Von: mk
Bozen – Die Ertragslage im Jahr 2018 wird sowohl im Dienstleistungs- als auch im Transportsektor von 87 Prozent der Unternehmen als befriedigend bewertet. Dies zeigt die Herbstausgabe des Wirtschaftsbarometers des WIFO – Instituts für Wirtschaftsforschung der Handelskammer Bozen. In beiden Sektoren gab es eine Verschlechterung gegenüber dem Vorjahr, das Geschäftsklima bleibt aber positiv und die Erwartungen für 2019 sind im Allgemeinen zuversichtlich. Schwierigkeiten gibt es vor allem im Gütertransport, bei den persönlichen Dienstleistungen und im Verlags- und Kommunikationsbereich.
Ertragslage im Dienstleistungssektor
Das Geschäftsklima im Dienstleistungssektor ist nicht so gut wie im vergangenen Jahr, bleibt aber auf einem hohen Niveau: 87 Prozent der Unternehmen rechnen mit einem zufriedenstellenden Betriebsergebnis im Jahr 2018. Allerdings wird zukünftig eine Verbesserung erwartet. 94 Prozent der Unternehmen gehen von einer zufriedenstellenden Rentabilität im Jahr 2019 aus.
Die Umsatzdynamik war auch heuer positiv, getrieben von der steigenden Nachfrage auf dem Südtiroler sowie auf dem gesamtitalienischen Markt. Die betriebliche Wettbewerbsfähigkeit konnte somit trotz gestiegener Kosten leicht verbessert werden. Die Bedingungen für den Kreditzugang gelten im Vergleich zum Vorjahr als stabil. Laut der befragten Unternehmer und Unternehmerinnen wurde im Informatikbereich und im Finanzsektor mehr als im Vorjahr investiert. In den anderen Dienstleistungsbranchen war das Investitionsvolumen rückläufig, mit Ausnahme der Investitionen in Maschinen und Anlagen, die heuer noch von den staatlichen Steueranreizen profitierten. Für 2019 erwarten die Unternehmen einen weiteren Anstieg des Umsatzes und der Verkaufspreise sowie eine leichte Beschäftigungszunahme.
Unter den Dienstleistungsbranchen zeigen der Kreditbereich und die unternehmensorientierten Dienstleistungen das beste Geschäftsklima. Mehr als 95 Prozent der Unternehmen beider Bereiche schätzen die Ertragslage im Jahr 2018 als befriedigend ein und blicken zuversichtlich auf 2019. Insbesondere die Banken verzeichnen einen deutlichen Anstieg des Einlagen- und Kreditvolumens sowie eine Verbesserung der Kundensolvabilität. Schwierigkeiten gibt es hingegen bei den persönlichen Dienstleistungen und im Verlags- und Kommunikationsbereich.
Auch im Transportsektor liegt der Anteil der Unternehmen, die die Ertragslage im Jahr 2018 positiv bewerten, bei 87 Prozent. Dies stellt einen Rückgang gegenüber dem Vorjahr dar, nach einer fünfjährigen Periode stetigen Wachstums. Es ist jedoch zwischen Personen- und Gütertransport zu unterscheiden. Im ersten Fall ist das Geschäftsklima sehr gut: 94 Prozent der Unternehmen sind mit der Rentabilität im Jahr 2018 zufrieden und die Erwartungen für 2019 sind sehr optimistisch. Es werden wachsende Umsätze gemeldet, auch dank der guten touristischen Entwicklung. Die steigenden Betriebskosten – zum Beispiel aufgrund der zunehmenden Kraftstoffpreise – konnten durch höhere Verkaufspreise ausgeglichen werden.
