Von: mk
Bozen – Das Geschäftsklima in der Südtiroler Landwirtschaft hat sich heuer nach einem schwierigen Jahr 2015 gebessert. Dies geht aus dem Wirtschaftsbarometer des WIFO – Institut für Wirtschaftsforschung der Handelskammer Bozen hervor. Am besten ist das Geschäftsklima bei den Kellereien, für welche ein sehr erfolgreiches Jahr zu Ende geht. Auch die Sennereien und die meisten Obstgenossenschaften konnten trotz ungünstiger Marktentwicklung den Bauern und Bäuerinnen zufriedenstellende Auszahlungspreise gewährleisten. Die Marktlage wird auch 2017 eher schwierig bleiben, fast alle Genossenschaften sind aber zuversichtlich.
Das laufende Jahr hat eine Verbesserung der Wirtschaftslage in der Südtiroler Landwirtschaft gebracht. Die Auszahlungspreise an die Bauern und Bäuerinnen werden von 84 Prozent der Genossenschaften positiv bewertet. Dies stellt ein deutliches Plus im Vergleich zu 2015 dar, als die Auszahlungen nur für etwa drei Viertel der Genossenschaften zufriedenstellend waren. Darüber hinaus wird für 2017 eine weitere Besserung erwartet. Es bestehen aber wesentliche Unterschiede zwischen den verschiedenen Branchen.
Auszahlungspreise – Rückblick und Erwartungen
Am positivsten ist das Geschäftsklima in der Weinwirtschaft. Über drei Viertel der Kellereien haben heuer dank der qualitativ und quantitativ guten Ernte von 2015 ein Umsatzwachstum erreicht. Die Verkaufspreise waren gut und das Geschäftsvolumen stieg sowohl in Italien als auch im Ausland an. Somit konnten alle Kellereien den Winzern und Winzerinnen zufriedenstellende, meistens sogar gute Auszahlungen gewährleisten. Im Hinblick auf 2017 sind die Erwartungen ebenfalls zuversichtlich. Die Weinlese war heuer trotz des eher regnerischen Sommers qualitativ ausgezeichnet und die Erntemengen sind leicht über dem Schnitt der letzten Jahre.
In der Milchwirtschaft ist das Geschäftsklima recht positiv. Alle Milchhöfe und Sennereien bewerten die an die Milchbauern und -bäuerinnen bezahlten Erzeugerpreise als zufriedenstellend. Dies ist erfreulich, weil die Marktlage in den letzten Monaten europaweit sehr schwierig war. Nach der Abschaffung des Milchquotensystems im Jahr 2015 waren die Verbraucherpreise stark gesunken, auch aufgrund der schwachen Nachfrage. Derzeit hat sich die Lage wieder etwas normalisiert. Die Milchproduktion in Europa wurde reduziert, zum Teil saisonal bedingt, zum Teil weil die Produzent/innen auf die niedrigen Preise reagiert haben. Die Südtiroler Milch wird zum Großteil zu hochwertigen Milchprodukten weiterverarbeitet und durch die Genossenschaften vermarktet. Dies hat den Milchpreis für die Bauern und Bäuerinnen in diesem schwierigen Jahr gestützt und lässt auch für 2017 zufriedenstellende Auszahlungen erhoffen.
Die Obstwirtschaft ist jene Branche, die aufgrund der niedrigen Marktpreise am meisten gelitten hat. Diese waren heuer nur leicht über dem Niveau des Vorjahres. Demzufolge waren auch die Auszahlungspreise für ein Drittel der Obstgenossenschaften „schlecht“. Für das kommende Jahr wird eine bessere Marktlage erwartet, unter anderem weil die Produktion heuer europaweit um etwa drei Prozent rückläufig war. Die Auszahlungen an die Bauern und Bäuerinnen sollten in den meisten Fällen zufriedenstellend sein.
Handelskammerpräsident Michl Ebner freut sich über die positive Stimmung bei den landwirtschaftlichen Genossenschaften in Südtirol, unterstreicht aber die Notwendigkeit einer weitsichtigen EU-Außenpolitik: „Eine Normalisierung der Verhältnisse zwischen der Europäischen Union und Russland würde die Überangebotsprobleme in der Milch- und vor allem in der Obstwirtschaft entschärfen und somit der Landwirtschaft helfen.“
Weitere Auskünfte erteilt das WIFO, Ansprechpartner Georg Lun, Tel 0471 945 708, E-Mail: georg.lun@handelskammer.bz.it oder Luciano Partacini, Tel. 0471 945 700, E-Mail: luciano.partacini@ handelskammer.bz.it.
Die Stellungnahme des Vertreters des Wirtschaftsverbandes
Leo Tiefenthaler, Bauernbund-Obmann: „Nach einem nicht ganz einfachen Jahr müsste 2017 wieder besser werden. Eine, bis auf wenige Ausnahmen, sehr gute Ernte bei Äpfeln und Wein sowie der stabilere Milchmarkt lassen auf ein gutes Jahr hoffen. Neben der guten Qualität der Produkte spielen immer auch die Genossenschaften eine entscheidende Rolle. Sie leisten eine sehr gute Arbeit!“