Hitze: Austro-Gewerkschaft für Hitzefrei, gegen Siesta

Deutsche Baugewerkschaft für Siesta-Debatte recht offen

Dienstag, 18. Juli 2023 | 16:06 Uhr

Die Bau-Agrar- und Umweltgewerkschaft (IG BAU) in Deutschland ist für eine dort laut gewordene Forderung nach einer Arbeitsweise mit Siesta nach dem Vorbild südeuropäischer Regionen, wenn große Hitze herrscht, recht offen. “Natürlich müssen wir die Beschäftigten schützen, die bei dieser Gluthitze draußen unter freiem Himmel arbeiten müssen”, so Vorsitzender Robert Feiger. Etwa für Bau und Erntehilfe sei das Modell aber nichts. Ähnlich sieht das die Austro-Baugewerkschaft

Die Verlagerung der Arbeit in die frühen Morgenstunden und die späten Abendstunden sei für bestimmte Berufsgruppen, etwa Bauarbeiter, Erntehelfer oder auch Reinigungskräfte, nicht so einfach anwendbar, erklärte Feiger. Bei Bauarbeiterin gebe es etwa bei Arbeiten vor 7 Uhr morgens Konflikte mit dem Lärmschutz. Auf einer Baustelle oder auf Feldern eine Siesta mit einem Mittagsschlaf zu verbringen, sei zudem generell schwierig.

Der Idee, eine Siesta nach spanischem Vorbild einzuführen, die beispielsweise der Umweltmediziner Hans-Peter Hutter von der MedUni Wien kürzlich in Österreich vorschlug, konnte zuletzt der oberste Baugewerkschafter, FSG-Chef und SPÖ-Politiker Josef Muchitsch für den Bau auch so gar nichts abgewinnen. Es sei “unrealistisch” und “unlogisch” nach den paar hitzefreien Stunden dann am Abend auf die Baustelle zurückzukehren. “Also so was von unsinnig, das ist unglaublich”, meinte er. “Auf der Baustelle starten wir um 6.00 Uhr in der Früh und wir arbeiten jeden Tag schon sechs bis acht Stunden, ehe es die hohen Temperaturen erreicht”, begründete der Gewerkschafter seinen Vorbehalt.

In Deutschland hatte der Vorsitzende des Bundesverbands der Ärztinnen und Ärzte des öffentlichen Gesundheitsdienstes am heutigen Dienstag vor der deutschen Gewerkschaftsreaktion zu so einer Arbeitsweise geraten. “Wir sollten uns bei Hitze an den Arbeitsweisen südlicher Länder orientieren: Früh aufstehen, morgens produktiv arbeiten und mittags Siesta machen, ist ein Konzept, das wir in den Sommermonaten übernehmen sollten”, hatte Verbandschef Johannes Nießen dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) gesagt.

“Bei diesen Temperaturen, bei denen das Thermometer mittlerweile die 40-Grad-Grenze immer wieder schrammt, gibt es nur eines: runter vom Bau, vom Feld, von der verschmutzen Dachterrasse”, sagte der deutsche Gewerkschafter. Für die fehlende Arbeitszeit sollte dann mit staatlichen Hilfen Ausfallgeld bezahlt werden.

Hitzefrei von der Arbeit bei Temperaturen jenseits der 30 Grad gibt es in Österreich lediglich am Bau – und das nur in Ausnahmefällen. Ab 32,5 Grad über mehr als drei Stunden wird auf freiwilliger Basis freigegeben. Rechtsanspruch gibt es keinen. Ob tatsächlich freigeben wird, “kommt auf die Konjunktur an”, so Muchitsch kürzlich zur APA. Gebe es volle Auftragsbücher verbunden mit engen Bauzeitplänen, würden die Arbeiter “eher gezwungen” weiterzuarbeiten, gebe es keine vollen Auftragsbücher, dann werde die Regelung ab 32,5 Grad freizugeben, eher in Anspruch genommen, so der Bundesvorsitzende der Gewerkschaft Bau-Holz, die eine Rechtsanspruch anstatt der Freiwilligkeit fordert.

Von: APA/dpa-AFX