Von: pf
Bozen – Das Geschäftsklima in der Südtiroler Landwirtschaft bleibt auf gutem Niveau. Dies geht aus dem Wirtschaftsbarometer des WIFO – Institut für Wirtschaftsforschung der Handelskammer Bozen hervor. Die Stimmung ist in der Weinwirtschaft ausgesprochen positiv, vor allem dank der sehr guten Erntequalität der letzten beiden Jahre. In der Milchwirtschaft werden die Auszahlungspreise von allen Sennereien positiv bewertet. Das Geschäftsklima ist bei den Obstgenossenschaften weiterhin etwas verhaltener. Fast alle glauben aber, auch heuer zufriedenstellende Erzeugerpreise für die Apfelproduzenten erzielen zu können.
Im Jahr 2016 hat sich die Lage der Südtiroler Landwirtschaft nach den Schwierigkeiten des Vorjahres deutlich gebessert. Fast alle Genossenschaften (96 Prozent) bewerten die im vergangenen Jahr ausgezahlten Erzeugerpreise als zufriedenstellend, oft wird sogar von „guten“ Auszahlungen gesprochen. Ebenso positiv sind die Erwartungen für 2017: 95 Prozent der Genossenschaften gehen weiterhin von zufriedenstellenden bis guten Auszahlungspreisen aus. Zwischen den verschiedenen Branchen der Landwirtschaft bestehen aber einige Unterschiede.
Am besten ist das Geschäftsklima in der Weinwirtschaft. Die Weinlese war in den letzten zwei Jahren qualitativ ausgezeichnet und auch die Erntemengen stimmten. Im Jahr 2016 konnten 91 Prozent der Kellereien ein Umsatzplus erzielen. Die Auszahlungen an die Winzer fielen für alle Kellereien zumindest „zufriedenstellend“, in der Mehrheit der Fälle sogar „gut“ aus. Die Erwartungen für das laufende Jahr sind ebenfalls sehr positiv. Die Ernte im Herbst war ertragreich und die Produktion von DOC- und Landweinen erreichte 341.500 Hektoliter. Dies entspricht eine Zunahme von 8,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Aus diesem Grund wird für 2017 ein weiteres Wachstum des Geschäftsvolumens erwartet und die Kellereien gehen wieder von guten Auszahlungen aus.
In der Milchwirtschaft ist das Geschäftsklima eher positiv. Im Jahr 2016 konnten alle Milchhöfe und Sennereien trotz europaweit niedriger Milchpreise zufriedenstellende Auszahlungen an die Milchbauern gewährleisten. Dies ist vor allem darauf zurückzuführen, dass die Südtiroler Milch großteils zu hochwertigen Milchprodukten weiterverarbeitet wird. Heuer ist die internationale Marktlage besser. In Europa wurde die Produktionsmenge durch den EU-Reduktionsplan etwas zurückgefahren und die durchschnittlichen Erzeugermilchpreise sind derzeit um 31 Prozent höher als noch im vergangenen Sommer. Die Südtiroler Sennereien blicken deshalb mit leichtem Optimismus auf das Jahr 2017 und gehen auch heuer von zufriedenstellenden Auszahlungen aus.
Die Obstwirtschaft war 2016 weiterhin mit niedrigen Apfelpreisen auf den internationalen Märkten konfrontiert. Trotzdem bewerten fast alle Obstgenossenschaften die ausgezahlten Erzeugerpreise zumindest als „befriedigend“. Heuer dürften die Apfelpreise nur leicht ansteigen und die letzte Apfelernte war in Südtirol um fast sechs Prozent geringer als im Vorjahr. Aus diesen Gründen erwarten die Genossenschaften kein Umsatzwachstum. Die Auszahlungspreise an die Bauern werden in etwa auf dem gleichen Niveau wie im Vorjahr bleiben.
Handelskammerpräsident Michl Ebner freut sich über das positive Geschäftsklima in der Landwirtschaft: „In den letzten Jahren haben sich die Marktbedingungen für viele Agrarprodukte in ganz Europa verschlechtert. Dass die Auszahlungspreise an die Südtiroler Bauern und Bäuerinnen trotzdem zufriedenstellend ausfielen, ist ein großer Verdienst der Landwirtschaftspolitik und des Genossenschaftssystems Südtirols.“
Stellungnahme des Vertreters des Wirtschaftsverbandes Leo Tiefenthaler, Bauernbund-Obmann
„Die Stärke der heimischen Landwirtschaft sind der Fleiß der bäuerlichen Familien, die hohe Qualität der Produkte und der gute Ruf, den Südtirol in den Kernmärkten genießt. Daher bin auch ich vorsichtig optimistisch mit Blick auf 2017. Etwas verhaltener ist zurecht der Ausblick in der Obstwirtschaft. Hier gilt es, neue Märkte zu erschließen, nachdem sich das Konsumverhalten in Europa ändert und in letzter Zeit vor allem die Märkte in Russland und Nordafrika beinahe weggebrochen sind.“