14 Prozent der Raffineriekapazität lahmgelegt

Drohnen und Sanktionen – Russlands Ölbranche in Bedrängnis

Freitag, 29. März 2024 | 11:25 Uhr

Das von Ölexporten abhängige Russland sieht sich nun an weiteren empfindlichen Punkten getroffen: Während die Ukraine sich mit Drohnenangriffen auf russische Raffinerien einschießt, bringen die USA mit Druck auf internationale Banken die Überweisungen von Ölkäufern nach Russland ins Stocken. 14 Prozent der Raffineriekapazität sind dort laut Reuters-Berechnungen wegen Drohnenangriffen lahmgelegt. Bereits am 1. März hatte das Land einen Ausfuhrstopp für Benzin verhängt.

Nach dem Angriff auf die Ukraine hatten Russland und seine Ölbranche sich mit dem Verlust westlicher Abnehmer und den als Sanktionen erzwungenen Preisdeckeln leidlich arrangiert gehabt. Einerseits decken sich Großabnehmer wie China und Indien mittlerweile bevorzugt mit billigem russischem Öl ein. Andererseits fanden Exporteure immer wieder Schlupflöcher, um die von westlichen Staaten verhängten Preisobergrenzen zu umgehen.

Doch allein seit Mitte März attackierte die Ukraine mit Drohnen mindestens acht russische Ölraffinerien. Damit solle die Wirtschaft des Kriegsgegners geschwächt werden, erklärte der ukrainische Geheimdienst SBU. An den betroffenen Standorten war Insidern zufolge im vergangenen Jahr insgesamt mehr als ein Fünftel des in Russland raffinierten Öls verarbeitet worden. Zwar wurden nach russischen Angaben einige Angriffe abgewehrt, und nach anderen Attacken sei der Betrieb nur kurzzeitig gestört gewesen. Doch nach Berechnungen der Nachrichtenagentur Reuters sind mittlerweile rund 14 Prozent der Raffineriekapazität wegen Drohnenangriffen lahmgelegt.

Nachdem die Ukraine allein in der Region Samara mehrere Anlagen in Brand gesetzt hatte, stellte die dort gelegene Kuibyschew-Raffinerie Branchenkreisen zufolge ihren Betrieb vollständig ein. Die Kuibyschew-Raffinerie steht zwar nur für 1,34 Prozent der russischen Ölverarbeitung. Doch die Ausfälle summieren sich. Eine Raffinerie im Gebiet Rjasan, die für 5,8 Prozent der landesweiten Verarbeitung steht, konnte Insidern zufolge zwei Wochen lang nur mit 30 Prozent ihrer Kapazität arbeiten. Der staatliche Betreiber Rosneft schwieg dazu.

Russland, das gewöhnlich mehr Mineralölprodukte exportiert als importiert, hatte bereits am 1. März einen Ausfuhrstopp für Benzin verhängt. Zwar wird das Militär stets bevorzugt mit Kraftstoffen beliefert. Doch herrscht in Russland die Sorge, dass Wirtschaft und Privatleute von Engpässen sowie steigenden Diesel- und Benzinpreisen betroffen werden. Inzwischen sieht sich Russland gezwungen, zusätzliches Benzin von seinem Nachbarn Belarus zu importieren. Diese Einfuhren sollten auf monatlich 100.000 bis 150.000 Tonnen gesteigert werden, sagte der Vorsitzende des Energieausschusses im Parlament, Pawel Sawalny. Nach Angaben aus Branchenkreisen war die Menge bereits in der ersten Märzhälfte auf fast 3.000 Tonnen erhöht worden, nachdem es im Februar noch 590 Tonnen gewesen seien und es im Jänner gar keine Lieferungen aus Belarus gegeben habe.

Unterdessen sorgen Sanktionsdrohungen der USA gegen Banken in China, der Türkei und den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) Insidern zufolge dafür, dass Rechnungsbeträge für Öllieferungen nur noch verzögert in Russland eintreffen. Zwar billigen die USA wie auch andere westliche Länder russische Ölexporte grundsätzlich, um nicht mit einer Verknappung des Weltmarktangebots einen Preisanstieg auszulösen. Doch dringen sie auf Preisobergrenzen, um Russlands Einnahmen zu schmälern. Dies versuchen sie unter anderem mit Druck auf Schiffsversicherungen und nun auch zunehmend auf Banken durchzusetzen.

So droht das US-Finanzministerium seit dem 22. Dezember per Erlass Banken mit Sanktionen, wenn sie Zahlungen abwickelten, ohne eine Einhaltung der gegen Russland gerichteten Sanktionen sicherzustellen. “Die Probleme kehrten im Dezember zurück, als Banken und Unternehmen erkannten, dass die Gefahr durch US-Nebensanktionen real ist”, sagte ein Insider aus dem Ölhandel.

