Das Manifest der Wirtschaftsprüfer

„Mehr Respekt vonseiten der Politik“

Montag, 13. Mai 2019 | 13:12 Uhr

Bozen – „Mehr Respekt vonseiten der Politik” – dies ist die wesentliche Aussage des Manifests der Wirtschaftsprüfer, das von Massimo Miani, Präsident des Nationalrates der Wirtschaftsprüfer und Steuerberater (CNDCEC), im Beisein einer Delegation der Kammer der Wirtschaftsprüfer und Steuerberater der Provinz Bozen — bestehend aus dem Präsidenten Claudio Zago und zwei Ausschussmitgliedern — vorgestellt wurde. „Ich stimme dem Dokument voll und ganz zu: Die Tätigkeit der im Berufsalbum eingetragenen Fachleute ist für Bürger, Unternehmen und Institutionen unerlässlich“, zitiert Zago die Worte von Nationalratspräsident Massimo Miani. „Mit unserem Manifest fordern wir deshalb von der Politik, den Anliegen der Wirtschaftsprüfer, die mit ihrer Arbeit die Wirtschaft und das Produktionssystem des Landes unterstützen, mehr Aufmerksamkeit zu widmen.“

Von der so wichtigen Arbeit zeugen die Daten. „Auf etwa sechs Millionen Steuersubjekte kommen 4,5 Millionen bzw. ein Anteil von 75 Prozent ihren Steuerverpflichtungen durch Wirtschaftsprüfer nach“, so Zago weiter. „Wenn man nur das Steueraufkommen heranzieht, das Unternehmen und Freiberuflern durch die Hauptsteuern (MwSt, Irpef, Ires und Irap) entrichten, und das ca. 178 Milliarden Euro entspricht, dann fließen dank unserer Tätigkeit geschätzt etwa 134 Milliarden Euro in die Kassen des Staates.“

Wirtschaftsprüfer bekleiden zudem 77 Prozent der Ämter als Mitglied des Überwachungsrates oder als Einzelüberwacher in Kapitalgesellschaften – ein Prozentsatz, der auf 90 Prozent steigt, wenn man nur die 100.000 umsatzstärksten Kapitalgesellschaften im Land betrachtet. Die Wirtschaftsprüfer sind als Freiberufler in 64.189 Kanzleien im gesamten Staatsgebiet tätig, die alles in allem rund 238.000 Freiberufler, Mitarbeiter, Angestellte und Praktikanten beschäftigen, die im Ausmaß von 0,8 Prozent des BIP zur nationalen Wertschöpfung beitragen.

Das Manifest des Nationalrates ist durch vier Themenbereiche charakterisiert, in denen die Wirtschaftsprüfer jeweils eine Reihe von synergetischen Maßnahmen zum Schutz und zur Weiterentwicklung des Berufsstandes fordern: die Aufwertung der Kompetenzen, die Anerkennung der ausgeführten Rollen, die Unterstützung von Prozessen der professionellen Aggregation und systematische Maßnahmen zur Vereinfachung der Rechtsvorschriften.

Die Wirtschaftsprüfer fordern die rechtliche Anerkennung der Spezialisierungen sowie die Übertragung der technischen Verwaltung der bestehenden und eventuell neu einzuführenden Verzeichnisse und Register an das Kammersystem, auch für andere Berufskammern, wobei die Aufsicht und Kontrolle bei dem für den Bereich zuständigen Ministerium bleiben.

Der Nationalrat fordert die Anerkennung der Rolle der „mit einer öffentlichen Dienstleistung betrauten Person” für jene Tätigkeiten, die im Steuer-, Verwaltungs- und Rechnungswesen zur Vorbereitung und zum Einbringen von Verträgen, Meldungen, Bescheinigungen und Zertifizierungen führen, deren Vorlage oder Hinterlegung bei öffentlichen Verwaltungen ausdrücklich gesetzlich vorgeschrieben ist. Nach Ansicht der Wirtschaftsprüfer muss außerdem die Anerkennung der „gerechten Vergütung” konkretisiert werden, vor allem für jene Funktionen, die Freiberufler aufgrund rechtlicher Verpflichtungen wahrnehmen. Dies gilt beispielsweise für die Aufgaben als Überwachungsrat (dessen Bestellung gesetzlich vorgeschrieben ist) oder für die Ausstellung des Bestätigungsvermerks auf den Steuererklärungen, deren Anbringung nicht im Ermessen des Steuerzahlers liegt, sondern gesetzlich vorgeschrieben ist, um die aus den Erklärungen resultierenden Kreditüberschüsse verwenden zu können.

Die Wirtschaftsprüfer fordern, dass das System der begünstigten Besteuerung von 15 Prozent und 20 Prozent auch auf diejenigen angewandt wird, die die freiberufliche Tätigkeit im Rahmen von Berufsgenossenschaften und von Gesellschaften von Freiberuflern ausüben. Dadurch würden nicht nur selbstständig Erwerbstätigen mit geringem Einkommen steuerliche Anreize geboten, sondern auch bei Prozessen der beruflichen Zusammenführung von Freiberuflern. Und um die derzeitigen Hindernisse für die Nutzung des Instruments STP (Società tra professionisti/Gesellschaft von Freiberuflern) zu beseitigen, sollte ein optionales Steuersystem zur Festlegung des Bareinkommens auch für jene, die als Kapitalgesellschaften gegründet wurden, eingeführt werden sowie ein System der Steuerneutralität für die Operationen Beitrag/Einlage des Einzelnen oder der Assoziierten der STP.

Das Ziel der Vereinfachungen muss in den verschiedenen Sektoren des wirtschaftlichen und sozialen Lebens in unserem Land, vor allem im Steuerbereich, unterschiedlich zum Ausdruck kommen. Im Steuerbereich wird die Notwendigkeit von Vereinfachungen inzwischen als prioritär und unaufschiebbar wahrgenommen, insbesondere von den Wirtschaftsprüfern. Die Vermehrung der Steuerfristen hat mittlerweile ein paroxysmales Niveau erreicht.

Von: mk

Bezirk: Bozen