Von: Ivd
Brixen – Von upgecycelten Möbeln bis hin zur Vision des zukünftigen Wohnens in Südtirol: Die diesjährige Upcycling Convention zeigt, wie eine gemeinschaftsorientierte und geteilte Wirtschaft auf vielen Ebenen funktionieren kann.
Dieses Jahr war die Upcycling Convention (UpCon) ein großer Erfolg! Nicht nur, weil sie viele neugierige Neulinge anzog, sondern auch, weil sie eine Gemeinschaft aus erfahrenen Makern, unternehmerischen Handwerkern, kreativen Studierenden und jungen Familien zusammenbrachte und stärkte.
Im Schenoni Urban Lab, einem brandneuen Veranstaltungsort, teilte Simone Kellerhof ihre Erfahrungen und Pionierarbeit als Teil der in Berlin ansässigen Material Mafia, einem Second-Hand-Materialladen in Berlin. Sie zeigte auf, wie wichtig interdisziplinäre Zusammenarbeit als eine der zentralen Voraussetzungen für die Wiederverwendung von Ressourcen ist.
Michael Wick von ROTO Baumarkt hielt einen „Power Talk” über Wiederverwendungsprojekte in der Schweiz und zeigte, dass ihre Wiederverwendungspraxis wirtschaftlich äußerst tragfähig ist und von anderen Akteuren der heutigen Kreislaufwirtschaft ernst genommen wird. Der internationale Austausch war dabei von großer Bedeutung – allein schon, um zu erfahren, dass man in der Schweiz den Beruf „Recyclist” studieren kann.
Zum Abschluss beteiligte sich Andrea de Chirico vom Designstudio SUPERLOCAL mit einem Online-Vortrag an der Konferenz und verdeutlichte dabei die Bedeutung der Zusammenarbeit mit lokalen Ressourcen und Hersteller. Dabei wurde deutlich: Es geht um Menschen, um Fürsorge und um gemeinsames Arbeiten an einer besseren Zukunft – über die Designwelt hinaus.
Nach der Konferenz erwartete die Besucher ein wunderbarer Second-Hand- und Upcycling-Markt mit Workshops, Musik und gutem Essen.
Den ganzen Tag über öffnete der Second-Hand-Laden „REX – Material und Dinge” seine Türen für neue Studierende der unibz, die ihre Gutscheine für kostenlose Küchenutensilien einlösen konnten – eine unterstützende Geste, die den Studienstart in Südtirol noch angenehmer macht.
Mit „Circulus” verwandelte ein engagiertes Team von Studierenden des Studiengangs Eco-Social Design die Besucher in aktive Teilnehmende, indem sie einen freundlichen Upcycling-Wettbewerb organisierten. In Teams wurden Materialien und Objekte mit einfachen Werkzeugen wiederverwendet. Innerhalb von 15 Minuten galt es, Schrottmaterialien in Musikinstrumente, Mini-Gärten oder – dank eines speziellen Kinderwettbewerbs – sogar in Seeungeheuer zu verwandeln.
Junge Design-Absolventen wie Nicola Marchiori nahmen mit seinem Projekt FABRI.CAP teil – einem Do-it-yourself-Ansatz, der Textilreste in modische Hüte verwandelt. Anstatt fertige Produkte zu verkaufen, hatte er eine Nähmaschine vor Ort und lud Besucher ein, die Hüte gemeinsam herzustellen.
Die Schneiderin Brigitte Ferdigg Clara, Studio TEXTILMENTE, unterstützt Menschen, ihre Lieblingskleidungstücke so lange wie möglich zu tragen und Secondhand-Teile anzupassen und upzucyclen. An ihrem Stand hat sie über die Möglichkeiten informiert.
Renarro aus Meran umgarnt alte Lampenschirme und bepolstert Stühle neu um sie jeweils in neuem Glanz erstrahlen zu lassen. Projekt Lüm von Cristinarosa Pizzinini lud in ihre prächtige Plastikwelt ein. Großartige Luster und Kerzenständer aus Plastikflaschen inspirierten selbst Hand anzulegen und ihre Technik auszuprobieren.
Es gab auch Raum für visionäre Projekte wie Kaleido, eine engagierte Gruppe junger Menschen, die ein alternatives Wohnprojekt vorstellte – kurz gesagt: die Umwandlung eines alten Gebäudes in ein Cohousing-Modell, das Einwohner in Südtirol eine lebenswerte und bezahlbare Perspektive bieten soll. Anguan-Art und Ribisl-Design boten ihre Upcycling-Textilien und Schmuck dar.
Aus Innsbruck angereist stellte Mailtrans, ein Versandlogistik-Unternehmen, ihre Produktlinie für Drucke auf „Egal-Karton“, also Karton-Verschnitte und „-Abfälle“ vor.
Neben Second-Hand-Materialien, Gegenständen und Workshops wurde der sonnige Tag von Live-Musik begleitet: Auftritte von Chissà – World Music Duo, James Bach – Music From the Universe und VYNTH’s Live Synthesizer sorgten für eine großartige Atmosphäre. Dieses wunderbare Line-up, organisiert vom Virus Club, wurde mit einem späten DJ-Set von KaToA abgerundet, das Besucher und Aussteller auf der Open-Air-Tanzfläche vereinte.
„Die UpCon zeigt, wie Wiederverwendung zu einem Motor für Gemeinschaft und Kreativität werden kann”, sagt Julia Vontavon, Leiterin von REX – Material und Dinge. „Wir möchten zeigen, dass “Müll” eine Kategorie ist, keine Eigenschaft – und Menschen dazu inspirieren, kreativ zu werden: Die meisten Dinge, die wir normalerweise wegwerfen, können mit Kreativität wiederverwendet oder verwandelt werden. Das REX freut sich vor allem, dass wir schon das dritte Jahr in Folge mit der Universität Bozen zusammenarbeiten und so Wiederverwendung auch ausserhalb Brixens ein Thema wird.“
„Großer Dank an die diesjährige Gemeinschaft von Unterstützerinnen und Ausstellerinnen, die das UpCon-Festival zu einem großen Erfolg gemacht haben, und ein besonderes Dankeschön an unsere engagierten Designstudierenden für die Entwicklung von Circulus, einem der Highlights des Jahres”, so Professor Aart van Bezooijen von der Freien Universität Bozen. „Dieses Jahr hat die UpCon gezeigt, dass eine Sharing Economy auf verschiedenen Ebenen erlebt wird – von der Herstellung upgecycelter Möbel bis hin zur Vision eines zukünftigen Wohnkonzepts für Südtirol. Unterschiedliche Initiativen, die alle eine Gemeinschaft und Austausch brauchen, um sich weiterzuentwickeln. Ich glaube, das Festival ist diesem Ziel in diesem Jahr hervorragend gerecht geworden.”
Aktuell sind 0 Kommentare vorhanden
Kommentare anzeigen