Von: luk
Bozen – Tony Tschenett, Vorsitzender des Autonomen Südtiroler Gewerkschaftsbundes (ASGB), begrüßt den Beschluss der Landesregierung, in 51 Gemeinden und Fraktionen temporär 100 Prozent des Wohnraums zu konventionieren.
Der ASGB-Chef gibt zu bedenken, dass Spekulationen mit Ferienimmobilien in touristisch besonders attraktiven Gegenden oft Auslöser einer Preisexplosion am Immobilienmarkt waren. Der einheimische Normalverdiener hätte oft zu Gunsten finanzkräftiger Investoren in weniger attraktive Gebiete ausweichen müssen. Die Tatsache, dass diesem Treiben mittels Landesbeschluss nun ein Riegel vorgeschoben wird, sei äußerst erfreulich und würde vom ASGB vollinhaltlich unterstützt.
„Eine permanente Einwohnerschaft macht das Flair eines Ortsbildes aus. Natürlich verträgt jedes Ortsbild einen Teil an Ferienwohnungen oder –Häuser. Wenn dieser aber unverhältnismäßig groß wird, fangen die Probleme an: es bildet sich eine auf Touristen zugeschnittene Lokalwirtschaft, die Bedürfnisse der Einheimischen rücken in den Hintergrund und außerhalb der Tourismussaisonen ähneln die Ortschaften und Gemeinden Geisterstädten. Im Hochpustertal kann man am besten beobachten, wohin dieser Trend langfristig führt: zu einer Abwanderung der Einheimischen und einem ausländischen Elitetourismus. Gut, dass dem nun entschieden gegengesteuert wird“, schreibt Tschenett in einer Presseaussendung.
Franz Kompatscher: “Schluss mit Bevormundung der Gemeinden”
Kritisch sieht die Sache hingegen Franz Kompatscher, Bürgermeister der Gemeinde Brenner. “Der Beschluss der Landesregierung in 25 Gemeinden und 26 Fraktionen Südtirols die 100-Prozent-Konventionierung einzuführen, beweist einmal mehr, dass man Entscheidungen trifft, die man besser den Gemeinden überlassen sollte. Ungleiches kann man nicht gleich behandeln. Zahlen können auch sehr täuschen, dies zeigt sich in der Gemeinde Brenner, wo einmal die Bettenstatistik durch das Militärferienheim verzerrt wird. Es handelt sich hierbei um Betten, die Teil einer militärischen Einrichtung sind und wohl kaum mit Privatbetrieben verglichen werden können. Die Gemeinde Brenner wird im Beschluss des Landes als tourimusstark angeführt, obwohl sie seit Jahren für eine Wiederbelebung des Tourismus vor allem in Gossensass kämpft und in keiner Weise mit den Tourismushochburgen verglichen werden kann. Es mag sein, dass es viele touristisch genutzte Zweitwohnungen gibt, diese gehen aber darauf zurück, dass in den vergangenen Jahrzehnten mehrere ehemalige Hotelbetriebe geschlossen und in der Folge umgewidmet wurden.”
“Landesrat Theiner verspricht sich billigeren Wohnraum für Einheimische, dies mag in einzelnen Fällen zwar stimmen und als Maßnahme gegen den Ausverkauf der Heimat politisch leicht zu verkaufen sein, aber in Wirklichkeit wird sich diese Maßnahme vor allem auf die Bautätigkeit in den A-Zonen negativ auswirken. Zu befürchten ist eine Abnahme der Sanierungen in den Dorfkernen, da diese sich für die Bauherrn so weniger rechnen und in der Folge zu einem geringeren Angebot auf dem Wohnungsmarkt und zu einem weiteren Verfall der historischen Ortskerne in manchen Gemeinden führen werden. Beides negative Entwicklungen – sei es für die Dörfer als auch für das Angebot auf dem Wohnungsmarkt. Das Beispiel zeigt einmal mehr, dass die Autonomie nur bis Bozen langt und eine Weitergabe an die Gemeinden tunlichst vermieden wird”, so Kompatscher.