Von: mk
Bozen – Die Schulgewerkschaft im SGBCISL stellt fest, dass der Arbeitsvertrag der Schulen staatlicher Art der autonomen Provinz Bozen immer häufiger im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit außerhalb der Provinz steht. Der Fokus werde hauptsächlich auf das Finanzielle gelegt, auf die verschiedenen Zulagen, die zu einem höheren Gehalt im Vergleich zu anderen Regionen führen. Es werde aber nicht auf die konkreten Mehrleistungen und die erhebliche zusätzliche Arbeitsbelastung hingewiesen.
Die höheren Zusatzleistungen für die Landeszulage würden vereinfacht auf “Mehr Arbeit, mehr Lohn!” zurückgeführt. Es werde außer Acht gelassen, dass sich diese “Mehrarbeit” in einer massiven Arbeitsbelastung widerspiegelt, die zwischen erhöhter Lehrtätigkeit (von 20 auf 22 Stunden pro Woche bzw. von 24 auf 26 Stunden) und funktionellen Tätigkeiten (bis zu 220 Stunden pro Jahr) besteht.
„Das hat zur Folge, dass Lehrerinnen und Lehrer fast täglich vormittags wie nachmittags in der Schule im Einsatz sind und anschließend fundamentale Arbeiten für einen reibungslosen und optimalen Unterricht noch anstehen: die zeitintensiven Vorbereitungen der individualisierten Unterrichtseinheiten, die Korrektur der Schülerarbeiten, der Kontakt zum Elternhaus, die konstruktive Zusammenarbeit mit den örtlichen sozialen wie psychologischen Diensten, die erhebliche Bürokratisierung. Tätigkeiten, die selbstverständlich sind, aber einen Großteil der Arbeitszeit ausmachen. Das führt natürlich unweigerlich zur Frage, wie die Unterrichtsqualität mit den erhöhten Anforderungen zu bewältigen ist“, erklärt die Gewerkschaft.
Südtirol sei nicht das Paradies der Lehrer der Schulen staatlicher Art, wie ein verzerrter Blick glauben machen könnte. Der Grundsatz „Arbeitest du mehr, zahlen wir mehr“ habe in den letzten langen und schwierigen Vertragsverhandlungen zu einer inakzeptablen Forderung der öffentlichen Verhandlungsdelegation geführt, erklärt die Gewerkschaft: Der SGBCISL nennt in diesem Zusammenhang die Einführung einer weiteren Arbeitszeitflexibilität, die zu einer erhebliche Erhöhung des Arbeitsauftrages führe.
„Eine Forderung dieser Art spiegelt die geringe Wertschätzung und das mangelnde Verständnis für die Arbeit der Lehrpersonen wider, die gebührende fachliche und finanzielle Anerkennung bleibt auf der Strecke. Bei der Betrachtung des Lehrergehalts der Provinz Bozen werden die seit jeher geforderten Gleichstellungen mit dem Lehrpersonal des Landes und die Anpassung an die Lebenshaltungskosten und Inflation außer Acht gelassen“, so die Gewerkschaft. Es werde auch übersehen, dass in der Provinz Bozen Lehrerinnen und Lehrer nicht Anrecht auf die „carta del docente“ haben und nicht ausreichend Lehrbefähigungsangebote für alle Lehrpersonen bzw. Wettbewerbsklassen angeboten werden.
„Neben dem täglichen Fernunterricht wurden während der Pandemie die Lehrpersonen zum Notdienst verpflichtet, was eindeutig über ihre Lehrverpflichtung hinausging. Eine Zäsur zwischen Arbeits- und Privatleben wird immer schwieriger“, so die Schulgewerkschaft. Die „Nichterreichbarkeit“ sei ein brennendes Thema, um die Gesundheit der Lehrpersonen zu bewahren. Burnout sei für diese Berufskategorie nicht zu unterschätzen. „Die Arbeitsrealität der Lehrpersonen staatlicher Art in der Provinz Bozen ist bei genauerem Betrachten also alles andere als idyllisch, sie verlangt vielmehr ständige Aufmerksamkeit von Seiten der Gewerkschaft“, erklärt der SGBCISL.