Von: Ivd
Bozen – Dass der Fachkräftemangel ein gravierendes Problem darstellt, ist längst allgemein bekannt. Um diesem entgegenzuwirken, bemühen sich viele Unternehmen, qualifizierte Mitarbeitende um jeden Preis an sich zu binden oder ihre Kompetenzen durch gezielte Weiterbildung zu fördern. Dabei wird jedoch mitunter übersehen, dass auch im eigenen Haus oft noch ungenutztes Potenzial schlummert. AFI-Präsident Stefano Mellarini erklärt: „Die Arbeitgeber klagen über einen Mangel an Fachkräften. Doch laut AFI-Barometer sind 35 Prozent der Beschäftigten überzeugt, sie könnten anspruchsvollere Aufgaben übernehmen als jene, die sie derzeit ausüben. Neben der Personalrekrutierung sollte daher auch die Förderung interner Talente stärker in den Fokus rücken.“
Südtirol steht – wie Italien und ganz Europa – vor einem Problem, das seit Jahren bekannt ist: dem Mangel an Arbeitskräften, genauer gesagt an qualifizierten Fachkräften. Gut ausgebildetes Personal scheint derzeit knapp und deshalb heiß begehrt zu sein. Doch ist es wirklich so schwierig, Mitarbeitende zu finden, die anspruchsvolle Aufgaben übernehmen können? Was, wenn die Lösung des Problems unentdeckt im eigenen Unternehmen liegt? Genau diesem Aspekt widmet sich die Herbstausgabe des AFI-Barometers.
Gut qualifiziert, aber da geht noch mehr
Der Mangel an Fachkräften ist zweifellos ein zentrales Thema. Die aktuellen Daten des AFI-Barometers zeigen jedoch, dass Unternehmen auch stärker auf die Entwicklung der eigenen Mitarbeitenden setzen sollten. Rund 35 Prozent der befragten Arbeitnehmer – ein Anteil, der seit 2022 kontinuierlich steigt – sind überzeugt, dank ihrer Fähigkeiten komplexere Aufgaben übernehmen zu können als jene, die sie derzeit ausüben. Hervorzuheben sind in diesem Zusammenhang die Arbeitnehmer im öffentlichen Dienst (43 Prozent glauben, dass sie qualifiziertere Aufgaben übernehmen könnten), im Verarbeitenden Gewerbe (42 Prozent) und im Gastgewerbe (40 Prozent).
Gleichzeitig schätzen 56 Prozent der Befragten ihre Qualifikation als genau passend für ihre aktuelle Tätigkeit ein. Etwas mehr als neun Prozent halten sich für weniger qualifiziert, als ihre Arbeit eigentlich erfordern würde.
Soft Skills sind heute die gefragtesten Eigenschaften
In einer sich stetig wandelnden Wirtschaft verändern sich nicht nur bestehende Berufe – manche verschwinden, während andere neu entstehen. Das bedeutet: Wer auf dem Arbeitsmarkt attraktiv bleiben möchte, sollte sich nicht ausschließlich auf fachspezifische Qualifikationen konzentrieren. Ebenso entscheidend ist die Entwicklung jener Schlüsselkompetenzen, die in nahezu jedem Berufsfeld gefragt sind. Sie bilden die Grundlage, um sich flexibel auf neue Aufgaben, Rollen oder Branchen einstellen zu können.
Doch welche Fähigkeiten zählen heute am meisten? Laut den vom AFI befragten Arbeitnehmer steht an erster Stelle die Fähigkeit zur Flexibilität und Anpassungsfähigkeit (25 Prozent). Auf den weiteren Plätzen folgen die Problemlösungsfähigkeit (22 Prozent) und Sprachkenntnisse (16 Prozent) – letzteres zweifellos beeinflusst durch den zweisprachigen Kontext Südtirols. Knapp dahinter liegen Teamfähigkeit (14 Prozent), organisatorische Kompetenz (zwölf Prozent) und IT-Kenntnisse (elf Prozent).
Auffällig ist vor allem, dass die Fähigkeit zum selbstständigen Problemlösen stark zugenommen hat (um sieben Prozentpunkte seit 2021) – offenbar zulasten der Teamarbeit (welche sechs Prozentpunkte einbüßt). Möglicherweise hat sich in den vergangenen Jahren also eine individualistischere Sicht auf die Arbeit entwickelt.




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