Ertragslage im Transportgewerbe
Weniger zufrieden ist man dagegen im Gütertransport, in dem trotz des steigenden Geschäftsvolumens fast ein Fünftel der Unternehmen über eine unzureichende Rentabilität klagt. Dies ist zum Teil auf die Schwierigkeit zurückzuführen, den Anstieg der Betriebskosten an die Kunden weiterzureichen. Darüber hinaus wirken sich die starke Abschwächung der italienischen Wirtschaft im dritten Quartal und die zunehmenden Einschränkungen für den Schwerverkehr in Österreich negativ auf das Geschäftsklima aus. Für 2019 wird keine wesentliche Verbesserung der Ertragslage erwartet.
Der Präsident der Handelskammer, Michl Ebner, unterstreicht die Bedeutung des Brenner-Basistunnels für Südtirol: „Diese Infrastruktur ist unerlässlich, um die Nachhaltigkeit zu verbessern und die Überlastung der Autobahn zu verringern. Durch langfristige Konzepte und Maßnahmen soll auch verhindert werden, dass der Südtiroler Transportsektor noch stärker durch Verkehrseinschränkungen belastet wird.“
Methodische Anmerkung
Im Rahmen des WIFO-Wirtschaftsbarometers umfasst der Dienstleistungssektor folgende Branchen: Verlag und Kommunikation, Informatik, Kredit und Versicherung, Immobilienverwaltung sowie personen- und unternehmensbezogene Dienste. Nicht eingeschlossen sind Handel und Gastgewerbe. Das Transportgewerbe wird gesondert untersucht.
Weitere Auskünfte erteilt das WIFO, Ansprechpartner Nicola Riz, Tel 0471 945 721, E-Mail: nicola.riz@handelskammer.bz.it und Luciano Partacini, Tel. 0471 945 700, E-Mail: luciano.partacini@handelskammer.bz.it.
Die Stellungnahmen der Wirtschaftsverbände
Heini Grandi, Präsident Legacoopbund erklärt: „Die Schwierigkeiten im Bereich der personenbezogenen Dienstleistungen deuten auf einen starken Erneuerungsbedarf in diesem Sektor hin: Der immer härter werdende Wettbewerb, der oft zu Lasten der Qualität der angebotenen Dienstleistungen geht, führt zu Schwierigkeiten für die Unternehmen und Genossenschaften dieser Branche. Es sollen die besten Bedingungen geschaffen werden, damit private Unternehmen und Organisationen die Dienste der öffentlichen Einrichtungen bestens ergänzen können.“
Barbara Jäger, Präsidentin der Dienstleister im hds, betont: „Trotz einer leichten Verschlechterung im gesamten Sektor, weisen die unternehmensorientierten Dienstleistungen das beste Geschäftsklima auf. In Südtirol wird es zu einem erhöhten Bedarf an hochqualifizierten Arbeitskräften kommen. Von daher gilt es, genügend Fachkräfte auszubilden. Erfreulich ist, dass wir in Südtirol vor kurzem einen neuen Lehrberuf im IT-Bereich einführen konnten.“
Elmar Morandell, Obmann der Warentransporteure im lvh, meint: „Was den Warentransport anbelangt, gibt es zwei große Schwierigkeiten: zum einen haben italienische Transportunternehmen im europäischen Vergleich die höchsten Betriebskosten, zum anderen leiden die Gütertransporteure unter der Billigkonkurrenz aus dem Osten. Viele sind nicht mehr in der Lage ihre Kosten zu decken. Dies macht eine positive Entwicklung unserer Branche schwierig.“
Roger Hopfinger, Präsident Sektion Transport im Unternehmerverband Südtirol, fügt hinzu: „Die Einschränkungen für den Schwerverkehr in Tirol wirken sich negativ auf die Wirtschaft aus, wie aus der Befragung hervorgeht. Verbote helfen nicht, es braucht vielmehr innovative Lösungen, die einen ‚nachhaltigen‘ Personen- und Warentransport ermöglichen. Dafür sind moderne und effiziente Infrastrukturen wie der BBT ausschlaggebend, sowie Investitionen in Bahn-, Straßen- und auch Datennetze.“