Weiteren Insidern zufolge versuchen sich Finanzinstitute mit umfangreichen Garantieerklärungen ihrer Auftraggeber abzusichern – oder ziehen sich angesichts des Bürokratieaufwands aus dem Geschäft zurück. Zu Letzteren zählen Eingeweihten zufolge die First Abu Dhabi Bank und die Dubai Islamic Bank in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Die Banken Mashreq aus den VAE, Ziraat und Vakifbank aus der Türkei sowie die Bank of China und die ebenfalls chinesische ICBC bearbeiten zwar noch Zahlungen für russische Waren, benötigen aber mittlerweile Wochen oder Monate dafür, wie weitere Branchenvertreter sagten. Keine der Banken äußerte sich dazu.

Russland allerdings räumte derartige Probleme ein. Die betreffenden Staaten stünden unter beispiellosem Druck der USA und der Europäischen Union, sagte der Sprecher des russischen Präsidenten Wladimir Putin, Dmitri Peskow. “Das schafft natürlich bestimmte Probleme.” Man arbeite an Lösungen. “Das geschieht aber auf diskrete Weise.”

Von: APA/Reuters

Kommentare

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12 Kommentare auf "Drohnen und Sanktionen – Russlands Ölbranche in Bedrängnis"


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OH
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Superredner
28 Tage 17 h

Man kann es auch Propaganda nennen. Wer kann dies bestätigen ???
Natürlich wieder niemand !
14% , Entschuldigung aber da lacht sich doch ein Putin kaputt. Wäre Russland so arg getroffen wurden sie nicht ständig Gebietsgewinne machen. Und das sagt mittlerweile auch die Ukraine. Der gehen nämlich langsam Munition und Waffen aus. Sagt zumindest der ukrainische Verteidigungsminister.

Goennenihrwichtigtuer
Goennenihrwichtigtuer
Universalgelehrter
27 Tage 21 h

So schwar ischs eigentlich nit zu berechnen wenn men auf satelitenbilder schaug obs sem wo sie sogen brennt und nr die Fördermenge berechnen… 🤷‍♂️😃 i sog eher des “Gebietsgewinne” zu nennen isch Prpaganda… 😉

N. G.
N. G.
Kinig
27 Tage 18 h

@Goennenihrwichtigtuer Wäre schön wenn du uns an deinen Berechnungen und dessen Methode teilhaben lässt. Du sagst es ist einfach… also, erklär es uns Unwissenden.
Was den Rest des Unsinns anbelangt :

https://www.tagesschau.de/ausland/europa/ukraine-selenskyj-hilfen-usa-100.html

Einfach lesen und Demut lernen!

OH
OH
Superredner
27 Tage 15 h

@Goennenihrwichtigtuer
Na dann schau dir mal deine Satellitenbilder an und du kannst viele Gebietsgewinne sehen. Die übrigens auch von der Ukraine bestätigt sind.

N. G.
N. G.
Kinig
27 Tage 5 h

@OH Das wollen die einfach nicht wahr haben. Im Gegenteil, wenn man ihnen die Realität aufzeigt dann wird man pro Russland verleumdet. Obwohl man nichts anderes tut als den Ernst der Lage zu erklären. Sie träumen lieber weiter.
Wenn selbst Selenski sagt man muß sich zurück ziehen, man hat schon… wenn nicht mehr Hilfe kommt dann machen sie erst recht die Augen zu. Das ne neue Situation neue Lösungen braucht wird nicht akzeptiert. Das wird, wenns so weiter geht, sowieso der Untergang der Ukraine.

Schneemobil
Schneemobil
Grünschnabel
27 Tage 4 h

@N. G. Naja mit dem weiterträumen meinst du sicher dich selber. Eine Frage habe ich? Wo ist dein Mitsstreiter mit dem Pseudonym  General Lee hin verschwunden?

Zugspitze947
26 Tage 23 h

N.G.die würde zu DIR auch ganz gut passen,denn deine Meinung ist sehr oft neben die Schuhe 🙁

Doolin
Doolin
Kinig
29 Tage 28 Min

…mit taurus gangs no bessa…

So ist das
28 Tage 1 Min

Tja das macht sich Scholz in die Hosen 🫢
Bedrägnis? Zu wenig

Look_at_Yourself
Look_at_Yourself
Universalgelehrter
27 Tage 19 h

@So ist das
Ich bin ja nicht so der Ampelfan.
Aber was macht eigentlich Italien für die Ukraine?

Zugspitze947
26 Tage 23 h

leider viel zu WEEEEEEEEEEENIG 🙁

Privatmeinung
Privatmeinung
Universalgelehrter
28 Tage 19 h

Hoffentlich ist die Retourkutsche nicht zu stark.

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