Von: mk
Bozen – Das nationale Arbeitsinspektorat hat die Zahlen der Kündigungen von Müttern und Vätern innerhalb des ersten Lebensjahres des Kindes veröffentlicht. Die Erkenntnis ist ernüchternd und besorgniserregend: Die Anzahl von Arbeitnehmerinnen, die innerhalb des ersten Lebensjahres des Kindes kündigen, steigt auf 37.611, im Vorjahr waren es 35.963 Frauen. Die Anzahl der Väter liegt bei 13.947.
Als Grund für die “freiwillige” Kündigung wird überwiegend die Unvereinbarkeit von Familie und Beruf angegeben. Es sind, laut den Angaben der Mütter, fehlende Betreuungsstrukturen, zu hohe Kosten für Babysitting und fehlende soziale Unterstützung, z. B. durch Großeltern, die zur Entscheidung führen. Aus dem Bericht des nationalen Arbeitsinspektorates geht weiter hervor, dass nur 21 Prozent der Anfragen eines Teilzeitvertrages oder flexiblere Arbeitsmöglichkeiten vom Arbeitnehmer angenommen worden sind. Auch in Südtirol steigt die Zahl stetig an. Waren es 2012 619 junge Mütter und 20 Väter, ist die Zahl 2019 auf 847 Mütter und 225 Väter gestiegen. Der Grund der am häufigsten von den Frauen angegeben wurde, war die Unvereinbarkeit. Bei den Männern war es ein Betriebswechsel.
„Die Daten weisen erneut auf eine alarmierende Situation hin: Familienarbeit, auch als Pflegearbeit für Familienangehörige verstanden, lastet größtenteils auf den Schultern von Müttern und allzu oft wird dies zum Ausschlusskriterium auf dem Arbeitsmarkt. Mit fatalen Folgen für die Frauen“, so Gleichstellungsrätin Michela Morandini. „Fehlende Rentenbeiträge, monetäre Abhängigkeit, zunehmender Ausschluss am Arbeitsmarkt ist ein hoher Preis den viele Frauen zahlen“.
Die Interventionen und Verantwortung liegt laut der Gleichstellungsrätin auf drei Ebenen. Die Politik muss Rahmenbedingungen, wie z. B. Betreuungseinrichtungen, schaffen. Unternehmen müssen, wenn sie sich qualifizierte Arbeitskräfte sichern wollen, mit flexiblen und lebensphasenorientierten Arbeitsmodellen reagieren. Aber auch auf Ebene der Paarbeziehung ist eine bewusste Auseinandersetzung über die Verteilung von Familien- und Assistenzarbeit notwendig. Denn in den Familien werden gesellschaftliche Geschlechterstereotype übernommen und gelebt. „Aus diesem Grund muss Gleichstellungspolitik Interventionen und Maßnahmen zum Aufbrechen vorherrschender Geschlechterstereotype forcieren. Es muss primär an der Ursache dieses Ungleichgewichtes gearbeitet werden“, so Gleichstellungsrätin Morandini.