Von: luk
Bozen – Frauen sind beachtenswert – auf der ganzen Welt. Auch hier in Südtirol: Sie tragen Sorge für Ernährung, für ihre Familien und für ihren Betrieb und zwar grenzüberschreitend.
Am 15. Oktober ist Internationaler Tag der Landfrauen der Vereinten Nationen. Heuer möchte die Südtiroler Bäuerinnenorganisation an diesem Tag das Augenmerk auf die Bäuerinnen legen, die aus einem anderen Herkunftsland stammen. „Wir wollen die Vielfältigkeit der Bäuerinnen und der Bäuerinnenorganisation aufzeigen. Und es ist auch eine Art von Vielfalt, wenn wir auf unseren Höfen Frauen aus verschiedenen Ländern haben,“ sagt Landesbäuerin Antonia Egger. Und es sind mittlerweile doch einige. Von den gut 16.600 SBO-Mitgliedern sind 537 im Ausland geboren. Die meisten kommen aus Deutschland, dann folgt Österreich, Schweiz, Slowakei, Ungarn und Polen. Auch Frauen aus Thailand, Brasilien, Nigeria und Portugal haben ihr Zuhause auf Südtirols Höfen gefunden. „Es sind fleißige, offene Frauen. Diese Frauen sind wertvoll, sie bringen eine andere Sichtweise und sie sind mit Begeisterung hier“, betont die Landesbäuerin, „sie besuchen Weiterbildungen, nehmen Kontakt mit der Dorfbevölkerung und unseren Mitgliedern auf!“
Eine davon ist die 39-jährige Melanie Reger, Bäuerin auf dem Wackerhof in Spinges/Mühlbach. Aufgewachsen ist sie im Allgäu, hat längere Zeit in München gelebt und dort Tiermedizin studiert. Seit 2014 ist sie hier in Südtirol, aus Liebe: „Klar, die Umstellung von einer Großstadt wie München auf Spinges mit 300 Einwohnern war schon eine gewaltige“. Die zweifache Mutter kümmert sich mittlerweile um den UaB-Betrieb, macht alles was am Hof so anfällt und ist nebenher berufstätig. Das ist Melanie wichtig. Wichtig ist ihr auch Bildung und Wissen: „Heutzutage wird man mit so vielen Dingen konfrontiert. Die Bäuerin sollte sich deshalb in der Landwirtschaft weiterbilden dürfen und studieren, damit sie eine Wissensstütze für den Betrieb sein kann.“
Ewelina Bonat Moling aus Polen kam bereits als Jugendliche in den Sommerferien nach Südtirol, um hier Geld zu verdienen. Nach der Matura blieb sie hier und arbeitete im Gastgewerbe, bis sie ihren Mann Daniele kennenlernte und ihm auf dem Cestunhof in Wengen folgte. „Ja, ich sage es ganz bewusst, ich bin stolz darauf Bäuerin geworden zu sein, weil ich unseren Hof liebe“. Es war für die dreifache Mutter nicht immer einfach, doch durch ihre Offenheit ist die 40-jährige in der Dorfgemeinschaft integriert: „Ich mag, wenn mich die Leute kennen, wenn ich zur Kirche gehe oder wenn ich die Kinder in den Kindergarten bringe. Ich möchte nicht anonym bleiben. Die Leute waren immer neugierig, sie wollten wissen, wer die Bäuerin auf den Cestunhof ist, so kam ich mit vielen Leuten ins Gespräch und konnte viele Freundschaften knüpfen, heute noch.“ Sie wünscht den Südtiroler Bäuerinnen zum Welttag der Landfrauen, „dass wir mehr Mut haben weiter zu machen, etwas zu verändern und für uns und unsere Familien auf den Höfen weiter zu kämpfen.“
Auch Silvia Csizmadia Rauter ist gerne Bäuerin. Die gebürtige Ungarin kam aus Neugier nach Südtirol und blieb dann aus Liebe hier. Heute lebt sie mit ihrem Mann Reinhard Rauter in Schnauders. Beide brachten einen Sohn mit in die Ehe, ihr gemeinsamer Sohn rundet die Patchworkfamilie ab. Durch ihre Offenheit und ihre Liebe zur Landwirtschaft, zur Natur und zu ihrem Mann ist sie im Dorf und am Hof voll integriert. Bäuerin sein ist für sie im positiven Sinne komplex: „Weil eine Bäuerin daheim ist, die Hausarbeit macht, die Kinder und die älteren Menschen am Hof versorgt, nebenbei noch arbeitet, am Hof mitarbeitet, auf den Acker geht, die innovative Kraft am Hof ist.“ Sie liebt die Südtiroler Tradition, sie liebt die Tracht: „Das ist für mich wichtig! In Ungarn ist schon viel Tradition verlorengegangen und das ist schade, denn das ist eine Herzensangelegenheit.“
Am Welttag der Landfrauen möchte Landesbäuerin Antonia Egger einen Appell an die Gesellschaft richten: „Schätzen wir die Arbeit der Bäuerinnen, denn sie beleben den ländlichen Raum, der für uns alle so wichtig ist.“ Und sie ruft die Bäuerinnen auf, die Frauen, die aus einem anderen Land kommen und hier auf den Höfen leben, in die Gemeinschaft einzuschließen: „Sprechen wir alle Bäuerinnen, egal woher sie kommen, an, holen wir sie in unsere Organisation, nehmen wir sie mit, damit sie hier bei uns Heimat finden.“