Kein Internet und kein Handy im Urlaub

Digital Detox im Tourismus: Forschungsprojekt in Bruneck gestartet

Freitag, 13. Dezember 2019 | 16:09 Uhr

Von: mk

Bruneck – Digital Detox, also die digitale Entschlackung, im Urlaub wird unter Touristikern immer öfter als vielversprechendes Nischenangebot gehandelt. Wie groß das Potenzial in Südtirol ist und wie es Hoteliers und Tourismusorganisation bestmöglich ausschöpfen können, ist Gegenstand einer Studie am Campus Bruneck der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften.

Die Internet- oder Onlinesucht wird im digitalen Zeitalter zu einem immer verbreiteteren Problem. Denn dem Versprechen von Handys, Tablets oder Wearables wie Smartwatches, unsere Leben zu erleichtern, steht immer deutlicher die Kehrseite der Medaille gegenüber: die Tatsache, dass viele Menschen quasi rund um die Uhr online und erreichbar sind. Ein Weg, um einen gesunden Umgang mit diesen neuen technologischen Werkzeugen zu finden, ist eine regelmäßige digitale Entschlackung – und was eignet sich besser dafür als ein Urlaub?

Genau dort setzt eine Studie an, deren erster Teil kürzlich am Campus Bruneck der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften gestartet wurde. Sie soll Touristiker dabei unterstützen, möglichst attraktive und rentable Digital-Detox-Pakete zu entwickeln, die es Urlaubern tatsächlich ermöglichen, sprichwörtlich den Stecker rauszuziehen und sich statt auf ihre digitalen Geräte wieder auf zwischenmenschliche Beziehungen und alles andere zu beschränken, was ihrem psychischen und physischen Gleichgewicht guttut. Südtirol mit seiner atemberaubenden Landschaft, seinen vielfach abseits vom Trubel gelegenen Tourismusstrukturen sowie seinem touristischen Know-how im Bereich Wellness ist eine ideale Destination, um diesen neuen Trend umzusetzen wie erste Angebote in diese Richtung belegen.

Prof.in Serena Volo, Dozentin für Marketing und strategisches Management im Tourismus an der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften (Campus Bruneck) leitet die Studie „Digital Detox Tourism: An exploratory investigation” (Digital-Detox-Tourismus: eine explorative Untersuchung), die sie in Kooperation mit Prof.in Anna Irimiás von der Corvinus University in Budapest durchführt. Sie wurde in den vergangenen Tagen in Bruneck auf der CBTS 2019 vorgestellt, einer jährlich stattfindenden Konferenz zum Verbraucherverhalten im Tourismussektor, die in diesem Jahr dem Schwerpunkt “Emotionen in der Tourismusforschung” gewidmet war.

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„Für Hotels und Tourismusorganisationen ist es wichtig, laufend mit neuen Angeboten auf aktuelle Marktrends zu reagieren oder noch besser, sie vorherzusehen“, sagt Volo. „Reiseangebote zu entwickeln, in denen Emotionen und zwischenmenschliche Beziehungen im Vordergrund stehen, ist sicherlich ein vielversprechender Weg der Innovation.“ Eine der Nischen, die sich in diesem Bereich auch in Südtirol immer stärker durchsetzt, sind Digital-Detox-Angebote für Menschen, die vor allem beruflich rund um die Uhr online sind. So bieten in Südtirol einige Hotels bereits Aufenthalte ohne WLAN oder TV – und somit den Luxus, offline zu sein – an.

Der erste Teil der Studie von Prof. Volo besteht in einer Bestandsaufnahme des aktuellen Angebots. In einem zweiten Schritt sind Interviews mit Hotelbesitzern und Managern geplant. „Wir wollen verstehen, wie sie ihre Detox-Pakete anbieten und was sie dazu bewegt hat, diese Angebote zu entwickeln“, erklärt Volo. „Bisher gibt es wenig Literatur zu diesem Thema, und wenn geht es darin eher um die Motivation und Verhaltensweisen von Touristen, die eine solche Urlaubsart wählen.“

Die Ergebnisse des Forschungsprojekts sollen dazu beitragen, Geschäftsstrategien zur Unterstützung dieses neuen Trends zu definieren, in dem Südtirol nicht nur italienweit, sondern auch darüber hinaus eine Vorreiterrolle spielen könnte. Zu diesem Zweck stehen Prof.in Volo und das Team der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften auch für breitere wissenschaftliche Kooperationen mit Südtirols Tourismusbetreibern zur Verfügung.

Bezirk: Pustertal