Von: luk
Bozen – Der Vorstand der Lebenshilfe hat am vergangenen Freitag nach langer, eingehender Diskussion schweren Herzens einstimmig beschlossen, dass das Hotel Masatsch endgültig geschlossen bleibt. Eine eingehende Zahlenanalyse mit Unterstützung der HGV-Unternehmensberatung habe gezeigt, dass auch bei geänderten Rahmenbedingungen eine kostendeckende Führung kaum erreichbar ist. “Verschiedene Faktoren und Entwicklungen, die nichts mit den sozialen Zielsetzungen zu tun haben, sind für das Defizit verantwortlich. Diese Faktoren sind nur bedingt beeinflussbar, so dass ein Neustart mit hohen Risiken verbunden wäre, die den Gesamtverband Lebenshilfe in eine unüberwindbare Schieflage bringen würden. Auch weil sich die Situation letzthin natürlich auch durch die tiefe Krise, die die Covid-19-Pandemie im Tourismusbereich ausgelöst hat, dramatisch verschärft hat. Die Lebenshilfe wurde von der Landesverwaltung immer im Rahmen des Möglichen unterstützt, auch wenn das Problem der Abschreibungskosten für ein im Landesbesitz befindliches Gebäude nicht gelöst werden konnte.”
Der Vorstand der Lebenshilfe betont, dass trotz Schließung die letzten zwölf Jahre gezeigt hätten, dass gelebte Inklusion möglich sei. “Die Menschen mit Beeinträchtigungen, die im Hotel mitgearbeitet haben, konnten viele positive Arbeitserfahrungen sammeln und ein gleichberechtigtes Miteinander im Arbeitsalltag erleben. Das Projekt hat aber auch gezeigt, dass der Ausbau einer gezielten Arbeitsplatzbegleitung in Betrieben zielführender ist. Dadurch kann mit weitaus verhältnismäßigeren Ressourcen eine höhere Anzahl an Menschen mit Beeinträchtigungen flexibler und personenzentrierter ihren Weg in die Arbeitswelt finden. Die Lebenshilfe ist mit der Abteilung Soziales in Gespräch, um in diese Richtung neue Projekte aufzubauen.” Ein erstes Projekt zur Verbesserung des Übergangs von der Schule in das Berufsleben sei bereits für Herbst 2020 geplant.
Die Lebenshilfe bedankt sich bei allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Hotels, die zusammen mit dem Gesamtverband dieses Projekt für einen langen Zeitraum möglich gemacht haben. Die Mitarbeiter des Hotel Masatsch müssen nach dem Auslaufen des staatlichen Kündigungsschutzes aufgrund der Covid-19-Krise entlassen werden. Die Mitarbeiter befinden sich derzeit in der Lohnausgleichskasse, die die Lebenshilfe bisher vorfinanziert hat. Die Mitarbeiter mit Beeinträchtigungen werden solange von der Lebenshilfe pädagogisch begleitet, bis sich eine Perspektive für ihre weitere berufliche Zukunft ergibt oder sie von anderen sozialen Institutionen betreut werden.
STF: “Großer Verlust für Südtirol”
Die Süd-Tiroler Freiheit bedauert die heute bekanntgegebene endgültige Schließung des Inklusionshotels Masatsch in Kaltern und spricht von einem großen Verlust für ganz Südtirol. Die Bewegung kündigt eine Anfrage im Landtag an und betont erneut: „Masatsch ist zu wertvoll, um es aufzugeben!“
“Die Angestellten in Masatsch waren oft Menschen mit körperlichen oder kognitiven Einschränkungen, mit Lernschwächen oder mit Down-Syndrom. Im Inklusionshotel fanden sie vollwertige Arbeitsplätze und ein Sprungbrett in den Arbeitsmarkt. Die Gäste in Masatsch waren zu 60 Prozent ebenfalls Menschen mit Beeinträchtigung, die behindertengerechte Ferien verbringen konnten. Eine einzigartige Einrichtung, weit über die Grenzen Südtirols hinaus bekannt”, so die Bewegung.