EU will Stromnetze modernisieren

EU-Parlament will Modernisierung der Stromnetze

Donnerstag, 19. Juni 2025 | 13:39 Uhr

Von: apa

Das EU-Parlament fordert die Kommission und die Mitgliedstaaten auf, energisch Maßnahmen für die Verbesserung der Stromnetze in Europa zu unternehmen. Nur durch mehr Investitionen und bessere Koordination könnten die Herausforderungen durch steigenden Strombedarf und Einspeisung von mehr erneuerbarer Energie bewältigt werden, heißt es in der Entschließung “Stromnetze als Rückgrat des Energiesystems der EU”, die am Donnerstag in Straßburg mit großer Mehrheit angenommen wurde.

“Gemeinsam schaffen wir das Energiesystem der Zukunft, und wir müssen sicherstellen, dass es nicht an das Netz von gestern angeschlossen wird”, sagte die österreichische EU-Abgeordnete Anna Stürgkh (NEOS) als Berichterstatterin am Mittwoch bei der Debatte. “40 Prozent unserer Verteilernetze sind inzwischen über 40 Jahre alt.” Ohne Modernisierung der Stromnetze werde die Energiewende nur eine Vision bleiben.

Kommission begrüßt Parlamentsposition

“Viele Schlüsselbotschaften Ihres Berichts stimmen mit unserer Bewertung überein”, freute sich Ekaterina Zaharieva, bulgarische EU-Kommissarin für Startups und für Forschung und Innovation. Die Kommission sehe in der Entschließung einen guten Auftakt für eine Zusammenarbeit mit dem Parlament bei der der Umsetzung des im November 2023 vorgelegten Grid-Action-Plans, eines Aktionsplan für die Modernisierung der Netze, der bis 2030 Investitionen in Höhe von 584 Milliarden Euro vorsieht. Das daraus erarbeitete European grid package, ein Paket zu den europäischen Netzen, soll im vierten Quartal dieses Jahres von der Kommission beschlossen werden.

Laut Bericht betrugen 2023 die Kosten für die Bewältigung von Engpässen der Stromnetze in der EU rund 4,2 Mrd. Euro. Es sei damit zu rechnen, dass durch E-Autos, Wärmepumpen, Rechenzentren und anderes der Stromverbrauch bis 2030 um rund 60 Prozent steigen werde. Gleichzeitig seien die Netze aber für zentrale Großkraftwerke und nicht für die dezentrale Einspeisung durch Solaranlagen und Windräder ausgelegt. Dass dies nicht über Übertragungsnetze, sondern in den Verteilernetzen erfolge, sei eine neue Situation. “Unsere alten Netze scheitern an der Realität von heute”, so Stürgkh.

Stromausfall in Spanien und Portugal

Der großflächige Stromausfall Ende April in weiten Teilen von Spanien und Portugal habe gezeigt, wie verwundbar Europa sei, wenn stabile und grenzüberschreitende Netze fehlten. Laut einer am Dienstag publizierten Regierungsuntersuchung geht der Ausfall auf eine Fehleinschätzung des spanischen Stromnetzbetreibers REE zurück. Dieser habe zu wenige Kraftwerke am Netz gehabt, um Spannungsschwankungen auszugleichen. “Das System verfügte nicht über ausreichende Kapazitäten zur dynamischen Spannungsregelung”, sagte Energieministerin Sara Aagesen.

Das soll künftig der Vergangenheit angehören. Der Bericht fordert nicht nur stärkere Standardisierung der wichtigsten Stromnetzausrüstung und Verbesserungen bei Datenaustausch, bei Sicherheit und Resilienz kritischer Elektrizitätsinfrastruktur, einschließlich Verbindungsleitungen und Unterseekabel. Auch die EU-weite langfristige strategische Planung soll intensiviert werden. Dazu gehörten eine stärkere Rolle der EU-Energieagentur ACER bei der Netzplanung, schnellere Verfahren sowie mehr grenzüberschreitende Stromverbindungen.

Strom-Transitländer dürfen nicht auf Kosten sitzen bleiben

“Gleichzeitig müssen wir sicherstellen, dass Transitländer wie Österreich nicht auf den Kosten für diese europäische Infrastruktur sitzen bleiben”, betonte Stürgkh in einer Aussendung. “Wir brauchen Mechanismen, die garantieren, dass alle, die von grenzüberschreitender Infrastruktur profitieren, auch einen fairen Anteil an den Kosten übernehmen.”

Die Modernisierung der Stromnetze in Österreich sei eine Herausforderung: “Wir erwarten 40.000 Kilometer neue Leitungen in den nächsten 10 Jahren.” Laut einer Studie von Oesterreichs Energie, der Interessenvertretung der österreichischen E-Wirtschaft, wird der zusätzliche Investitionsbedarf für Stromverteilnetze bis 2030 auf 7,9 Mrd. Euro geschätzt. Das ist nichts gegen die Einsparungen, die sich der Bericht durch die Vollendung der Integration des EU-Energiemarktes erwartet: jährlich bis zu 40 Mrd. Euro.

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