WKÖ-Chef Mahrer sucht im ASEAN-Raum nach Arbeitskräften (Archivbild)

Österreich will Geschäfte in Südostasien deutlich steigern

Donnerstag, 12. Oktober 2023 | 08:48 Uhr

Singapur gilt als der Hub für wirtschaftliche Aktivitäten in Südostasien schlechthin. Dort liegt auch ein Fokus der Austro-Wirtschaft, dem zwei Tage lang noch mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird: Am Donnerstagvormittag (Ortszeit) ist dort die Wirtschaftskonferenz Austria Connect Southeast Asia mit rund 270 Teilnehmenden eröffnet worden. Darunter sind neben vielen Firmenvertretern etwa alle fünf Botschafter und sechs Wirtschaftsdelegierten, die Österreich in Südostasien hat.

Die Konferenz dient der Vernetzung heimischer mit örtlichen Unternehmen, dem Austausch, der Vertiefung und Weiterentwicklung bestehender Kooperationen und neuer Ideen. Die Wirtschaftsdelegierten informieren in Panels und persönlich über ihre jeweiligen Gebiete und dortige Chancen. Zusätzliche Expertise zur Region auch im Lichte der weltweiten Krisen kommt von den Diplomaten. Dieser “Doppelpaarlauf” soll Unternehmensvertreterinnen und -vertretern besonderen Nutzen bringen.

Gefragt sind unter anderem energie-, wasser-, gesundheits- und verkehrstechnische Lösungen aus Österreich. Dazu kommen Maschinen für die Kunststoff-, Metall- und Nahrungsmittelindustrie. Chancen bieten sich auch im Konsumgüter-Luxussegment, da der Wohlstand in der Region steigt.

“Singapur ist das Sprungbrett nach Südostasien schlechthin”, betonte Wirtschaftskammerpräsident Harald Mahrer. Es gehe ums Brückenbauen. Die Exporte in die ASEAN-Region, laut WKÖ-Außenwirtschaftsvertreterinnen und -vertretern “Wachstumszentrum der Zukunft” oder auch “‘place to be’ für Wachstum und Innovation”, aus Österreich haben voriges Jahr erstmals die Marke von zwei Milliarden Euro überstiegen. In der Heimat würden die Möglichkeiten hier aber oftmals unterschätzt. Die Zusammenarbeit biete weiter Luft nach oben.

Das betonte auch die offizielle Vertreterin Singapurs bei der Konferenzeröffnung, Ministerin Low Yen Ling, die unter anderem für Handel und Industrie zuständig ist. Die Zusammenarbeit sei im Lichte einer komplizierter werdenden Welt unverzichtbar und müsse verstärkt werden.

Aus österreichischer Sicht geht es aber nicht nur um das Einfädeln neuer Geschäfte und Kooperationen im Wirtschaftsraum mit rund 660 Millionen Einwohnern, einem überdurchschnittlichen Wirtschaftswachstum von 5,5 Prozent 2023, steigendem Bildungsgrad und einem Durchschnittsalter von 31 Jahren. In Teilen der Region geht es auch um das Anwerben von Arbeitskräften. Das gilt neben Thailand etwa für die Philippinen – in erster Linie bezogen auf Tourismus und Pflege. “Wir bringen Ausbildungszentren in die Region”, erläuterte Mahrer im Vorfeld der Eröffnung.

Der WKÖ-Chef warnte in diesem Zusammenhang vor einem sich weiter zuspitzenden Fachkräftemangel in der Heimat. Bis 2040 könnten weitere 300.000 Menschen auf dem Arbeitsmarkt fehlen, dem jetzt schon die Leute ausgehen. Das hängt mit der Überalterung der heimischen Gesellschaft zusammen – es fehlen nicht nur Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, auch die Zahl der älteren Mitbürger, die Pflegende brauchen, wächst. “Wir brauchen ausreichend viele ausreichend motivierte Menschen in unterschiedlicher Qualifikation, die bereit und willig sind anzupacken”, so Mahrer. Nur mit neuen Technologien könne dem Arbeitskräftemangel nicht ausreichend entgegengewirkt werden. Auf die Philippinen gibt es noch im Oktober eine Delegationsreise von Tourismusstaatssekretärin Susanne Kraus-Winkler.

“In Summe gibt es ein wahnsinnig großes Potenzial”, sagte die Wirtschaftsdelegierte auf den Philippinen, Christina Stieber. Sie erläuterte Trends in Megastädten der Region – passend ist sie doch in Manila mit 25 Millionen Einwohnern stationiert, Tendenz steigend. Gerade diese Megacities – es gibt im ASEAN-Raum zehn Städte mit mehr als fünf Millionen Einwohnern, die größte ist Jakarta mit mehr als 30 Millionen – böten riesige Möglichkeiten. “Das sind Testlabors, sagte Stieber. “In Manila ist das gesamte Kapital der Philippinen konzentriert. Es ziehen Menschen hin, die sich dort ein besseres Leben erarbeiten wollen. Es gibt ein riesiges Pool an High-Potentials.” Die gleichzeitigen Herausforderungen in solch riesigen Städten führten gepaart mit dem Kapital zu einem riesigen Innovationspotenzial.

Von: apa