Von: mk
Bozen – Seit Herbst vergangenen Jahres hat die Südtiroler Ärzte- und Zahnärztekammer eine neue Standesvertretung. Über die Mitgliederpflege hinaus will sich diese auch aktiver in die Gestaltung der Gesundheitsversorgung des Landes einbringen. Gestern fand ein erstes Treffen mit dem Generaldirektor des Südtiroler Sanitätsbetriebes statt.
Unsinnig war dabei wohl nur die übergroße Fliege, die sich Thomas Schael am Höhepunkt des Karnevals um den Hals gebunden hatte. Im Gespräch mit der neuen Präsidentin der Ärztekammer, der Brixner Hausärztin Monica Oberrauch, und dem Vertreter der Zahnärzte des Landes, Christian Greco, wurde eine Reihe von gemeinsamen Herausforderungen und Themen besprochen.
Ganz oben stand dabei das europaweite Problem des Fachärzte-Mangels. Monica Oberrauch erläuterte, dass auch die Ärztekammer sich bemühen werde, Südtiroler Fachärzte „zurückzuholen“ und plädierte dafür, weiter in die Attraktivität der Arbeitsplätze zu investieren. Sie sicherte zu – angesichts von über 30 ordentlichen Wettbewerben für Fachärzte, die der Sanitätsbetrieb für Anfang März vorbereitet – die Mitglieder im Ausland darüber zu informieren und anzuregen, dass auch auswärtige Kollegen an den Wettbewerben teilnehmen. Zentral sei natürlich auch die Facharztausbildung wieder in den Südtiroler Krankenhäusern auf den Weg zu bringen.
Generaldirektor Thomas Schael unterstrich, dass der Sanitätsbetrieb sehr am konstruktiven Austausch mit der Ärztekammer interessiert sei: Gerade wenn es um die Stärkung der Gesundheitsversorgung vor Ort gehe, bei der Entwicklung von Betreuungspfaden für chronisch Kranke, beispielsweise Demenzkranken, Diabetikern, sei die enge Einbindung und Absprache mit den Vertretern der Ärzte unverzichtbar: „Wir haben ein gemeinsames Ziel, nämlich die Gesundheitsversorgung der Südtiroler Bevölkerung zu sichern und wenn möglich zu verbessern: je besser wir zusammenarbeiten, desto eher erreichen wir dieses Ziel.“
Schael betonte auch, dass ein Schwerpunkt des Sanitätsbetriebs in den nächsten Jahren die Stärkung des sog. „Territoriums“ sei: „Wir haben in Südtirol eine ausgezeichnete Krankenhausversorgung; künftig müssen wir noch mehr in die wohnortnahe Versorgung investieren. Diesbezüglich ist die Rolle der Hausärzte und freien Kinderärzte zentral. Ich freue mich deshalb, dass wiederum eine Hausärztin für die erste Halbzeit des Mandates den Vorsitz der Ärztekammer übernommen hat.“ Als direkte Ansprechpartnerin für die sog. „Primary & Chronic Care“ arbeitet seit einigen Wochen in der Sanitätsdirektion die Ärztin und Gesundheitsexpertin Isabella Mastrobuono.
Christian Greco wies auf die hochwertige zahnärztliche Versorgung der Südtiroler Bevölkerung hin, die die privaten, werkvertragsgebundenen, aber auch öffentlich angestellten Zahnärzte in Südtirol erbringen. Im Unterschied zum restlichen Italien gibt es nämlich in Südtirol – im beschränkten Umfang und vorzugsweise für komplexe Leistungen – auch öffentlich finanzierte zahnärztliche Leistungen (über die sog. Wesentlichen Betreuungsstandards hinaus). Greco plädierte dafür, dass ähnlich anderen klinischen Bereichen, auch im zahnärztlichen Bereich eine landesweite Koordinierung sowohl der Leistungen, die im Krankenhaus als auch jener, die in den Gesundheitssprengeln angeboten werden, durch einen Arzt erfolgen sollte.
Zwischen Sanitätsbetrieb und Vertretern der Ärzte- und Zahnärztekammer des Landes wurde vereinbart, regelmäßigen Kontakt und Austausch zu pflegen.