Die EU-Kommission hat ihre neue Wirtschaftsprognose veröffentlicht

EU senkte Wachstumserwartung für Österreich leicht

Montag, 15. Mai 2023 | 11:39 Uhr

Die Wachstumsaussichten für die heimische Wirtschaft verschlechtern sich leicht: Die Europäische Kommission sagt der österreichischen Wirtschaft in ihrer Konjunkturprognose vom Montag für 2023 ein Wachstum von 0,4 Prozent voraus. In der Winterprognose lag der Wert noch bei 0,5 Prozent. 2024 soll es bergauf gehen: Das heimische Wachstum soll dann 1,6 Prozent erreichen. Die Inflation bleibt heuer mit 7,1 Prozent auf hohem Niveau, und soll erst 2024 auf 3,8 Prozent sinken.

Als Gründe für die schwächeren heimischen Wachstumserwartungen nennt die EU-Kommission weiterhin hohe Energiepreise, steigende Lohnstückkosten und ein schwaches Exportwachstum. Deutliche Lohnerhöhungen im Jahr 2023 führten zur hohen Inflation. Brüssel erwartet jedoch, dass die hohen Einzelhandelspreise für Energie im Prognosezeitraum allmählich nachlassen. Auch die höheren Nominallöhne sollten 2024 zu mehr Konsum und damit einem stärkeren Wachstum führen. Darüber hinaus wird mit einem Anstieg der Exporte gerechnet.

“Die Befürchtungen einer Rezession haben sich nicht bewahrheitet. Mit den Anti-Teuerungsmaßnahmen der Bundesregierung konnten wir die heimische Wirtschaftsleistung und die Kaufkraft sichern”, teilte Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) am Montag in einer Stellungnahme mit. Österreichs Inflation sei im vergangenen Jahr unter EU-Schnitt und Deutschland gelegen, heuer liege sie darüber. “Deshalb müssen wir, noch stärker als in der Vergangenheit, jede Maßnahme auf ihre Inflationsauswirkung abschätzen, um die EZB im Kampf gegen die Inflation zu unterstützen”, räumte der Minister ein.

Für die gesamte EU sieht es besser aus: Hier wurden die Wachstumsaussichten für das laufende Jahr auf 1,0 Prozent hinaufkorrigiert (0,8 Prozent in der Winter-Zwischenprognose). 2024 soll das EU-weite Wirtschaftswachstum 1,7 Prozent schaffen. Im Euroraum soll das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 1,1 bzw. 1,6 Prozent steigen. “Die EU hat eine Rezession abgewendet”, betonte EU-Wirtschaftskommissar Paolo Gentiloni in Brüssel. Niedrigere Energiepreise, nachlassende Versorgungsengpässe und ein starker Arbeitsmarkt im ersten Quartal 2023 haben laut EU-Kommission zu den besseren Aussichten geführt. Deutlich gesunkene Energiepreise wirkten sich auf die Wirtschaft aus und minderten die Produktionskosten der Unternehmen.

Die Arbeitslosigkeit soll laut Prognose EU-weit 2023 weiter auf 6,2 und 2024 auf 6,1 Prozent sinken. Auch für die Eurozone werden mit 6,8 bzw. 6,7 niedrige Werte prognostiziert. Für Österreich wird nach 4,8 Prozent 2022 mit 4,9 bzw. 5,0 Prozent heuer bzw. 2024 ein leichter Anstieg erwartet. Grund laut Brüssel: Das heimische Arbeitskräfteangebot wächst schneller als die Beschäftigung.

Höher als zuletzt erwartet bleibt die Inflation: Die EU-Kommission rechnet für 2023 mit 5,8 Prozent in der Eurozone und 6,7 Prozent in der EU. Erst 2024 wird mit 2,8 bzw. 3,1 Prozent Entspannung erwartet. “Den Höhepunkt der Inflation haben wir überschritten”, betonte Gentiloni. Aufgrund der unsicheren globalen Lage ist die Prognose jedoch mit großen Unsicherheiten behaftet. Eine anhaltend hohe Kerninflation könnte die Kaufkraft der Haushalte weiterhin bremsen. Darüber hinaus könnten weitere Turbulenzen im Bankensektor oder im Zusammenhang mit umfassenderen geopolitischen Spannungen neue Herausforderungen für die Weltwirtschaft bringen. Schwierige Finanzierungsbedingungen oder weitere Unsicherheiten betreffend Russland könnten das Wachstum wieder abdrehen.

Von: apa