Von: ka
Trapani/Mazara del Vallo – Maria Cristina Gallo, die acht Monate lang auf das Ergebnis ihrer histologischen Untersuchung warten musste, ist ihrer schweren Krebserkrankung erlegen. Die 57-jährige Oberschullehrerin hatte die Missstände im Gesundheitswesen angeprangert, nachdem sich ihr Gesundheitszustand durch die monatelange Wartezeit unwiederbringlich verschlimmert hatte. Nach ihrer Anzeige wurden gegen 19 Mitarbeiter des Gesundheitswesens Ermittlungen eingeleitet. Dabei kam nicht „nur” heraus, dass die zuständige Abteilung für Pathologische Anatomie mit rund 3.300 zu bearbeitenden Befunden im Rückstand war, sondern auch, dass es neben der 57-Jährigen zwei weitere verdächtige Todesfälle gab.
„Mir wurde gesagt, ich solle mir keine Sorgen machen. Aber ich bin sehr gewissenhaft und habe trotzdem mehrmals nach dem Ergebnis der histologischen Untersuchung des Fibroms gefragt”, erklärte Maria Cristina Gallo im März gegenüber dem Il Fatto Quotidiano. Um das Ergebnis der Untersuchung zu erhalten, war sie jedoch gezwungen, einen Anwalt zu konsultieren, denn ihre wiederholten Anrufe beim Krankenhaus von Mazara del Vallo waren erfolglos geblieben. Erst beglaubigte Dokumente und eine Abmahnung führten zu einer Bearbeitung ihres Falles.
Als Maria Cristina Gallo schließlich, acht Monate nach der Hysterektomie zur Entfernung eines vermeintlichen Myoms, im August 2024 die Diagnose Krebs im vierten Stadium erhielt, war es bereits zu spät. Während sie auf den Befund wartete, hatte sich ihre Krebserkrankung bereits fast im ganzen Körper ausgebreitet, wodurch sich ihr Gesundheitszustand unwiederbringlich verschlechterte. Den Kampf gegen die Krankheit hat Maria Cristina verloren. Sie ist gestern nach monatelangen Fahrten zur Chemotherapie in Mailand in ihrem Haus verstorben. Doch der Kampf gegen die erschreckenden Missstände in der Gesundheitsbehörde von Trapani hat gerade erst begonnen.
Nach der Anzeige der 57-jährigen Oberschullehrerin kam ans Licht, dass 3.300 Befunde monatelang in den Labors liegen geblieben waren und daher erst mit großer Verspätung ausgeliefert wurden. Infolgedessen wurde eine Untersuchung eingeleitet, die einen Skandal aufdeckte, der die Spitze des sizilianischen Gesundheitswesens erschütterte. Die Staatsanwaltschaft Trapani unter der Leitung von Gabriele Paci trug 19 Angestellte des zuständigen lokalen Sanitätsbetriebs, darunter Ärzte, Krankenpfleger und Labortechniker, in das Ermittlungsregister ein. Den Beschuldigten werden fahrlässige Tötung, fahrlässige Körperverletzung und Unterlassung von Amtshandlungen vorgeworfen. Das Verfahren befindet sich derzeit in der Beweisaufnahme vor dem Untersuchungsrichter.
Die Richter, die bei der letzten Anhörung am 26. September die Sachverständigen ernannten, haben die Aufgabe festzustellen, ob die Verzögerungen bei der Auslieferung der Untersuchungsergebnisse den Gesundheitszustand von sechs Patienten verschlechtert und zum Tod von insgesamt drei Patienten – darunter Maria Cristina – geführt haben. Derzeit scheinen die sechs Patienten, die Angehörigen der drei Verstorbenen, das Gesundheitsamt von Trapani und das sizilianische Gesundheitsassessorat als Geschädigte auf.
Parallel dazu leitete die Autonome Region Sizilien eine eigene Untersuchung ein, im Rahmen derer Inspektoren in den lokalen Gesundheitsbetrieb geschickt wurden. Die Zustände, die sie vorfanden, waren erschreckend: In der Abteilung für Pathologische Anatomie gab es gravierende organisatorische Mängel. So wurde beispielsweise das IT-System zur Nachverfolgung der Fälle nie in Betrieb genommen und es fehlten Protokolle, um den Rückstand zu bewältigen. Dieser wurde erst nach der Anzeige der Verstorbenen abgearbeitet.
„Ich kämpfe nicht nur für mich und meine Gesundheit, sondern auch für viele andere, die seit Monaten auf ihre Ergebnisse warten. Für mich ist das eine moralische und zivile Pflicht“, sagte Maria Cristina Gallo vor einigen Monaten. In ihren Worten lagen weder Groll noch Rachegelüste, sondern lediglich der Wunsch, dass niemand mehr das durchmachen müsse, was sie erlebt hat.
Maria Cristina Gallo hinterlässt einen Ehemann und zwei Kinder im Alter von 25 und 17 Jahren. Sie engagierte sich in der Pfarrgemeinde und im Sozialleben ihrer Heimatgemeinde Mazara del Vallo. „Sie war liebenswert und gleichzeitig kämpferisch und stark, bereit, für gerechte Anliegen zu kämpfen”, erzählt ihre Cousine Annalisa.
Unter großer Anteilnahme ihrer Gemeinde wurde Maria Cristina Gallo am Samstag zu Grabe getragen. Der Kampf für ein gerechtes Gesundheitswesen hat aber gerade erst begonnen.
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