Von: luk
Bozen – Die Landesregierung hat heute den Startschuss für Südtirols Pilotprojekt in Sachen nachhaltiger EU-Lebensmittelpolitik gegeben. Es ist ein weiterer Schritt auf dem Weg, den Südtirols Landeshauptmann mit dem EU-Kommissar für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, Vytenis Andriukaitis, im Juni dieses Jahres bei dessen Besuch in Südtirol vereinbart hat. Andriukaitis wolle die Südtiroler Vorschläge für mehr regionale und nachhaltige Nahrungsmittel auf EU-Ebene voranbringen.
IDM wird nun beauftragt, ein Detailkonzept für das Pilotprojekt zu erarbeiten; dazu sollen aber zunächst alle wichtigen Sozialpartner wie etwa der Südtiroler Bauernbund, der Hotel- und Gastwirteverband (HGV) oder das Versuchszentrum Laimburg einbezogen werden.
Konzept baut auf drei Säulen auf
Das Pilotprojekt stützt sich laut einem Rohkonzept auf drei Säulen. Die erste zielt darauf ab, die Produktion und die Vertriebsstruktur für regionale Lebensmittel zu stärken und weiterzuentwickeln. Nur so könne erreicht werden, dass Abnehmer im Handel und Gastgewerbe auf ein verlässliches Angebot zählen können. “Aktuell finden Angebot und Nachfrage oftmals nicht zusammen”, erklärte der Landeshauptmann.
Die zweite Säule sieht den Aufbau einer Marke namens “local & fair” vor. Produktionsstätten von regional angebauten oder verarbeiteten Nahrungsmitteln könnten dieses Markenzeichen an ihren Produkten anbringen, die im Handel vertrieben werden, Gastbetrieben könnte es ins Menü einfließen lassen, wenn sie solche Lebensmttel verarbeiten.
Der Begriff “fair” soll dem Landeshauptmann zufolge festhalten, dass immer dann, wenn keine lokalen Produkte verfügbar seien, etwa Kakao, dann sei auf Produkte aus dem fairen Handel zurückzugreifen. “Diese Maßnahme ist als kleiner Ausgleich für die Ungerechtigkeiten des Welthandelssystems zu sehen ist, das mit für die Migration verantwortlich sind”, betonte der Landeshauptmann bei der Pressekonferenz der Landesregierung. Ein solches Label würde zudem Südtirols Alleinstellungsmerkmal weiter hervorheben. “Mit dieser Initiative möchten wir etwas Gutes für Südtirol tun, aber auch unseren Beitrag für mehr Nachhatligkeit in der EU leisten”, sagte der Landeshauptmann.
Die dritte Säule sieht vor, das Prinzip des freien Wettbewerbs in der Vergabe von öffentlichen Aufträgen dementsprechend zu korrigieren. Denn es begünstigt zu sehr den Einsatz von Massenprodukten, die wenig kosten, während regionale, nachhaltige Produkte von kleinen landwirtschaftliche Betrieben das Nachsehen haben, weil sie bei Menge und Preis oftmals nicht mithalten können. Der Mehrwert, den diese leisten, soll in die Bewertung eines Angebots einfließen, indem nun Kriterien eingeführt werden, die den Vorzug der regionalen und nachhaltigen Lebensmittel stärker berücksichtigen.
SBB: “Große Chance für heimische Produzenten”
Der Südtiroler Bauernbund freut sich über die Initiative der Landesregierung: Sie will regionalen und nachhaltig angebauten Lebensmitteln den Rücken stärken. Der Bauernbund hat auch klare Ideen, mit denen er zum Erfolg beitragen will.
Als „sehr positiv“ bewertet der Südtiroler Bauernbund den heutigen Vorstoß der Landesregierung, ein Pilotprojekt für regionale und nachhaltig angebaute Lebensmitteln ins Leben zu rufen. Bauernbund-Landesobmann Leo Tiefenthaler hält die Produktion lokaler Lebensmittel für eine der großen Chancen nicht nur der heimischen Landwirtschaft, sondern für ganz Südtirol: „Wer die Produktion Südtiroler Lebensmittel unterstützt, stärkt die Pflege unserer Landschaft, die regionale Produktvielfalt, die Verwurzelung der Verbraucher mit unserem Land und ihren Bauern sowie über die lokalen Kreisläufe die gesamte heimische Wirtschaft.“ Der Bauernbund freut sich, dass sich die Landesregierung in dieser Zielsetzung so klar positioniert und alle Möglichkeiten ausschöpfen will, die sich auf EU-Ebene bieten. Die Initiative der Landesregierung sei „sehr willkommen.“
Laut eigener Aussendung wird die Landesregierung die Landes-Marketinggesellschaft IDM mit einem Pilotprojekt beauftragen und lädt die Sozialpartner – u. a. auch den Bauernbund – zur Beteiligung ein. „Wir freuen uns darauf, das Projekt aktiv zu unterstützen“, sagt Tiefenthaler und sieht auch „einige gemeinsame Hausaufgaben auf uns zukommen.“
Eines ist laut Bauernbund-Obmann Tiefenthaler klar: „Jeder Bauer sieht sich in erster Linie als Hersteller von Lebensmitteln und hofft, damit den Großteil seines Einkommens zu erwirtschaften. Wer ihm Produkte abkauft, bringt ihm die höchstmögliche Wertschätzung entgegen.“ Insofern seien Südtirols Bauern jedem dankbar, der zu ihren Produkten steht – von den einzelnen Verbrauchern bis zur Landesregierung.