sogar seine Kettensäge hat der gelernte Maschinenschlosser auf Akku umgerüstet, um komplett frei von fossilen Energien arbeiten zu können. Nur der Balkenmäher für die steilen Abhänge läuft noch mit Benzin, aber es wäre nicht Walter Moosmair, wenn er daran nicht bereits tüfteln würde. Nachhaltig und idyllisch präsentiert sich der gesamte Niedersteinhof und ernährt so auf kleinster Fläche die ganze Familie.
Seit vier Jahren würdigt dlv Deutscher Landwirtschaftsverlag mit dem CeresAward Landwirte, die Außergewöhnliches leisten und täglich nachhaltig für Mitmenschen, Tiere und Umwelt wirtschaften. Neben einem Gesamtsieger werden Sieger in elf Einzelkategorien (Ackerbauer, Biolandwirt, Energielandwirt, Fleischrinderhalter, Geflügelhalter, Geschäftsidee, Junglandwirt, Manager, Milchviehhalter, Schweinehalter und Unternehmerin) ausgelobt. Als Preisgeld winken dem Gesamtsieger 10.000 Euro für ein Projekt seiner Wahl, welches das Ansehen der Landwirtschaft fördert.
Über 180 Bewerbungen gingen bis zum Bewerbungsschluss Ende April beim dlv Deutscher Landwirtschaftsverlag ein. 35 Finalisten sind nach intensiver Prüfung der Jury, bestehend aus Fachleuten von Branchenorganisationen, Redakteuren des dlz agrarmagazins sowie Vertretern des jeweiligen Kategoriensponsors, ins Finale gewählt worden. Um die finalen Kategoriensieger sowie den Gesamtsieger zu ermitteln, besuchten die Jurorenteams die Finalisten im zweiten Schritt auf ihren Höfen in Deutschland, Luxemburg, Österreich und Südtirol. Entscheidend sind dabei nicht Höchstleistungen auf dem Feld oder im Stall, sondern beste wirtschaftliche Ergebnisse bei gleichzeitiger Berücksichtigung bäuerlicher Unternehmertugenden wie Mut, Ideenreichtum sowie Verantwortungsbewusstsein für Familie, Betrieb, Tier, Natur und Gesellschaft.
Aus Südtirol qualifizierte sich Walter Moosmair als einziger für die Shortlist.