Von: luk
Bozen – Das Geschäftsklima im Südtiroler Großhandel ist nach wie vor sehr verhalten, wenn auch mit erheblichen Unterschieden zwischen den einzelnen Warenbereichen. Die Ertragserwartungen für 2021 sind zwar besser, aber niedriger als das Niveau der Jahre vor der Corona-Krise. Nach Angaben der Unternehmen dürfte das kommende Jahr auch eine teilweise Erholung der Investitionen und der Personaleinstellungen bringen. Dies geht aus der Herbstumfrage des Wirtschaftsbarometers des WIFO – Institut für Wirtschaftsforschung der Handelskammer Bozen hervor.
Das Geschäftsklima im Südtiroler Großhandel ist im Vergleich zu den letzten Jahren stark gesunken: Die Ertragslage im Jahr 2020 wird nur von 71 Prozent der Unternehmen als zufriedenstellend eingeschätzt. Obwohl in den Sommermonaten eine deutliche Erholung der Umsätze zu verzeichnen war, sodass sie im August höher waren als im Vorjahresmonat, bleibt 2020 insgesamt ein negatives Jahr. Mehr als drei Viertel der Unternehmer und Unternehmerinnen im Großhandel berichten von einer Abnahme des Geschäftsvolumens im Vergleich zu 2019. Die Umsatzeinbußen betreffen vor allem den Südtiroler und den italienischen Markt. Der Rückgang des Auslandsgeschäfts hält sich eher in Grenzen: In den ersten drei Quartalen des Jahres exportierte Südtirol Waren im Wert von über 3,5 Milliarden Euro, mit einem Rückgang um 5,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.
Zwischen den einzelnen Bereichen des Großhandels lassen sich erhebliche Unterschiede feststellen. Pessimismus herrscht vor allem bei den Handelsvermittlern, in der Haushaltswaren- und Einrichtungsbranche und bei den Großhändlern von Bekleidung und Schuhwaren. In allen diesen Branchen klagt mindestens die Hälfte der Unternehmen über eine unbefriedigende Rentabilität im Jahr 2020. Darüber hinaus berichten viele Großhändler von einem starken Anstieg der Kosten sowie von einer Verschlechterung der Kreditzugangsbedingungen und der Zahlungsmoral der Kunden. Größeres Vertrauen herrscht bei den Großhändlern von Baumaterialien und von elektrischen und elektronischen Geräten. Hier erwarten mehr als 90 Prozent der Unternehmen, das laufende Jahr mit einem zufriedenstellenden wirtschaftlichen Ergebnis abzuschließen, auch dank der günstigen Entwicklung der Verkaufspreise.
Für das Jahr 2021 erwarten die Großhandelsunternehmen eine Besserung, vor allem in Bezug auf Umsatz und Verkaufspreise, aber auch was Investitionen und Beschäftigung betrifft. Allerdings wird die Erholung nur teilweise sein: Der Anteil der Unternehmen, die für 2021 ein zufriedenstellendes Betriebsergebnis erwarten, liegt bei 82 Prozent und damit deutlich unter dem Niveau der letzten Jahre vor der Corona-Krise. Eine positive Ausnahme bildet der Baustoffhandel: Hier gehen fast alle Unternehmen von einer zufriedenstellenden – in zwei Dritteln der Fälle sogar von einer „guten“ – Ertragslage im nächsten Jahr aus.
Der Präsident der Handelskammer, Michl Ebner, betont die Notwendigkeit, die Unternehmen in dieser schwierigen Phase zu unterstützen: „Der Großhandel ist zuversichtlich, dass er im Jahr 2021 wieder investieren und neue Arbeitsplätze schaffen kann. Die Handelskammer wird sich weiterhin dafür einsetzen, dass die Südtiroler Unternehmen die Unterstützung erhalten, die sie zur Bewältigung dieser schweren Krise benötigen.“
Nachfolgend die Stellungnahmen der Vertreter der Wirtschaftsverbände:
Werner Gramm, Vertreter des Großhandels im hds
„Als Brücke zwischen Nord und Süd wirkt sich die schwierige Lage in Italien auch auf die Rentabilität unserer Betriebe aus. Wir sind abhängig von Tourismus, Einzelhandel und Handwerk. Es gibt nur in einigen Branchen Lichtblicke für die erste Jahreshälfte 2021. Bei einem Umsatzausfall über eine noch längere Zeit ist die Situation neu zu bewerten, auch aus Sicht der Hilfsmaßnahmen, die für den Großhandel nur im geringen Maße greifen. Das ist ein herber Schlag.“
Federico Tibaldo, Präsident Confesercenti Südtirol
„2020 ist ein schwarzes Jahr für die Großhändler, die angesichts sinkender Umsätze und Margen die Kosten nicht senken konnten, um den Kunden einen pünktlichen Service zu garantieren. Dasselbe gilt für ihre Partner, die Handelsvertreter, die ebenfalls das Geschäftsrisiko tragen. Ohne die Großhändler verlieren der primäre und sekundäre Sektor einen strategischen Verbündeten, der den Lagerumschlag gewährleistet. Wir bitten die öffentliche Verwaltung, dies zu berücksichtigen.“