Von: mk
Bozen – Neben dem Erhalt eines attraktiven ländlichen Raumes setzt sich die Plattform Land seit jeher für eine intelligente Flächennutzung ein. Nachdem in den letzten Jahren ein Fokus auf der Leerstandserhebung lag, beschäftigt sich die Plattform Land nun stärker mit dem Leerstandsmanagement und der Dorfentwicklung, hieß es auf der Herbst-Mitgliederversammlung.
Dass eine intelligente Flächennutzung und ein attraktiver ländlicher Raum zusammengehören, zeigt sich besonders beim Thema Wohnen. Eine Antwort auf beide Herausforderungen ist die Wiedernutzung von Leerständen, z. B. als Mehrgenerationenhäuser bzw. -dörfer. Näher beleuchtet wird das Thema auf einer Tagung der Plattform Ende November. Dabei sollen erfolgreiche Modelle des Zusammenlebens mehrerer Generationen gezeigt und gleichzeitig diskutiert werden, wie das Zusammenspiel der Generationen noch besser funktionieren und gefördert werden kann.
Mit der Wiedernutzung von Leerständen und dem leistbaren Wohnen auf dem Land wird sich die Plattform Land das ganze nächste Jahr über beschäftigen. Dabei sollen konkrete Vorschläge an die Politik formuliert werden, wie das Leerstandsmanagement verbessert werden kann. „Wenn Leerstände saniert werden anstatt auf der grünen Wiese neu zu bauen, wird wertvoller Kulturgrund eingespart“, erinnerte der Vizepräsident der Plattform Land, Leo Tiefenthaler.
Dass die Nutzung von Leerständen wichtig, aber eben nicht immer ganz einfach ist, beweisen einige Beispiele, die auf der Herbst-Mitgliedertagung angesprochen wurden. In Truden beispielsweise entsteht ein Mehrgenerationenhaus. „Hier ist die große Herausforderung, die verschiedenen Förderungen zu kombinieren“, erklärte Ulrich Höllrigl, der Geschäftsführer der Plattform Land. In Rasen-Antholz möchte die Gemeinde die alte Schule für das Coworking nutzen. „Noch ist aber offen, wie die Finanzierung erfolgen soll. Zudem brauchen solche Strukturen immer auch einen Betreiber.“ Im „Schmalzhaus“, das im Besitz der Gemeinde Prettau ist, sollen soziale Treffpunkte sowie „Starterwohnungen“ für junge Menschen entstehen. Wie hoch genau der Bedarf ist, muss aber zuerst erhoben werden.
Geht es nach der Plattform Land, sollten solche Beispiele im ganzen Land Schule machen und Leerstände, besonders dann, wenn sie im öffentlichen Eigentum sind, saniert und sinnvoll genutzt werden. „Das könnten etwa Mehrgenerationenhäuser sein, wo leistbares Wohnen möglich ist. Solche Initiativen sollten besonders gefördert werden“, sagte Andreas Schatzer, der Präsident der Plattform Land. Auch könnten öffentliche leerstehende Gebäude zukünftig für Kitas, Seniorenclubs, Mehrgenerationencaffes oder ähnliches genutzt werden. Sie tragen wie die Geschäfte zur Ortskernbelebung bei.
Bereits seit einigen Jahren aktiv ist die Plattform Land bei der Erhebung von Leerständen, auf die das Leerstandsmanagement aufbaut. „In mittlerweile 21 Gemeinden haben wir die Leerstände erhoben“, verkündete Schatzer auf der Mitgliederversammlung. „Dabei haben wir uns für eine landeseinheitliche Erhebung der Leerstände stark gemacht.“ Nach einem Beschluss der Landesregierung werden die Leerstände künftig gemäß dem landeseinheitlichen Standard digital erhoben. Einen großen Anteil daran hat auch der Gemeindenverband Südtirol.
Wer einen Leerstand saniert, benötigt häufig eine Beratung. Daher setzt sich die Plattform Land auch für einen Ausbau der Sanierungs- und Energieberatung ein. „Unsere Vision ist ein öffentlich gefördertes Sanierungs- und Energieberatungsmodell, das von Bauherren flächendeckend und zu günstigen Bedingungen in Anspruch genommen werden kann.“ Angedacht seien mindestens 15 Stunden Beratung, die ein Erstgespräch, einen Lokalaugenschein, eine Bestandserfassung, die Prüfung der raumordnerischen Möglichkeiten, eine Kostenschätzung und einen Überblick über die Förderungen beinhalten.
Interessant für den ländlichen Raum scheint der „EU rural pact 2040“ zu sein. Damit soll dem ländlichen Raum mehr (politisches) Gewicht verliehen werden. Gleichzeitig wird ein Fokus auf die Zusammenarbeit und das gegenseitige Lernen gelegt. Um innovative Ideen geht es bei einem Wettbewerb, den die Plattform Land zusammen mit den Raiffeisenkassen Südtirols ins Leben gerufen hat. Interessierte können sich mit einem innovativen Projekt zur nachhaltigen Entwicklung Südtirol bis 31. Dezember melden. Es winken Preise im Gesamtwert von 30.000 Euro.