Einkaufsmanagerindex von S&P Global fiel im Juni zum Vormonat um 1,4 Punkte

Eurozone – Industriestimmung schlecht wie im Coronajahr 2020

Montag, 03. Juli 2023 | 11:20 Uhr

Die Stimmung in den Industrieunternehmen der Eurozone hat sich weiter verschlechtert. Der Einkaufsmanagerindex von S&P Global fiel im Juni zum Vormonat um 1,4 Punkte auf 43,4 Zähler, also unter der Wachstumsschwelle, wie S&P am Montag in London nach einer zweiten Umfragerunde mitteilte. Es ist der tiefste Stand des Indikators seit dem ersten Coronajahr 2020. Ein vorläufiges Ergebnis wurde leicht nach unten revidiert.

Mit weniger als 50 Punkten liegt die Kennzahl weiterhin klar unter der Grenze, die wirtschaftliches Wachstum von Schrumpfung trennt.

Die Talfahrt der Industrie habe sich weiter beschleunigt, kommentierte S&P die Umfrageergebnisse. Schon seit einiger Zeit leidet die Industrie unter der allgemeinen Nachfrageschwäche wegen der abflauenden Konjunktur. Im Juni sei die Nachfrage nach Industrieerzeugnissen massiv zurückgegangen, erklärte S&P. Die Beschäftigung sei erstmals seit Anfang 2021 wieder gefallen. Die Geschäftsaussichten seien auf einen siebenmonatigen Tiefstand gesunken.

Positiv merkt S&P an, dass die Einkaufspreise der Unternehmen deutlich zurückgegangen seien, allerdings auch aus unerfreulichen Gründen. So sei die Entwicklung zum einen auf die rückläufige Nachfrage zurückzuführen, zum anderen aber auch auf verbesserte Lieferbedingungen. Die Verkaufspreise seien so stark reduziert worden wie zuletzt vor drei Jahren. Dies kann als Vorbote einer sinkenden Inflation interpretiert werden.

Cyrus de la Rubia, Chefökonom vom S&P-Partner Hamburg Commercial Bank, erwartet, dass die Industrieproduktion im zweiten Quartal 2023 erneut zurückgegangen ist. Der kapitalintensive Industriesektor reagiere negativ auf die Zinsanhebungen der Europäischen Zentralbank (EZB). Der Abschwung sei geografisch breit sichtbar. Die Nachfrageschwäche sei in Deutschland am ausgeprägtesten, gefolgt von Italien und Frankreich.

Von: APA/dpa/dpa-AFX