IWF erhöht BIP-Prognose für China

Importplus Hoffnungszeichen für Chinas Wirtschaft

Dienstag, 07. November 2023 | 10:56 Uhr

Die Konjunkturerholung Chinas von der Coronakrise kommt trotz anhaltender Schwäche der Exporteure voran. Zwar gingen die Ausfuhren im Oktober im Vergleich zum Vorjahresmonat mit 6,4 Prozent stärker als erwartet zurück. Dafür legten die Importe laut Daten der Zollbehörde vom Dienstag überraschend um 3,0 Prozent zu. Dies gilt als Hoffnungszeichen für die Binnenkonjunktur in dem Riesenreich mit seiner Milliardenbevölkerung.

Auf der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt nach den USA lasten jedoch weiterhin die Immobilienkrise und die schwache globale Nachfrage. Der Internationale Währungsfonds (IWF) erhöhte seine Wachstumsprognose für Chinas Wirtschaft im laufenden Jahr zwar, erwartet jedoch eine Abschwächung für 2024.

Der Fonds geht nunmehr davon aus, dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP) 2023 um 5,4 Prozent zulegen wird. Bisher hatte der IWF nur einen Zuwachs von 5 Prozent veranschlagt. Regierung und Notenbank haben versucht, die Wirtschaft mit Konjunkturspritzen zu stabilisieren. Sie reichen von der Ankurbelung der Nachfrage nach Autos und Haushaltsgeräten über die Lockerung von Immobilienbeschränkungen bis hin zur Unterstützung des Privatsektors. Zudem hat die Zentralbank das Finanzsystem mit frischem Geld geflutet. Die Maßnahmen zeigten Wirkung: Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) stieg von Juli bis September um 4,9 Prozent.

2022 war die Wirtschaft belastet von Corona-Lockdowns und der Immobilienkrise mit drei Prozent so langsam gewachsen wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Die Regierung will das Wachstumsmodell umstellen und setzt stärker auf die Binnenkonjunktur – insbesondere den privaten Konsum.

Die überraschend starken Importzahlen kann die Führung in Peking daher als Etappensieg verbuchen: Befragte Experten hatten für Oktober ein Minus von 4,8 Prozent erwartet, nach einem Rückgang von 6,2 Prozent im September. Dass es nun nach einer langen Durststrecke mit Rückgängen ein Plus von 3,0 Prozent gab, spricht für eine Belebung der Binnenwirtschaft.

“Die positive Überraschung bei den Importen scheint auf eine Stärkung der Inlandsnachfrage zurückzuführen zu sein und nicht auf Verzerrungen durch Sondereffekte wie Großeinkäufe von Rohstoffen”, sagte Xu Tianchen, Leitender Ökonom bei der Forschungs- und Analyseabteilung der Economist Group (EIU). China importierte im Oktober um 13,5 Prozent mehr Rohöl als im Vorjahr. Dies ist jedoch nur ein geringfügiger Anstieg gegenüber dem Zuwachs im September.

Der Exportmotor Chinas stottert unterdessen weiter. Mit dem Rückgang um 6,4 Prozent ging es im Oktober sogar noch stärker abwärts als im September, als ein Minus von 6,2 Prozent zu Buche schlug. Experten hatten für Oktober lediglich ein Minus von 3,3 Prozent auf dem Zettel. “Da der globale Elektronikmarkt wächst, wie die Exportleistung Südkoreas und Vietnams zeigt, deuten Chinas schlechte Exportdaten auf eine schwache Nachfrage in anderen Bereichen wie etwa Weihnachtsartikeln und -bekleidung hin”, analysierte EIU-Ökonom Xu.

Die schwache Auslandsnachfrage gepaart mit der weiter schwelenden Immobilienkrise wird aus Sicht des IWF die Wirtschaftsleistung Chinas kommendes Jahr weiter belasten. Daher geht der Fonds davon aus, dass sich das BIP-Plus 2024 auf 4,6 Prozent abschwächen dürfte. Mittelfristig wird sich das Wachstum laut IWF-Vizechefin Gita Gopinath aufgrund der schwachen Produktivität und der Alterung der Bevölkerung in der Volksrepublik voraussichtlich bis 2028 allmählich auf etwa 3,5 Prozent verlangsamen.

Von: APA/Reuters