Von: luk
Bozen – Viele Frauen und einige Männer fanden sich am heutigen Samstag zur Landesversammlung der KVW Frauen im Pastoralzentrum ein. Seit 1949 erheben die KVW Frauen ihre Stimme und setzen sich mit sozial-politischen Themen auseinander um die Frauen im Land zu stärken.
Die Landesversammlung der KVW Frauen wurde von der Landesvorsitzenden Helga Mutschlechner Holzer eröffnet. Zahlreiche Ehrengäste waren der Einladung gefolgt: Landeshauptmann Arno Kompatscher, Soziallandesrätin Waltraud Deeg, Parlamentarierin Renate Gebhard, die beiden Landtagsabgeordneten Magdalena Amhof und Helmut Renzler, Landesvorsitzender des KVW Werner Steiner, Geschäftsführer Werner Atz und viele andere. Im Mittelpunkt standen aber ganz klar die Frauen, die aus ganz Südtirol, aus sämtlichen Bezirken und Ortsgruppengekommen waren und die den Landesausschuss der Frauen Im KVW stets tatkräftig unterstützen.
Ihnen dankte die scheidende Landesvorsitzende Helga Mutschlechner Holzer in ihrem Eröffnungsreferat besonders. Frauen leisten weltweit 70 Prozent der unbezahlten Arbeit, in den Familien, bei der Pflege und im Ehrenamt. Die Erwerbstätigenquote in Südtirol bei den Frauen beträgt 63,7 Prozent. Erwerbsarbeit außer Haus hat immer noch den größten Stellenwert, da sie das wirtschaftliche Einkommen, die soziale Sicherheit, die soziale Anerkennung und die eigene Stellung in der Gesellschaft definiert. „Die KVW Frauen setzen sich seit jeher für eine moderne, effiziente Familienpolitik, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, ausreichende Altersvorsorge für Frauen und gegen das Armutsrisiko von Frauen und den einkaufsfreien Sonntag ein. All diese Schwerpunkte sollen auch ausreichend Platz im neuen Landessozialplan finden“, so Helga Holzer Mutschlechner. Neben der Erwerbsarbeit, braucht es aber auch die Familienarbeit, die unglaublich wertvoll, aber teilweise zu wenig anerkannt ist, und aufgewertet werden muss.
Landeshauptmann Kompatscher sagte in seinen Grußworten, dass es eine Wahlfreiheit geben müsse und dass es bei den Betreuungs- und Bildungszeiten mehr Vernetzung braucht. Allerdings sei ein Mehr von allem schlichtweg nicht möglich. Kompatscher dankte der Landesvorsitzenden Mutschlechner als einer „wackeren, aufrechten Kämpferin mit Handschlagqualität, die immer geradlinig und bestimmt Frauenthemen vorangebracht hat“. Werner Steiner, Landesvorsitzender des KVW, dankte der Frauenvorsitzenden dafür, dass die KVW Frauen nie müde werden sich für gesellschaftliche Veränderungen einzusetzen, auf Ungleichheiten hinzuweisen und sich in der Dorfgemeinschaft aktiv einzubringen.
Im Jahr 2021 kündigten laut Daten der Gleichstellungsrätin in Südtirol 1.100 Eltern wegen der Geburt ihres Kindes ihren Arbeitsplatz, 884 davon waren Frauen. Diese wiederum haben durch diesen Verzicht auf die Lohnarbeit, weniger Chancen eine Rente zu erhalten mit der ein würdiges Auskommen möglich ist. Viele andere Frauen sind hingegen in der Pflege ihrer Angehörigen engagiert und haben deshalb Brüche in ihrer Erwerbsbiographie. Bei der Podiumsdiskussion, einer der Höhepunkte der diesjährigen Landesversammlung, diskutierten mehrere geladene Gäste zum gewählten Jahresthema „Familienarbeit: wertvoll –anerkannt- bezahlt?“. Christa Ladurner von der Allianz für Familie unterstrich unter anderem, dass ein Gehalt für Familien nicht mehr ausreiche um gut über die Runden zu kommen. Elisabeth Brichta von der Agentur für Agentur für soziale und wirtschaftliche Entwicklung appellierte an die anwesenden Frauen sich rechtzeitig um die rentenmäßige Absicherung der Erziehungs- und Pflegezeiten zu kümmern. Dies sei für alle Frauen wichtig, da das beitragsbezogene System sich insbesondere für Frauen negativ auswirke. Die Alleinerziehenden sind davon besonders betroffen, so Josefa Brugger von der Plattform für Alleinerziehende. Einig waren sich die Frauen am Podium, dass großer Handlungsbedarf besteht. Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie wird auch im Gleichstellungsaktionsplan Aequitas aufgenommen, so Ulrike Oberhammer, Präsidentin des Beirats für Chancengleichheit.
Bei dieser Landesversammlung standen auch Wahlen für den Landesausschuss an. Per Akklamation wählten die Delegierten insgesamt 10 Kandidatinnen in den Landesausschuss der Frauen im KVW: dies sind Helga Mutschlechner Holzer, Margareth Fink, Heidrun Goller, Ida Dorfmann, Rosemarie Fink, Rosa Purdeller, Elisabeth Larcher, Getrud Telser Schwabl, Gudrun Wagner und Andrea Frank. Bei der ersten konstituierenden Sitzung wird aus den Reihen der Ausschussmitglieder die neue Vorsitzende der KVW Frauen gewählt.
Großen Applaus und ein herzliches „Vergelt’s Gott“ gab es abschließend für Helga Mutschlechner Holzer. Nicht immer war es in den vergangenen 19 Jahren leicht, verschiedene Meinungen und Interessen unter einen Hut zu kriegen, sich immer wieder neu zu motivieren um Frauenthemen voranzutreiben. „Es brauche mehrere Helgas“ so der Tenor der Anwesenden, denn sie hat Großartiges geleistet. Helga Mutschlechner Holzer wird auch im neuen Ausschuss mitreden und mitgestalten, weil ihre Stimme bei den KVW Frauen nach wie vor zählt.