Von: luk
Bozen – Seit dem vergangenen Jahr gibt es im Südtiroler Sanitätsbetrieb das Patientensicherheitszentrum (PSZ). Hochmoderne Einrichtungen und ständige Trainingseinheiten für das Gesundheitspersonal unter der Aufsicht von zertifiziertem Personal sorgen dafür, dass Notfallsituationen dort im geschützten Rahmen gefahrlos geübt werden können. Heute (9. April 2018) wurde das Patientensicherheitszentrum im Rahmen einer Pressekonferenz offiziell vorgestellt.
Die Entstehung des Patientensicherheitszentrums geht auf das Jahr 2012 zurück, als in Zusammenarbeit mit der Landesfachhochschule für Gesundheitsberufe das „Claudiana-Simulation-Center“ (CSC) gegründet wurde. Seitdem wurden und werden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Sanitätsbetriebes im Rahmen von sog. Simulations-Teamtrainings für den Ernstfall trainiert. Parallel gab es in dieser Zeit noch ein weiteres Aus- und Weiterbildungszentrum, jenes für Notfallmedizin der Landesnotrufzentrale 112. In diesem wurden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Bereich Notfallmedizin und in der Herz-Lungen-Reanimation geschult, aber kein eigener Sitz und große räumliche Engpässe stellten sich immer wieder als hinderlich heraus. Durch die Gründung des Patientensicherheitszentrums im Jahr 2017 wurden beide Ausbildungszentren zu einem einzigen vereint.
„Ständige Fort- und Weiterbildung unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist für uns strategisch wichtig“, erklären die Vorsitzende des Patientensicherheitszentrums im Jahr 2018 (der Vorsitz wechselt jährlich zwischen Sanitäts- und Pflegedirektion), Pflegedirektorin Marianne Siller und Sanitätsdirektor Thomas Lanthaler. „Unser Ziel ist es, in Kooperation mit der Landesfachhochschule für Gesundheitsberufe, regelmäßig Aus- und Fortbildungen mit Schwerpunkt auf Patientensicherheit anzubieten. Neben Reanimationskursen und Simulations-Teamtrainings werden weitere Aus- und Fortbildungen im Bereich des Incident-Reporting (Meldungen zur Früherkennung von möglichen Fehlerquellen) angeboten, mit dem Ziel, die Patientensicherheit im Südtiroler Gesundheitswesen zu fördern.“ Auch Generaldirektor Thomas Schael schlägt in diese Kerbe: „Ein gutes Risikomanagement ist das ‚Herz‘ eines funktionierenden Qualitätsmanagements. Dadurch können Fehler vermieden und somit die Patientensicherheit erhöht werden. Wenn man im Vorfeld bereits versucht, mögliche Komplikationen zu erkennen, kann das im Ernstfall lebensrettend sein.“
Landesrätin Martha Stocker freut sich über die Errichtung und Umsetzung des Zentrums: „Im Gesundheitswesen wird sehr viel getan zur Vermittlung von Fachwissen. Aber auch die Kenntnisse im Bereich der Organisation und Kommunikation sind von höchster Bedeutung, denn gerade in Notfallsituationen muss das Richtige zur richtigen Zeit gesagt, verstanden und umgesetzt werden. Auch die Tatsache, dass diese Einrichtung an der Claudiana, an jenem Ort, an dem ein Teil unserer ‚neuen‘ Mitarbeitergeneration heranwächst, angesiedelt ist, erfüllt mich mit Freude.“
Denn der Hintergrund des Schulungsgedankens ist ernst: Patientensicherheit geht vor. Deshalb gibt es z.B. Simulations-Teamtrainings in den Bereichen Geburtshilfe und Neonatologie (an einer Reanimationspuppe müssen die Kursteilnehmerinnen und -teilnehmer in realitätsnahen Szenarien verschiedene Notfälle durchspielen und in der anschließenden Nachbesprechung die Stärken und Schwächen des Teams erkennen), im Bereich der Anästhesie (auch hier werden verschiedene Szenarien entwickelt, durchgespielt und nachbesprochen) sowie der Reanimation im Kindes- und Erwachsenenalter.
„2017 war ein Jahr des Übergangs und der Planung“, so die Verantwortliche für das Risk-Management im Sanitätsbetrieb, Sandra Girardi. „Unser Ziel ist es, Maßnahmen und Prozesse betriebsweit zu standardisieren.“ Auch der Primar der Neonatologie am Krankenhaus Bozen, Alex Staffler, selbst Leiter der Kurse für Neugeborenen-Reanimation, schlägt in diese Kerbe: „Wir bieten den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die Möglichkeit, ihre Tätigkeiten in Übereinstimmung mit internationalen Richtlinien und einer evidenzbasierten Praxis regelmäßig zu trainieren. Patientensicherheit nimmt eine zentrale Rolle im klinischen Alltag ein. Wir bieten mit unseren Trainings das Werkzeug, eine Sicherheitskultur zu fördern, die es erlaubt, aus Fehlern zu lernen.“
Im Anschluss an die Pressekonferenz folgte ein Rundgang durch die Räumlichkeiten des Patientensicherheitszentrums. Primar Alex Staffler und sein Team zeigten dort eindrucksvoll an einer Puppe, wie ein Neugeborenes mit Atemschwierigkeiten reanimiert werden kann.