Von: mk
Bozen – Wer seit Februar 2017 öffentliche Bauten plant, muss dafür einen bestimmten Anteil von recycelten Baustoffen verwenden. Das sieht ein Ministerialdekret vom Januar 2017 vor, um nachhaltiges Bauen zu forcieren und natürliche Ressourcen zu schonen. Diese Vorschrift gilt auch für Beton. Was das Dekret besagt, und worauf man bei der Herstellung und Verwendung von Recyclingmaterial bei Beton achten muss, war Thema einer Infoveranstaltung von IDM Südtirol, die gemeinsam mit der Südtiroler Beton Vereinigung „Concrete“ organisiert wurde. Diskutiert wurde auch ein neuer Leitfaden für Recyclingbeton für Südtirol.
Seit Februar 2017 ist in Italien ein Ministerialdekret in Kraft, das die Mindestkriterien für den Umweltschutz – die sogenannten CAM (criteri ambientali minimi) – definiert, die für öffentliche Bauten verpflichtend eingehalten werden müssen. Dazu muss der Planer bereits im Projekt die Verwendung von Recyclingbaustoffen wie eben Recyclingbeton vorsehen. Als Recyclingbeton oder R-Beton bezeichnet man Beton, dem recycelter Betonzuschlag und/oder Recyclingschotter aus Bauabbruch-Materialien beigemischt wird. „Die Qualität des R-Betons hängt naturgemäß stark davon ab, welche Materialien für die Herstellung verwendet und wie diese aufgearbeitet werden. Je hochwertiger und besser diese Materialien getrennt und sortiert werden, umso qualitätsvoller ist auch der fertige Recyclingbeton. Das ist gerade im Hochbau eine wichtige Voraussetzung, um den nötigen Qualitätsanforderungen zu entsprechen. Für die Hersteller ist das eine große Herausforderung“, sagt Stefano Prosseda, Verantwortlicher des Ecosystems Constructions von IDM, das die Infotagung organisiert hat.
Um Unternehmen aus dem Bau- und Recyclingsektor, aber auch Planern und Mitarbeitern von Vergabestellen im Detail zu erklären, welche Kriterien das neue Dekret vorgibt, wie man es in der Praxis umsetzen kann, und welches die neuesten Trends im Sektor sind, organisierte IDM ein Infoevent zum Recyclingbeton. Dabei sprachen zahlreiche Experten aus Südtirol, aber auch aus Italien und Deutschland über verschiedenste Aspekte des Themas. Hauptredner der Veranstaltung war Walter Feeß aus Deutschland, Pionier des R-Betons und Gewinner des „Deutschen Umweltpreises 2016“. Er erzählte, welche neuen Wege zur Gewinnung von qualitätsgesichertem Recyclingzuschlag er in seinem Unternehmen ausfindig gemacht hat. Gebäudeabbrüche sind für Feeß die „Rohstoffvorkommen der Zukunft“ und R-Beton der „Baustoff der nächsten Generation“ und „nachhaltiger Umweltschutz“.
Partner der Infoveranstaltung war die „Concrete Südtirol – Beton Vereinigung“. Zu dieser Vereinigung, die 2016 gegründet wurde, gehören an die 30 Betonhersteller, Baufirmen und Planer in Südtirol. Sie haben sich auf Anregung von IDM zusammengeschlossen, um gemeinsam strategisch die Zukunft ihrer Branche in Südtirol mitzugestalten und das Image des Baustoffs Beton zu verbessern. Das neue Dekret ist ein Thema, an dem alle Mitglieder der Vereinigung stark interessiert sind: „Grundsätzlich ist die Verwendung von recyceltem Beton notwendig und nachhaltig, da dabei Rohstoffe geschont und weniger Deponieflächen benötigt werden, was speziell in Südtirol mit seinen begrenzten Flächen notwendig ist. Aber die Herstellung bedeutet einen höheren Aufwand, weshalb R-Beton teilweise teurer ist als Beton mit Naturmaterial. Deshalb sollte die Verwendung dieses Betons gefördert werden; bei öffentlichen Bauten passiert das bereits durch die gesetzliche Verpflichtung, für den privaten Bereich braucht es aber unbedingt auch Anreize, z.B. durch die Nachhaltigkeitszertifizierung ‚Klimahaus Nature‘“, sagt Werner Kusstatscher, Präsident von „Concrete“. Damit die verwendeten Materialien den erforderlichen Qualitätsanforderungen entsprechen, rege man an, aufbauend auf die Recyclingrichtlinie auch für Beton eigene Kriterien für Südtirol auszuarbeiten.